Der Stolperstein wurde am 19.03.2011 verlegt.
Stolpersteine Pariser Straße 15

Bild: geni.com
Georg emigrierte nach Brasilien, er lebte noch bis Anfang der 1960er-Jahre in Rio de Janeiro, seine Grabstelle befindet sich jedoch in Israel auf dem Tel Aviver Friedhof Kfar Shmaryahu, wie auch die seines Bruders Hans. Sein Sterbedatum ist auf den 23. Januar 1963 datiert. Seine Frau Anny lebte noch bis 1982 in Tel Aviv.
Siegmund Kamnitzer war nach Südafrika ausgewandert und hatte die südafrikanische Staatsbürgerschaft bekommen. Er lebte in Johannesburg, weitere Spuren seines Lebens führten nach Brasilien – 1948 erfolgte die Einreise mit einem Touristenvisum, 1951 nach Boston/Massachusetts, 1953 nach England, 1958 nach Anchorage/Alaska, 1959 nach Honolulu/Hawaii und New York. Die Vermutung liegt nahe, dass er auf einigen seiner vielen Reisen seine Geschwister besuchte. Er ließ sich am Ende seines Lebens in Kanada nieder und starb 86-jährig 1994 in Toronto.
Hertha, die 1928 Ora Freestone geheiratet hatte, wurde erst 1943 in den USA eingebürgert. Bis 1941 war ihr Wohnsitz in Tijuana/Mexiko, nach der Einbürgerung ließ sie sich in Beverly Hills/Kalifornien nieder. Von Ora Freestone geschieden, reiste sie 1952 ebenfalls mit einem Touristenvisum nach Brasilien ein. Auch hier liegt nahe, dass sie ihren Bruder Georg besuchte.
Edith emigrierte 1936 nach England und heiratete noch im selben Jahr Paul Gröber. Allerdings muss Paul Gröber bald verstorben sein, denn 1948 findet sich allein Edith Gröbers Name im Londoner Telefonbuch. Nach den furchtbaren Pogromen in Deutschland und noch rechtzeitig vor Schließung der Grenzen holte Edith ihre Mutter Feodora zu sich nach London. Sie starb dort 1958 im hohen Alter von 94 Jahren. Noch 1957 hatte sie einen Antrag auf Entschädigung für Cilly gestellt, dieser wurde aber nach ihrem Tod von Edith im Namen aller Geschwister weiterverfolgt.
Edith war in all den Jahren der Verfolgung in regem brieflichen Kontakt mit Cilly, warum Cilly nicht spätestens zusammen mit Feodora nach England auswanderte, wird ein Geheimnis bleiben.
Mit der Auswanderung der Mutter und dem Verlust der Arbeit verlor Cilly auch die Wohnung an der Prager Straße. Zur Zeit der Volkszählung im Mai 1939 finden wir sie in der Pariser Straße 15 gemeldet.
Es war noch nicht die letzte Bleibe vor ihrer Deportation. Irgendwann wurde sie vermutlich zur Untermiete bei anderen jüdischen Bewohnern in der Küstriner Straße 4 in Hohenschönhausen untergebracht. Ob Cilly noch irgendeinen Besitz hatte, ist nicht bekannt. Ihre Vermögensverwertungsakte wurde laut Auskunft des Oberfinanzpräsidenten durch Einstampfung vernichtet.
Am 29. Januar 1943 wurde Cilly Jensen mit dem 1000 Menschen umfassenden 27. Osttransport vom Güterbahnhof Moabit abgehenden Zug nach Auschwitz verschleppt. Da sie auf der Transportliste mit der Berufsbezeichnung „Schneiderin“ als „arbeitsfähig“ vermerkt wurde, könnte sie im Konzentrationslager Auschwitz registriert und zur Zwangsarbeit eingesetzt worden sein.
Cilly Jensens Todesdatum ist nicht bekannt.
Recherche und Text: Karin Sievert, Stolperstein Initiative Charlottenburg – Wilmersdorf
Quellen:
Gedenkbuch – Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Deutschland 1933 – 1945
Landesamt für Bürger- und Ordnungsangelegenheiten – Entschädigungsbehörde
Berliner Adressbücher – Zentral- und Landesbibliothek Berlin
Deportationslisten
Mapping the Lives
Ancestry Passagierlisten und Einwanderungsdokumente
Gottwald/Schulle „Die Judendeportationen aus dem Deutschen Reich 1941 – 1945“
Arolsen Archives
https://www.corsetiere.net/Spirella/History.htm
https://www.findagrave.com/memorial/254882752/siegmund-martin-kamnitzer
https://de.findagrave.com/memorial/254351173/georg-kamnitzer
https://de.findagrave.com/memorial/254351231/anny_kamnitzer
Stolpersteine-Initiative Charlottenburg-Wilmersdorf
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