Stolpersteine Bamberger Straße 3

Hauseingang Bamberger Str. 3, 03.10.2012

Hauseingang Bamberger Str. 3, 03.10.2012

Diese Stolpersteine wurden von Howard Shattner (Kalifornien, USA), Enkel von Chaim Schattner und Neffe von Jente Schattner, gespendet. Howard Shattner und seine Frau Anastasia sowie Rabbi Walter Rothschild (Berlin) waren bei der Verlegung am 19.6.2012 anwesend.

Stolperstein Chaim Schattner

Stolperstein Chaim Schattner

HIER WOHNTE
CHAIM SCHATTNER
JG. 1867
DEPORTIERT 22. 9.1942
THERESIENSTADT
ERMORDET 20.12.1943

Stolperstein Jente Schattner

Stolperstein Jente Schattner

HIER WOHNTE
JENTE SCHATTNER
JG. 1910
DEPORTIERT 22.9.1942
THERESIENSTADT
ERMORDET 16.5.1944
AUSCHWITZ

Chaim Schattner wurde am 19. August 1867 in Kuty (Polen) geboren. Als junger Mann von fast 26 Jahren heiratete er Ester Sara Scheiner. Ester wurde am 25. Februar 1872 in Zablotow/Polen geboren. Aus dieser Ehe gingen sechs Kinder hervor, die alle in Zablotow geboren wurden: Yitzchak, Nuchim, Jakob, Berl, Meschulim und Jente.

Die Familie Schattner wohnte bis ungefähr 1914 in Zablotow, bis sie nach Wien zogen. Chaim war ein die Regeln einhaltender gläubiger Jude, der sein Leben dem Studium der Lehren, der Riten und Traditionen des Judentums sowie dem Gebet widmete. Er hielt in seiner Wohnung Gottesdienste ab. Außerdem war er in jüdischer Wohlfahrt und Geschäften tätig. Um das Jahr 1927 zog die Familie nach Berlin, wo die Schattner-Brüder bis auf Nuchim, der in Bobowa/Polen lebte, eine Hausverwaltung betrieben.

Anfang Oktober 1938 verließ Nuchim mit seiner Frau und seinen zwei Kindern Polen in Richtung New York. Einige Wochen später, am frühen Morgen des 28. Oktober 1938, führte die Polizei eine Razzia in der Wohnung in der Augsburger Straße durch, in der die übrigen drei Brüder wohnten, eine von vielen Razzien, die im Rahmen der sogenannten “Polen-Aktion” stattfanden. Sie wurden verhaftet und zum Schlesischen Bahnof gebracht, von wo aus sie an die polnische Grenze deportiert wurden. Sie blieben bis September 1939 in Polen und wurden dann nach Antwerpen, Belgien, umgesiedelt. Am 1. Januar 1941 übersiedelten Jakob, Berl und Meschulim nach Marseille, Frankreich, wo sie bis zum 4. Oktober 1942 lebten. Danach fanden sie den Weg in die Schweiz, wo sie die nächsten fünf Jahre als Flüchtlinge in sechs verschiedenen Arbeitslagern und Flüchtlingseinrichtungen lebten. 1947, zwei Jahre nach Kriegsende, erhielten die Brüder Visa und verliessen mit Hilfe von Bruder Nuchim, der sich bis dahin in New York niedergelassen hatte, die Schweiz in Richtung Amerika, wo sie ein neues Leben begannen.

Über das Schicksal von Yitzchak Schattner herrscht Ungewissheit. Es wird vermutet, dass er irgendwo in Polen getötet wurde.

Nach Oktober 1938 waren Chaim Schattner, seine Frau Ester und dieTochter Jente die einzigen Familienmitglieder der Schattners, die immer noch in Berlin lebten. Die nächsten vier Jahre mussten sie wie alle in Deutschland lebenden Juden mit den immer schlechter werdenden Lebensbedingungen zurechtkommen.

Am 31. August 1942 erlag Ester einer Krankheit. Sie wurde auf dem Jüdischen Friedhof in Weißensee bestattet. An ihrer letzten Ruhestätte wurde 1947 ein Grabstein errichtet. Weniger als drei Wochen später wurden Chaim und Jente verhaftet. Am 22. September 1942 wurden sie zusammen mit 98 anderen jüdischen Menschen aus Berlin nach Theresienstadt ins Ghetto deportiert. In den folgenden 15 Monaten tat Jente alles, um ihrem alten Vater unter den äußerst widrigen Umständen beizustehen. Vergebens. Chaim starb am 20. Dezember 1943 im Alter von 76 Jahren.

Jente Schattner

Jente Schattner wurde am 8. Mai 1919 in Zablotow (Polen) geboren. Als Kind erkrankte sie an Kinderlähmung, die zu einer ständigen Schwäche ihrer Beine führte. Nach mehreren Operationen konnte sie mit Hilfe eines Stocks wieder laufen. Als jüngstes Kind und einzige Tochter wurde Jente von ihren Eltern und Brüdern vergöttert.

Jente war musikalisch talentiert und liebte das Klavierspiel. Wenn ihr Bruder Meschulin seine deutschen Lieblingslieder für Familie und Freunde vortrug, begleitete sie ihn oft. Nach unserer Kenntnis war Jente niemals verheiratet.

Am 22. September 1942 ist Jente mit ihrem Vater Chaim nach Theresienstadt ins Ghetto deportiert worden. Fünf Monate nach dem Tod ihres Vaters, am 16. Mai 1944, wurde Jente ins Konzentrationslager Auschwitz deportiert, wo sie im Alter von 44 Jahren ermordet wurde.

Übersetzung des englischen Textes von Howard Shattner ins Deutsche durch Elke Elsner

Beachtlich ist der Film von Howard Shattner “Stumbling Stones for My Family” auf http://www.youtube.com/watch?v=FeQOuQvAi8E , empfehlenswert ist auch: Max Shattner sings “Die Uhr” (Aufnahme: Howard Shattner, 1972), siehe www.youtube.com/watch?v=MbGkkXnBGoE

These two stumbling stones were donated by Howard Shattner, who lives in California, the grandson of Chaim Schattner and nephew of Jente Schattner. Howard’s wife, Anastasia, and Rabbi Walter Rothschild of Berlin, attended the installation which took place on June 19, 2012.

Chaim Schattner was an observant Jew who devoted his life to Jewish learning, customs, traditions, and prayer. Chaim was born on August 19, 1867 in Kuty, Poland. As a young man, sometime before his twenty-sixth birthday, he married Ester Sara Scheiner. Ester was born on February 25, 1872 in Zablotow, Poland. Resulting from this marriage were six children who were born in Zablotow: Yitzchak, Nuchim, Jakob, Berl, Meschulim and Jente.

The Schattner family lived in Zablotow until approximately 1914 when they relocated to Vienna. Chaim held religious services in his home, in addition to being involved in Jewish charitable work and commerce. In approximately 1927 the family relocated to Berlin where the Schattner brothers, except for Nuchim, who was living in Bobowa, Poland, established a property management company.

In October 1938, Nuchim, his wife, and two children, left Poland for New York.On October 28, 1938, one day after the start of a Nazi campaign which targeted Jews possessing Polish nationality, the remaining three brothers, Jakob, Berl, and Meschulim were arrested, and then deported to Poland. After a number of months they found their way to Antwerp, Belgium and then Marseille, France. On October 4, 1942 the brothers were admitted into Switzerland where they lived as refugees until October 1947 when, with the help of brother Nuchim, they emigrated to New York.
The fate of brother Yitzchak Schattner is uncertain, although it is believed he was killed somewhere in Poland.

After October 1938 Chaim Schattner, wife Ester, and daughter Jente were the only members of the Schattner family still living in Berlin. For the next four years they struggled to cope with the increasingly difficult conditions which were imposed on Jews living in Germany.

On August 31, 1942 Ester died of an illness. She was buried in Weissensee Jewish Cemetery where a tombstone, erected in 1947, marks her resting place. Less than three weeks later Chaim and Jente were arrested. On September 22, 1942 they, along with ninety-eight other Jews from Berlin, were forced onto transport 1/67 and deported to Theresienstadt ghetto. For the next fifteen months Jente did her best to care for her elderly father under the harshest conditions, nevertheless, Chaim died on December 20, 1943 at the age of seventy-six.

Jente Schattner was born in Zablotow, Poland on May 8, 1910. She contracted poliomyelitis as a child which caused a permanent weakness in her legs. After several operations she was able to walk again with the assistance of a cane. As the youngest child, and only daughter, Jente was adored by her parents and brothers.

Jente was a gifted musician who loved to play the piano. She often accompanied her brother Meschulim as he entertained family and friends, singing his favorite German songs. As far as we know, Jente never married.

On September 22, 1942 Jente and her father, Chaim, along with ninety-eight other Jews from Berlin, were forced onto transport 1/67 and deported to Theresienstadt ghetto. For the next fifteen months Jente did her best to care for her elderly father who, nevertheless, died on December 20, 1943. Five months later, on May 16, 1944, Jente was transferred to Auschwitz concentration camp where she was murdered at the age of thirty-four.

Text: Howard Shattner