Stolpersteine Friedrichshaller Str. 28

Hauseingang Friedrichshaller Str. 28

Hauseingang Friedrichshaller Str. 28

Diese Stolpersteine zum Gedenken an die von den Nationalsozialisten ausgelöschte Familie Radziejewki sind von einer Klasse der Alt-Schmargendorf-Grundschule an der benachbarten Reichenhaller Straße gewünscht, vom Förderverein gespendet und am 24.3.2014 verlegt worden.

Stolperstein Alex Radziejewski

Stolperstein Alex Radziejewski

HIER WOHNTE
ALEX
RADZIEJEWSKI
JG. 1896
‘SCHUTZHAFT’ 1938
SACHSENHAUSEN
DEPORTIERT 26.10.1942
RIGA
ERMORDET 29.10.1942

Prof. Nellhaus, Alex und Hans Radziejewski 1930

Alex Radziejewski ist am 15. Juli 1896 in Miłosław in Polen geboren. Mit einer sechsköpfigen Familie wohnte er in Wilmersdorf in der Friedrichshaller Straße 28, im Adressbuch war er als „Kaufmann“ eingetragen. Seine Frau hieß Antonie geb. Nellhaus, die Kinder Hans, Rosemarie, Helga und Guido.

Er wurde Mitte der 1930er Jahre im Konzentrationslager Sachsenhausen eingesperrt, wo er bis 15. Dezember 1938 bleiben musste. Deportiert wurden alle fünf am 26. Oktober 1942 vom Güterbahnhof Moabit in einem mit 798 Menschen, davon waren 55 Kinder unter zehn Jahren, voll besetzten Zug nach Riga. Die Fahrt dauerte vier Tage und drei Nächte. Nach der Ankunft wurden alle erschossen. Das Todesdatum war der 29. Oktober 1942.

Stolperstein Antonie Radziejewski

Stolperstein Antonie Radziejewski

HIER WOHNTE
ANTONIE
RADZIEJEWSKI
GEB. NELLHAUS
JG. 1902
DEPORTIERT 26.10.1942
RIGA
ERMORDET 29.10.1942

Antonie, Erwine Leavor, Rudi Leavor, Helga, Rosemarie 1935

Antonie Radziejewski geb. Nellhaus wurde am 31. Juli 1902 in Berlin geboren. Sie war mit Alex Radziewski verheiratet und hatte vier Kinder: Hans (geb-1924, gest. 1997), Rosemarie (geboren 1928-42), Helga (geboren 1929-42) und Guido (geboren 1938-42). Die ganze Familie wurde am 26. Oktober 1942 vom Berliner Güterbahnhof Moabit nach Riga deportiert und unmittelbar nach der Ankunft in den umliegenden Wäldern erschossen.

Stolperstein Rosemarie Radziejewski

Stolperstein Rosemarie Radziejewski

HIER WOHNTE
ROSEMARIE
RADZIEJEWSKI
JG. 1928
DEPORTIERT 26.10.1942
RIGA
ERMORDET 29.10.1942

Hans, Rudi Leavor, Rosemarie, Erwine Leavor, vorne Helga 1935

Rosemarie Radziejewski wurde am 2. Juli 1928 in Berlin geboren. Sie war die zweitälteste von vier Geschwistern, die mit ihren Eltern Alex und Antonie in Wilmersdorf lebten. Rosemarie war Schülerin. Nachdem der Vater eine Zeitlang in Sachsenhausen eingesperrt war, wurde die junge Familie geschlossen auf dem Güterbahnhof Moabit in einen Zug getrieben, der nach Riga fuhr. Dort wurden sie alle erschossen, als Todesdatum ist der 29. Oktober 1942 überliefert. Rosemarie Radziejewsi war gerade erst 14 Jahre alt.

Stolperstein Helga Radziejewski

Stolperstein Helga Radziejewski

HIER WOHNTE
HELGA
RADZIEJEWSKI
JG. 1929
DEPORTIERT 26.10.1942
RIGA
ERMORDET 29.10.1942

Helga Radziejewski wurde am 27. Dezember 1929 in Berlin geboren. Sie hatte drei Geschwister, Hans, Rosemarie und Guido, und war Schülerin. Schon als Kinder waren sie der Judenverfolgung ausgesetzt. Der Vater Alex war zeitweise in Sachsenhausen eingesperrt. Alle wurden aus Berlin am 26. Oktober 1942 nach Riga deportiert, wo sie umgebracht worden sind.

Stolperstein Guido Radziejewski

Stolperstein Guido Radziejewski

HIER WOHNTE
GUIDO
RADZIEJEWSKI
JG. 1938
DEPORTIERT 26.10.1942
RIGA
ERMORDET 29.10.1942

Guido Radziejewski wurde geboren am 26. August 1938 in Berlin. Mit zweitem Vornamen hieß er Louis. Mit seinem Bruder Hans und den Schwestern Rosemarie und Helga lebte er bei den Eltern in Wilmersdorf.

Deportiert wurde die ganze Familie mit Ausnahme von Hans am 26. Oktober 1942 in die lettische Hauptstadt Riga, wo dieser mit 798 Menschen besetzte Zug aus Berlin am 29. Oktober 1942 ankam. Alle Insassen, darunter auch 55 Kinder, sind sogleich erschossen worden.

Hans Radziejewski 1948

Hans Radziejewski , geboren am 22. September 1924, hat die Shoah überlebt. Er starb am 10. September 1997 in Berlin.

Er war der Älteste der vier Geschwister. Zum Zeitpunkt der Deportation der Familie war er in einer Firma beschäftigt, wurde gewarnt sich nicht am Wohnort aufzuhalten und entging so der Deportation. Danach flüchtete er in den Untergrund, indem er sich bis zum Frühjahr 1943 in einem leeren Grab auf dem jüdischen Friedhof in Weißensee versteckte. Im Frühjahr 1943 wurde er durch einen Denunzianten an die Gestapo verraten und daraufhin verhaftet.

Er wurde nach Ausschwitz gebracht, wo er bis Januar 1945 Zwangsarbeit geleistet hatte und dann im Rahmen des sogenannten Todesmarschs nach Westen gebracht wurde. Auf diesem Weg wurde er im April 1945 von der amerikanischen Armee befreit. Sein damaliger Gesundheitszustand verhinderte sowohl die Emigration in das damalige Mandatsgebiet Palästina wie auch in die USA, so dass er nach mehrjähriger medizinischer Behandlung in bayerischen Sanatorien seit Anfang der 50-er Jahre wieder in Berlin lebte und als Fürsorger arbeitete.

Er hinterließ seine Kinder Claudia, Alexander und Ulrike.

Sein Sohn Alexander Gideon Radziewski, der in Hamburg lebt und arbeitet, hat 2007 bei der Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem in Jerusalem ein digitales Gedenkblatt für die Familie des Vaters eingereicht.

Text: Alexander Radziewski