Stolpersteine Sybelstraße 46

Hauseingang Sybelstr. 46

Hauseingang Sybelstr. 46

Die Stolpersteine für Clara Wedel und Ruth Hilde Friedmann wurden am 08.11.2011 verlegt.

Der Stolperstein für Adolf Kastellan wurde am 12.11.2013 verlegt. Er wurde von den Enkeln Marco Breit (Italien), Uri Breit (Italien) und Alisah Ben Ghiat (Israel) gespendet.

Stolperstein Clara Wedel

HIER WOHNTE
CLARA WEDEL
JG. 1898
DEPORTIERT 29.1.1943
ERMORDET IN
AUSCHWITZ

Clara Wedel wurde am 8. Mai 1898 in Berlin geboren. Sie war ledig und wohnte bis zum 20. Juni 1941 in der Sybelstraße 46, wo sie Hauptmieterin war. Es ist anzunehmen, dass sie zu diesem Zeitpunkt ihre erlernte Arbeit verloren hatte und sich als Zwangsarbeiterin diese Wohnung nicht mehr leisten konnte. Sie zog nämlich in die Konstanzer Straße 3, wo sie bei Regina Deutsch zur Untermiete ein Leerzimmer in der zweiten Etage des Vorderhauses bezog.
In ihrer Vermögenserklärung, die sie am Tag ihrer Deportation am 29.Januar 1943 unterschreiben musste, gab sie als Tätigkeit an: „Arbeiterin bei ERO Bau“. Werte, die sich in ihrem Besitz befanden, konnte sie nicht angeben.
Die Wohnungen, in denen Clara Wedel sowohl in der Sybelstraße als auch in der Konstanzer Straße lebte, wurden zu einem großen Teil von jüdischen Organisationen zur Weitervermietung an wohnungslos gewordene jüdische Berlinerinnen und Berliner vergeben. So auch die Wohnung in der Konstanzer Straße 3, in der Clara Wedel ein nicht möbliertes Zimmer gemietet hatte. Wahrscheinlich, um die Wohnung und das darin befindliche Mobiliar zu schützen, hatte Regina Deutsch die Wohnung und das darin befindliche Mobiliar an Ida Neumann verkauft. Denkbar ist auch, dass dieser Verkauf erzwungen wurde, feststellbar ist das heute nicht mehr.
Regina Deutsch wurde elf Monate nach dem Verkauf ihrer Wohnung am 9. September 1942 nach Theresienstadt deportiert und zwanzig Tage später nach Treblinka. Das Vernichtungslager hat sie nicht überlebt. Nach der Deportation war die Wohnung versiegelt worden, was auch das Zimmer Clara Wedels betraf. Die Neueigentümerin Ida Neumann musste deshalb über einen Rechtsanwalt die Freigabe der Wohnung erreichen, was auch Clara Wedel dann wieder die Möglichkeit eröffnete, vorerst dort zu bleiben.
Clara Wedel wurde am 29. Januar 1943 aus dem Sammellager in der Großen Hamburger Str. 26 über den Güterbahnhof Berlin-Moabit gemeinsam mit mehr als tausend Menschen nach Auschwitz transportiert. Bei Gottwald/Schulle kann man zu diesem Transport lesen: „Der Zug sollte den Güterbahnhof Berlin-Moabit am 29. Januar 1943 um 17.20 Uhr verlassen und den Güterbahnhof von Auschwitz am nächsten Tag um 10.48 erreichen. Für die etwa 570 km lange Strecke benötigte er 17,5 Stunden planmäßige Fahrzeit. Nach einer ‚Selektion‘ auf der ‚alten Judenrampe‘ wurden 140 Männer sowie 140 Frauen als Häftlinge in das Lager eingewiesen, die übrigen 724 Menschen sogleich in den alten Gaskammern von Birkenau getötet.“ (Gottwald/Schulle, S. 403)
Clara Wedel wurde in Auschwitz ermordet.

Text und Recherche: Stolpersteine-Initiative Charlottenburg-Wilmersdorf

Stolperstein Ruth Hilde Friedmann

HIER WOHNTE
RUTH HILDE
FRIEDMANN
JG.1920
DEPORTIERT 29.10.1941
LODZ/LITZMANNSTADT
ERMORDET 4.5.1942
CHELMNO/KULMHOF

Ruth Hilde Friedmann wurde am 1. Dezember 1920 in Berlin geboren. Wer ihre Eltern waren, lässt sich nicht herausfinden.
In der Sybelstraße 46 in Charlottenburg war sie 1939 bei der Volkszählung als Untermieterin der Familie Klein gemeldet. Vermutlich waren sie dort Haushaltshilfe.

Vor ihrer Deportation musste sie in die Gothaer Straße 5 nach Schöneberg zwangsweise umziehen und Zwangsarbeit leisten. Von dort aus wurde sie abtransportiert, musste sich in der Synagoge Levetzowstraße in Moabit registrieren lassen und wurde dann mit 1009 Menschen nach Lodz/Litzmannstadt deportiert. Dieser Zug verließ den Bahnhof Grunewald, wohin sie sieben Kilometer lang teilweise durch dicht bewohnte Stadtviertel marschieren musste, am 29. Oktober 1941. Am 4. Mai 1942 wurde sie von dort ins etwa 60 Kilometer entfernte Kulmhof (Chelmno) verschleppt und dort ermordet. Sie war 21 Jahre alt.

Stolpersteine-Initiative Charlottenburg-Wilmersdorf

Stolperstein Adolf Kastellan

HIER WOHNTE
ADOLF KASTELLAN
JG.1879
FLUCHT 1937 HOLLAND
DEPORTIERT 19.11.1943
ERMORDET IN
AUSCHWITZ

Adolf Kastellan wurde am 1. Dezember 1879 in Koschmin (Kozmin, heute Polen) in der damals preußischen Provinz Posen geboren. Adolf Kastellan nahm als Frontkämpfer am Ersten Weltkrieg teil und schied 1916 aus der Armee aus.
Nach dem Krieg betrieb er eine Firma, die unter dem Namen „Bauzi“ Teile für Automobile und Flugzeuge herstellte. Adolf Kastellans Frau hieß Meta. Sie hatten zwei Kinder: Ruth, die Mutter von Marco und Uri Breit, und Lotte, die Mutter von Alisah Ben Ghiat.

Von links nach rechts: Ruth, Meta, Lotte, Adolf und Hugo Kastellan im Jahr 1915

Während der Inflationszeit um 1923 war Kastellan als Häusermakler tätig. Bis 1935 war er im Berliner Adressbuch euingetragen:
Kastellan Adolf Kaufm Charlb Sybelstr 46
1936 verließ er Deutschland und ließ sich in Amsterdam nieder. Er wurde aber verhaftet und im KZ-Sammellager Westerbork interniert, das die nationalsozialistischen Besatzer in den Niederlanden eingerichtet hatten. Von dort wurde er am 19. November 1943 nach Auschwitz deportiert. Hier wurde er ermordet. Sein Todesdatum ist unbekannt, seine Frau taucht auf keiner Deportationsliste auf.

Text: Uri Breit. Übersetzung aus dem Englischen: Harald Marpe, Kiezbündnis Klausenerplatz e. V.