Stolpersteine Kantstr. 132

Hauseingang Kantstr. 132, Foto: Bukschat & Flegel

Hauseingang Kantstr. 132, Foto: Bukschat & Flegel

Diese Stolpersteine wurde am 17.04.2012 verlegt und sind von Dr. Ursula Klein (Berlin) gespendet worden.

Stolperstein Walter Rosenthal, Foto: A. Bukschat & C. Flegel, 25.08.2012

Stolperstein Walter Rosenthal, Foto: A. Bukschat & C. Flegel, 25.08.2012

HIER WOHNTE
WALTER
ROSENTHAL
JG. 1896
DEPORTIERT 29.10.1941
LODZ/LITZMANNSTADT
ERMORDET 6.5.1942

Walter Rosenthal stammte aus Westfalen, er wurde am 7. März 1896 in Unna geboren. Er war Werbefachmann und kam wahrscheinlich erst Anfang der 30er Jahre nach Berlin. Er wohnte zunächst mit seiner Frau Alice, geb. Klein und der am 6. Mai 1933 in Dortmund zur Welt gekommenen Tochter Eva in der Kantstraße 129a, in der Wohnung seiner Schwiegermutter, der Sängerin Lilli Klein . Das Ehepaar Rosenthal zog 1935 oder 1936 wenige Häuser weiter in die Kantstrasse 132.

Stolperstein Alice Rosenthal, Foto: A. Bukschat & C. Flegel, 25.08.2012

Stolperstein Alice Rosenthal, Foto: A. Bukschat & C. Flegel, 25.08.2012

HIER WOHNTE
ALICE ROSENTHAL
GEB. KLEIN
JG.1896
DEPORTIERT 29.10.1941
LODZ/LITZMANNSTADT
ERMORDET 13.5.1942
CHELMNO/KULMHOF

Alice Rosenthal , geb. Klein, war am 31. Oktober 1896 in Charlottenburg zur Welt gekommen. Ihre Eltern waren beide Sänger und auch Alice wurde Sängerin. Das Ausüben künstlerischer Berufe wurde unter Hitler und Goebbels für Juden zunehmend erschwert und sie konnte sich nur durch Gelegenheits-Engagements über Wasser halten, allerdings manchmal auch bei dem nationalsozialistischen „Winterhilfswerk des Deutschen Volkes“, eine staatliche Stiftung, durch die dank (teils erzwungener) Spenden bedürftige „Volksgenossen“ unterstützt wurden. Alice Rosenthal versuchte über ihre Tante Elly, eine Schwester ihrer Mutter, die rechtzeitig nach London emigriert war, für sich und ihre Familie die Ausreise nach England zu erwirken. „Eine Stelle als Diener-Ehepaar wäre das große Los…“ schrieb sie in einem verzweifelten Brief.

Der Plan blieb jedoch ohne Erfolg. Am 29. Oktober 1941 wurden Walther und Alice Rosenthal mit ihrer 8-jährigen Tochter Eva nach Lodz/Litzmannstadt deportiert. Walter kam dort am neunten Geburtstag seiner Tochter, dem 6. Mai 1942, zu Tode, seine Frau und die kleine Eva wurden eine Woche später, am 13. Mai 1942, in das Vernichtungslager Kulmhof (Chelmno) weiter deportiert und dort ermordet.

Alices Mutter, Lilli Klein, wurde am 3. Oktober 1942 nach Theresienstadt deportiert und kam dort am 18. November 1942 im Alter von 80 Jahren ums Leben.

Quellen: Brandenburgisches Landeshauptarchiv, Kartei der Oberfinanzdirektion, Berliner Adressbücher, Angaben der Nachfahren

Stolperstein Eva Rosenthal, Foto: A. Bukschat & C. Flegel, 25.08.2012

Stolperstein Eva Rosenthal, Foto: A. Bukschat & C. Flegel, 25.08.2012

HIER WOHNTE
EVA ROSENTHAL
JG 1933
DEPORTIERT 29.10.1941
LODZ/LITZMANNSTADT
ERMORDET 13.5.1942
CHELMNO/KULMHOF

Stolperstein Siegfried Rosenthal, Foto: A. Bukschat & C. Flegel, 25.08.2012

Stolperstein Siegfried Rosenthal, Foto: A. Bukschat & C. Flegel, 25.08.2012

HIER WOHNTE
SIEGFRIED
ROSENTHAL
JG. 1877
DEPORTIERT 2.4.1942
ERMORDET IM
GHETTO WARSCHAU

Der im gleichen Haus wohnende Siegfried Rosenthal war mit Walter Rosenthal nicht verwandt, die Namensgleichheit war ein Zufall. Siegfried Rosenthal war am 23. Oktober 1877 in Frankenstein (Schlesien) zur Welt gekommen. In der Kantstraße 132 wohnte er als Untermieter von Frau R. Spitzer, die im Adressbuch von 1941 mit dem allen Jüdinnen zwangsweise zugeschriebenen Beinamen „Sara“ geführt wurde, deren weiteres Schicksal aber unbekannt ist. 1942 war sie im Adressbuch nicht mehr aufgeführt. Das war vielleicht der Grund, weshalb im April 1942, zum Zeitpunkt der Deportation, Siegfried Rosenthal aus der Kantstraße bereits ausgezogen war und in der Lothringerstrasse 67 im 2. Stock, ebenfalls zur Untermiete, für 32.- Reichsmark wohnte. Als Beruf gab er in der erzwungenen „Vermögenserklärung“ an: „Ohne Beruf. Krawattenvertreter“ und als Lebensunterhalt „Jüdische Unterstützung“. Er habe einen Bruder, Kurt Rosenthal, wohnhaft Kaiserallee 32. Weitere Angaben enthält seine am 21.4.1942 mit seinem Namen unterschriebene Erklärung nicht.

Das Datum ist auffällig, da er schon am 2. April von dem Sammellager in der Synagoge Levetzowstrasse aus ins Warschauer Ghetto deportiert worden war. Entweder wurde das Formular nicht von ihm oder nachträglich im Ghetto ausgefüllt. Auffällig ist auch, dass, obwohl in einem Schätzungsblatt vom 29.4.42 „Kein Inventar und Mobilien“ vermerkt war, einen Monat später ein Möbelhändler E. Lübke aus Tempelhof der Berliner Oberfinanzdirektion die stattliche Summe von 3014,20 Reichsmark überwies. Offenbar hatte man auf Wegen, die die sonst peniblen Akten nicht vermerken, doch noch Eigentum von Siegfried Rosenthal ausfindig gemacht und „eingezogen“. Siegfried Rosenthals Todesdatum ist nicht bekannt.

Quellen: Brandenburgisches Landeshauptarchiv, Akten der Oberfinanzdirektion, Berliner Adressbücher
Recherchen und Texte: Micaela Haas