Stolpersteine Mommsenstr. 29

Hauseingang Mommsenstr. 29, Foto: Bukschat&Flegel, 20.4.13

Hauseingang Mommsenstr. 29, Foto: Bukschat&Flegel, 20.4.13

Diese Stolpersteine wurden am 2.4.2013 verlegt und von Hausbewohnern gespendet.

Stolperstein Albert Louis Angress, Foto: F. Siebold, April 2013

Stolperstein Albert Louis Angress, Foto: F. Siebold, April 2013

HIER WOHNTE
ALBERT LOUIS
ANGRESS
JG.1869
DEPORTIERT 14.9.1942
THERESIENSTADT
ERMORDET 30.1.1943

Stolperstein Elfriede Angress, Foto: F. Siebold, April 2013

Stolperstein Elfriede Angress, Foto: F. Siebold, April 2013

HIER WOHNTE
ELFRIEDE ANGRESS
GEB. BLOCH
JG. 1872
DEPORTIERT 14.9.1942
THERESIENSTADT
ERMORDET 2.4.1943

Albert Louis Angreß ist am 14. Dezember 1869 in Berlin geboren, seine Frau Elfriede Angreß , geb. Bloch, kam am 23. Juni 1872 in Breslau zur Welt. Sie lebten von 1912 bis 1943 in Charlottenburg in der Mommsenstraße 29 in der 3. Etage.

Das riesige Eckhaus Mommsenstraße 29/Wilmersdorfer Straße 102-103 war Anfang des 20. Jahrhunderts erbaut worden. Die Eigentümer wechselten häufig, offenbar war es ein begehrtes und einträgliches Mietshaus.

Albert Angreß hatte zunächst in der Alexanderstraße 15 gewohnt und sich im Berliner Adressbuch 1911 als „Vertreter für Taschentücher“ der Görlitzer Firma F. Bloch & Co., die zur Thomlinsons Ltd. in Manchester gehörte, eintragen lassen. In den folgenden Jahren, als er mit seiner Frau Elfriede in die Mommsenstraße gezogen war, ließ er sich als manchmal als „Kaufmann“, in anderen Jahren als „Fabrikant“ eintragen. Er war zusammen mit seinem Bruder Bernhard Angreß und seiner verwitweten Mutter Adelheid Angreß, geb. Aber, als Mitinhaber einer Kartonfabrik an der Wassertorstraße 50 in Kreuzberg ausgewiesen. Zumindest bis 1920 war er gleichzeitig Vertreter der Firma Bloch & Co.

Über das Schicksal von Bernhard und Adelheid Angreß ist nichts bekannt. In den Adressbüchern nach 1938 waren sie nicht mehr aufgeführt. Albert und Elfriede Angreß wurden jedenfalls eines Tages 1943 aus der Mommsenstraße abgeholt und in das Sammellager an der Großen Hamburger Straße 26 verschleppt, wo sie sich wie viele zur Deportation vorgesehenen Juden registrieren lassen mussten. Am 14. September 1942 hatten sie sich in einen Marschblock einzureihen, der zum Güterbahnhof Moabit an der Putlitzstraße getrieben wurde. In einem mit 999 Menschen besetzten Zug wurden sie ins Ghetto Theresienstadt gefahren und dort im Gebäude Q 705 untergebracht.

Aus der „Todesfallsanzeige“, die unter 109.123.214.108/de/victims/PERSON.ITI.258636 zu finden ist (fälschlicherweise ist darin die Mommsenstraße 22 als Adresse angegeben), geht hervor, dass er am 30. Januar 1943 an Frostgeschwüren gestorben ist. Seine Frau wurde am 2. April 1943 ums Leben gebracht. An ihrem 70. Todestag wurden zum Gedenken an Elfriede und Albert Angreß in Anwesenheit zahlreicher Hausbewohner zwei Stolpersteine verlegt.

Drei weitere Stolpersteine für Fritz Blumenthal, der Getreidegroßhändler war, und für seine Frau Martha Blumenthal, die beide in Auschwitz ermordet wurden, sowie für Lucie Kreide, die sich durch Selbstmord diesem Schicksal entzog, wurden Stolpersteine vor dem Eingang Wilmersdorfer Straße 102-103 verlegt.
Recherche/Text: Helmut Lölhöffel