Stolpersteine Marienbader Straße 12

Hauseingang Marienbader Str. 12

Hauseingang Marienbader Str. 12

Diese Stolpersteine wurden am 24.3.2014 verlegt.

Stolperstein Minna Blau

Stolperstein Minna Blau

HIER WOHNTE
MINNA BLAU
JG. 1879
DEPORTIERT 1.11.1941
LODZ/LITZMANNSTADT
ERMORDET 30.11.1941

Stolperstein Fanny Cohn

Stolperstein Fanny Cohn

HIER WOHNTE
FANNY COHN
GEB. REIMANN
JG. 1867
DEPORTIERT 8.9.1942
THERESIENSTADT
1942 TREBLINKA
ERMORDET

Stolperstein Margarete Gumpert

Stolperstein Margarete Gumpert

HIER WOHNTE
MARGARETE
GUMPERT
GEB. GERSTMANN
JG. 1893
DEPORTIERT 14.11.1941
ERMORDET IN
MINSK

Stolperstein Marie Händler

Stolperstein Marie Händler

HIER WOHNTE
MARIE HÄNDLER
GEB. LYON
JG. 1902
DEPORTIERT 13.6.1942
ERMORDET IN
SOBIBOR

Marie Händler geb. Lyon ist am 1. August 1902 in Breslau geboren. Ihre Eltern waren Felix und Viktoria Lyon geb. Stoller. 1906 wurde eine Schwester namens Emilie geboren. Marie machte im März 1922 die Lehramtsprüfung für Lyzeen in Breslau 1. Von der Gründung 1935 bis zur Auflösung 1939 war sie Lehrerin an der Berliner Leonore-Goldschmidt-Schule am Roseneck 2 und wohnte als Untermieterin in der Marienbader Straße 12 bei Kurt und Sidonie Mandowsky, die 1942/43 in Auschwitz und in Riga umgebracht worden sind.

An der Goldschmidt-Schule lernte sie Wolfgang Lennert, geboren am 8. Dezember 1907, kennen, der in Friedenau, Menzelstraße 23, wohnte und als „Vierteljude“ vom 1.4.1937 bis Ostern 1939 dort ebenfalls Lehrer war. Die beiden waren ein Liebespaar. Wolfgang wurde 1940 zur Wehrmacht eingezogen und ist in Stalingrad 1943 umgekommen. Er hatte zahlreiche Feldpostbriefe an seine Familie mit Nachrichten an Marie Händler geschrieben 3. An der Front erfuhr er in vermutlich verschlüsselter Form von ihrer Deportation nach Sobibór 4. In der Zentralen Opferdatei von Yad Vashem ist Majdanek als Todesort angegeben, was durchaus denkbar ist.

Kurz vor ihrer Deportation musste sie zwangsweise in die Rankestraße 14 umziehen, von wo sie in die Sammelstelle in der Synagoge Levetzowstraße gebracht wurde. Zu dieser Zeit war Marie Händler als „Arbeiterin“ eingetragen, also war sie vermutlich als Zwangsarbeiterin verpflichtet. Am 13. Juni 1942 ist sie vom Bahnhof Grunewald oder vom Güterbahnhof Moabit – auch das ist nicht mehr genau klärbar – ins Vernichtungslager Sobibór nach Ostpolen deportiert worden. 746 Menschen waren in diesem Zug, der am 15. Juni 1942 dort ankam.
In Sobibór sind mehr als 150 000 Menschen aus mehreren Ländern ermordet worden.

Marie Händlers Mutter Viktoria, geboren am 7. November 1876 in Breslau, ist am 13. April 1942 von Breslau ins Ghetto Izbica deportiert und im Dezember 1944 in Auschwitz ermordet worden. Izbica war ein Dorf in der Nähe von Lublin im Osten Polens, wo Juden zum Weitertransport in Vernichtungsstätten unter entsetzlichen Umständen ausharren mussten.

Vom Vater Felix Lyon, geboren am 7.4. 1872 5 , und von der Schwester Emilie ist weiter nichts bekannt. Beide tauchen auf keiner Deportationsliste auf.

  • 1 Auskunft von Dr. Jörg H. Fehrs, Arbeitsgruppe Pädagogisches Museum Berlin, 6.3.1994
  • 2 „Passages from Berlin. Recollections of the Goldschmidtschule 1935-1939” ed. by Steve J. Heims 1987, S. 38 u. 55 sowie Brief von Brigitte Brandeis, geb. Frankfurther Jerusalem, vom 10.6.1996 an Th. Lennert: „…Meine erste Lehrerin im Jahr 1935 in der 3. Vorschulklasse [vermutlich Volksschulklasse] war Frau Händler…Ich habe Frau Händler als nett und freundschaftlich mit uns stehend in Erinnerung …“
  • 3 Im Besitz von Dr. Thomas Lennert
  • 4 12.7.1942 (Russland) „…dass ich jetzt dringendere andere Sorgen habe. Was die Situation anlangt, so schrieb (…) mir, dass M. – seit der und der Zeit – zu ihrer Mutter gereist sei.—-„
    28.7.1942 (Russland) „…das Wissen um M.s trauriges und dabei im einzelnen so ungewisses, unfeststellbares und unerleichterbares Schicksal drückt schwer auf meine Stimmung, wenn auch die ständige Beanspruchung durch den Vormarsch und der ständige Wechsel der Eindrücke es unmöglich machen, sich irgendwelchen Stimmungen zu überlassen …“
    3.9.1942 „Im Falle meines Todes, geschrieben in einem Erdloch in der Steppe zwischen Don und Wolga:
    … 6) Die Bekleidung u. ä. Gegenstände aus dem bewussten „Nachlass“ soll Dora [seine Schwester] hüten und, soweit das in Frage kommt, benutzen. Ich bin sicher, mit dieser Bestimmung in Übereinstimmung mit der Eigentümerin zu sein. Sollte diese je in die Lage kommen, ihre Sachen zurückzufordern, so wird Euch aus dem etwaigen Nicht-mehr-Vorhandensein einzelner Stücke kein Vorwurf entstehen. Ich bitte aber, auf jeden Fall dies mein „Testament“ für diese, wenn auch nach menschlichem Ermessen noch so Rückforderung des „Nachlasses“ erwiesen sein, fallen alle Sachen Euch zu, und Ihr werdet sie nach Eurem Ermessen unter Euch teilen.“
  • 5 Bankier, in Willy Cohn: „Kein Recht, nirgends. Tagebuch vom Untergang des Breslauer Judentums 1933-1941“, Bd. 1, Köln, 2007, S. 102 u. 434

Text: Dr. Thomas Lennert und Helmut Lölhöffel
Quellen: Informationen von Dr. Thomas Lennert (Berlin), Neffe und Patensohn von Wolfgang Lennert; Bundesarchiv; Deportationslisten

Stolperstein Kurt Mandowsky

Stolperstein Kurt Mandowsky

HIER WOHNTE
KURT MANDOWSKY
JG. 1883
DEPORTIERT 3.2.1943
ERMORDET IN
AUSCHWITZ

Stolperstein Sidonie Mandowsky

Stolperstein Sidonie Mandowsky

HIER WOHNTE
SIDONIE MANDOWSKY
GEB. FASEL
JG. 1880
DEPORTIERT 15.8.1942
RIGA
ERMORDET 18.8.1942