Das Ehepaar Heymann bezog nun eine Achtzimmerwohnung in der Berkaer Straße 31 in Berlin- Schmargendorf. In den folgenden Jahren beeinträchtigte die antisemitische Politik des NS- Regimes nicht nur Heymanns berufliche Existenz, sondern zwang ihn auch zur Liquidierung seines in Immobilien angelegten Vermögens. Laut Aussagen aus dem Familienkreis wurde Hugo Heymann mehrfach von den NS-Behörden verhaftet und gefoltert. Als sich das Ehepaar im Herbst/Winter 1937 endgültig zur Emigration entschloss, löste man den Hausstand auf und bezog das Hotel Savoy in der Fasanenstraße 9 in Berlin-Charlottenburg. Am 4. Juni 1938 wurde Hugo Heymann jedoch wegen einer Urämie (Harnstoffvergiftung) in das St. Gertrauden-Krankenhaus eingeliefert, wo er einen Tag später im Alter von 57 Jahren verstarb. Seine Witwe, Maria Heymann, war zu diesem Zeitpunkt ebenfalls gesundheitlich in einer schlechten Verfassung, hatte keine Wohnung und das einst so große Vermögen war „durch die Verluste
in der Judenverfolgung“ nahezu restlos aufgebraucht.
Die Witwe zog zunächst vom Hotel Savoy in eine Pension. Anschließend wohnte sie zur Untermiete bei einer Frau von Putlitz in der Berliner Straße in Charlottenburg.
Am 13. Dezember 1938, sechs Monate nach dem Tod ihres ersten Ehemannes, Hugo Heymann, heiratete Maria Heymann auf dem Standesamt Berlin-Wilmersdorf ihren Anwalt, Karl Kaps, geboren am 7. Oktober 1903 in Breslau. Gegenüber den Behörden nach dem Krieg beschrieb sie die Ehe mit Karl Kaps mehrfach als eine Art Schutzehe, durch die sie eine weitere Verfolgung hatte abwenden wollen. Zu vermuten ist, dass sie die Ehe mit ihrem Anwalt aber auch deswegen einging, weil sie andernfalls auf sich allein gestellt gewesen wäre.
Knapp anderthalb Jahre nach der Eheschließung mit Karl Kaps, am 3. Mai 1940, brachte Maria Heymann/Kaps in Berlin den gemeinsamen Sohn Peter zur Welt. Im November 1943 wurde die Wohnung der Familie Kaps in der Landgrafenstraße 3 bei einem Bombenangriff zerstört. Auch die Anwaltskanzlei von Karl Kaps, Unter den Linden 34, wurde getroffen. Daraufhin zogen die Kaps nach Schräbsdorf im Landkreis Frankenstein in der preußischen Provinz Schlesien, wo sie vor den alliierten Bomben sicher waren. In Schräbsdorf oblag Karl Kaps die Verwaltung des örtlichen Ritterguts. Zuvor scheint Karl Kaps Teilhaber einer Anwaltskanzlei in Warschau gewesen zu sein, wo er Zeugenaussagen zufolge mehrere Polen aus dem Konzentrationslager befreite.
Nach dem Sieg der Alliierten über das NS-Regime wurden die Kaps im April 1946 als Deutsche aus Schlesien vertrieben. Maria Heymann/Kaps und Karl Kaps fanden zunächst in Eilvese im Kreis Neustadt am Rübenberge eine Unterkunft. Ein gutes halbes Jahr später zog das Ehepaar nach Roxel im Kreis Münster. Auf der Meldekarte im Stadtarchiv Münster sind zwei weitere Wohnortwechsel vermerkt. 1947 bezog die Familie Kaps eine Wohnung bei Freiherrn von Twickel in Havixbeck. 1952 stellte Karl Kaps dann in Roxel einen Ansiedlungsantrag für den Bau eines Wohnhauses an der Landstraße zwischen Roxel und Münster. Der Antrag wurde bewilligt, und die Familie konnte im Dezember 1954 ihr neues Eigenheim in Roxel beziehen. Nach Flucht, Vertreibung und jahrelangem Wohnen zur Untermiete kam die Familie Kaps hier zu Ruhe. Das selbst erbaute Haus wurde zum Altersruhesitz des Ehepaars Kaps. Maria Heymann/Kaps verstarb dort am 7. April 1972 und ihr Mann Karl Kaps am 23. Oktober 1974.