HIER WOHNTE
RUTH GRUNAU
GEB. KREBS
JG. 1905
DEPORTIERT 3.2.1942
ERMORDET IN
AUSCHWITZ
Ruth Grunau geb. Krebs wurde am 2. Oktober 1905 in Beuthen (Oberschlesien) geboren. Wann sie nach Berlin kam, ist nicht bekannt. Jedenfalls wohnte sie in der Sybelstraße 26 in Charlottenburg, wo sie bei der Volkszählung am 17.5.1939 mit ihrem Mädchennamen Krebs gemeldet war.
Unbekannt ist auch, wann sie Siegmund Grunau, geboren am 14. Januar 1900 in Belgard (Persante) in Pommern, den Vater ihres Kindes Helga, das am 10. Dezember 1937 in Berlin geboren ist, heiratete. Wahrscheinlich war es 1940.
Seit September 1940 wohnte sie in Tiergarten in der Bachstraße 3 im 1. Stock des Quergebäudes. Hier wohnte ihre Schwägerin Hanna Grunau, die am 4. Februar 1894 wie deren Bruder Siegmund in Belgard (Persante) in Pommern geboren wurde. Die junge Familie Siegmund, Ruth und Helga Grunau bezog dort ein Leerzimmer.
Während Ruth Grunau in den Siemens&Schuckert-Werken Zwangsarbeit leisten musste, war ihr Mann Siegmund zu einer Fahrbereitschaft verpflichtet, was ihm nach eigener Angabe in der Woche „30 Reichsmark netto“ einbrachte. Hanna wurde 1939 als Zwangsarbeiterin bei den Deutschen Asbestwerken eingesetzt, wo sie einen Wochenlohn von 20 RM bekam.
Alle vier mussten ins Sammellager an der Großen Hamburger Straße in das ehemalige jüdische Altersheim einrücken, wo sie registriert wurden und am 2. Februar 1943 vorgedruckte 16-seitige „Vermögenserklärungen“ ausfüllen mussten. Für sich und seine Familie tat dies Siegmund Grunau mit Bleistift. Er gab bescheidene Möbel und „div.“ Wäschestücke an und trug bei der Tochter Helga ein: „Eltern wandern mit aus.“ In einer „Verfügung“ der Gestapo vom 1.10.1942, unterschrieben: Hampel, hieß es, „das gesamte Vermögen“ sei … „zugunsten des Deutschen Reiches eingezogen“.
Deportiert wurden alle vier am 3. Februar 1943 vom Güterbahnhof an der Putlitzstraße in Moabit mit 952 Menschen in einem von 16 Waggons ins 570 Kilometer entfernte Konzentrationslager Auschwitz. Dort wurden sie ermordet. Am 19.4.1943 wurde die Wohnung in der Bachstraße geräumt.
Text: Stolpersteine-Initiative Charlottenburg-Wilmersdorf.
Quellen: Bundesarchiv, Adressbücher, Deportationslisten, Zentralarchiv Yad Vashem.