Stolpersteine Grainauer Straße 11, vormals Prager Straße 30

Hausansicht Grainauer Str. 11, Foto: H-J. Hupka

Hausansicht Grainauer Str. 11, Foto: H-J. Hupka

Diese Stolpersteine wurden am 23.4.2013 In Anwesenheit der Hausgemeinschaft verlegt.

Stolperstein Julius Krombach, Foto: F. Siebold, April 2013

Stolperstein Julius Krombach, Foto: F. Siebold, April 2013

HIER WOHNTE
JULIUS KROMBACH
JG. 1879
DEPORTIERT 13.6.1942
ERMORDET IN
SOBIBOR

Julius Krombach wurde am 25. Juni 1879 in Berlin geboren. Er hatte in der Prager Straße 30 (heute Grainauer Straße 11) ein Geschäft für Damenkonfektion, das im Branchenbuch eingetragen war. Der Laden mit einem Schaufenster auf der rechten Seite des Hauses ist noch zu sehen, er ist jetzt ein Wein Café. Julius Krombach war verheiratet mit Franziska Krombach , geb. Jacobsohn, geboren am 24. März 1882 in Berlin.

Beide mussten sich eines Tages in der zum Sammellager umfunktionierten noch intakten, aber geschlossenen Synagoge an der Levetzowstraße registrieren lassen und wurden am 13. Juni 1942 am Bahnhof Grunewald in einen auf dem Gleis 17 bereitstehenden Zug getrieben, in dem schon etwa 280 Menschen aus Potsdam saßen; nun kamen etwa 750 aus Berlin hinzu. Der Zug fuhr nach Sobibór im Bezirk Lublin im südöstlichen Polen, wo fast alle Insassen ermordet wurden. Insgesamt sind im Vernichtungslager Sobibór schätzungsweise 250 000 Juden umgebracht worden.

Stolperstein Franziska Krombach, Foto: F. Siebold, April 2013

Stolperstein Franziska Krombach, Foto: F. Siebold, April 2013

HIER WOHNTE
FRANZISKA
KROMBACH
GEB. JACOBSOHN
JG. 1882
DEPORTIERT 13.6.1942
ERMORDET IN
SOBIBOR

Stolperstein Jakob Lubasch, Foto: F. Siebold, April 2013

Stolperstein Jakob Lubasch, Foto: F. Siebold, April 2013

HIER WOHNTE
JAKOB LUBASCH
JG. 1894
DEPORTIERT 3.3.1943
ERMORDET IN
AUSCHWITZ

Jakob Lubasch wurde am 6. August 1894 in Rzeszow (deutscher Ortsname: Reichshof) in Galizien (südliches Polen) geboren. Er galt bei den Behörden als „staatenlos“. Mit seiner Frau Bertha Lubasch , geb. Lewinsohn, geboren am 17. Februar 1884 in Lawica (Polen), die ebenfalls als „staatenlos“ registriert war, wohnte er im 3. Stock des Gartenhaues der Prager Straße 30 in einer 2-Zimmer-Wohnung mit Küche für etwa 60 Reichsmark monatlich. Er war Lederarbeiter und hatte nach eigenen Angaben 1941 ein Jahreseinkommen von 2.347,67 Reichsmark, also knapp 200 RM im Monat. In den Berliner Adressbüchern standen ihre Namen nicht, vermutlich wurden sie als Staatenlose nicht aufgenommen, aber bei der Volkszählung am 17.5.1939 sind sie registriert worden.

Als sie aus der Wohnung zur Deportation verschleppt wurden, durften sie nur das Nötigste mitnehmen. Warum sie getrennt wurden, ist nicht erklärbar – normalerweise wurden Eheleute gemeinsam deportiert. In diesem Fall kam Berta Lubasch am 1. März 1943 in einen nach Auschwitz fahrenden, mit 1 682 Menschen überfüllten Zug, Jakob Lubasch zwei Tage später in einen ebenfalls nach Auschwitz fahrenden Zug mit sogar 1 732 Menschen.

Angeblich ausstehende Miete von 478 Reichsmark für die „Judenwohnung“, wie die NS-Behörden sie nannten, wurde von Juni 1943 bis mindestens Januar 1944 von der Oberfinanzkasse an die in Dahlwitz-Hoppegarten wohnende Hauseigentümerin E. von Treskow weiterbezahlt, obwohl Lubaschs längst deportiert und wahrscheinlich schon in den Gaskammern getötet worden waren.

Recherchen und Text: Angelika Brunner, Volker Brunner, Helmut Lölhöffel

Stolperstein Bertha Lubasch, Foto: F. Siebold, April 2013

Stolperstein Bertha Lubasch, Foto: F. Siebold, April 2013

HIER WOHNTE
BERTHA LUBASCH
GEB. LEWINSOHN
JG. 1884
DEPORTIERT 1.3.1943
ERMORDET IN
AUSCHWITZ