Stolpersteine Hohenzollerndamm 201

Hausansicht Hohenzollerndamm 201

Hausansicht Hohenzollerndamm 201

Die Stolpersteine für Sally, Fritz und Charlotte Bernstein, Arthur, Gertrud und Regina Redlich sowie Carl, Lotte und Hans-Joachim Klingelhöfer wurden am 29. September 2010 vor dem Haus Hohenzollerndamm 201 verlegt.

Stolperstein für Sally Bernstein

Stolperstein für Sally Bernstein

HIER WOHNTE
SALLY BERNSTEIN
JG. 1868
DEPORTIERT 3.10.1942
THERESIENSTADT
ERMORDET 15.12.1942

Salomon Sally (auch Salli) Bernstein wurde am 13. Dezember 1868 in Kirchohsen (Ortsteil von Emmerthal), einer Gemeinde im Landkreis Hameln-Pyrmont in Niedersachsen, geboren. Wer seine Eltern waren, ist nicht bekannt. Sally wurde von Beruf Lehrer.

Mit 25 Jahren, am 14. Februar 1894, wurde ihm in Jastrow die Erlaubnis erteilt, die dort bestehende jüdische Privatschule zu leiten und in derselben zu unterrichten. Vier Monate später, am 19. Juli 1894, heiratete er die vier Jahre ältere Rosalie Petzal (* 4. März 1864) aus Jastrow, Kreis Deutsch Krone.

Am 2. Mai 1895 wurde ihre Tochter Meta in Lobsens (Łobżenica) im Landkreis Wirsitz im Regierungsbezirk Bromberg, der preußischen Provinz Posen im Deutschen Reich, geboren.
Fünf Jahre später, am 18. Dezember 1900, kam ihr Sohn Friedrich, genannt Fritz, ebenfalls in Lobsens zur Welt. Der jüngste Sohn Erich Seckel wurde am 10. November 1905 in Schwerin an der Warthe (Skwierzyna) geboren. Es ist anzunehmen, dass Sally auch in Schwerin als Schulleiter und Rabbi tätig war.

Als mit dem Versailler Vertrag von 1919 weite Teile der Provinz Posen wieder zu Polen kamen, wurde Schwerin Kreisstadt des Landkreises Schwerin (Warthe), der neu gebildeten preußischen Provinz Grenzmark Posen-Westpreußen.

Als Sally und Rosa am 23. November 1919 die Verlobung ihrer einzigen Tochter Meta mit Adolf Abraham Heidemann aus Berlin bekannt gaben, taten sie das aus Schwerin an der Warthe.
Hier fand dann am 15. Februar 1920 auch die Hochzeit der beiden statt. Am 29. Juli 1921 wurden Sally und Rosa zum ersten Mal Großeltern. Ihre Tochter Meta brachte die Zwillinge Hans Joachim und Egon Siegfried zur Welt. Vier Jahre später, am 28. August 1925, wurde die Tochter Gisela Ingeborg geboren.

Wann genau Sally und Rosa Bernstein nach Berlin kamen, ist nicht bekannt. Zum ersten Mal wird Sally Bernstein im Berliner Adressbuch 1933 am Hohenzollerndamm 201 geführt, damals war er in seinem 65 Lebensjahr. Seine Tochter und ihre Familie wohnten ganz in der Nähe in der Pariser Straße 5.
Ihr Sohn Erich wollte Architekt von Beruf werden. Ihr Sohn Fritz hatte sich als Kaufmann für Schals und Tücher in der Charlottenstraße 22 in Berlin-Kreuzberg selbstständig gemacht und wohnte bei seinen Eltern.
Bei der „Minderheiten-Volkszählung“ am 17. Mai 1939 waren Sally Bernstein, Lehrer im Ruhestand, Rosa Bernstein, ihr Sohn Fritz und ihre Schwiegertochter Lotte am Hohenzollerndamm 201 gemeldet.

Ihre Tochter Meta hatte schon im September 1938 mit ihrer Familie Deutschland verlassen. Sie wanderten nach Sydney, Australien aus.
Sein 33-jähriger Sohn Erich war am 17. Mai 1939 von Le Havre nach New York emigriert und heiratete am 23. Juni 1939 die 12 Jahre jüngere Anneliese Ehrlich aus Berlin. Bei der Hochzeit gab er als Beruf Kaufmann an.

Am 14. März 1942 starb Sallys Ehefrau Rosa mit 78 Jahren im Jüdischen Krankenhaus an Herzmuskelschwäche. Sie wurde auf dem jüdischen Friedhof in Berlin-Weißensee beigesetzt.

Etwa vier Monate später, Ende Juli 1942, mussten Sally, sein Sohn Fritz und seine Schwiegertochter Lotte die langjährig gemietete Wohnung am Hohenzollerndamm 201 verlassen. Seit dem 1. August 1942 war Sally Untermieter bei seinem Sohn Fritz in der Regensburger Straße 13 im Parterre des Gartenhauses.

Schon zwei Monate später bekam Sally den Deportationsbefehl. Er hatte sich im Sammellager in der Gerlachstraße 19/22 einzufinden. Am 28. September 1942 unterschrieb er die Vermögenserklärung. Zusammen mit 959 anderen gelisteten Personen wurde Sally Bernstein mit dem sogenannten 3. Großen Alterstransport (I/71) am 3. Oktober 1942 nach Theresienstadt deportiert.

73 Tage überlebte er das Ghetto Theresienstadt. Er starb am 15. Dezember 1942, zwei Tage nach seinem 74. Geburtstag, aufgrund der unmenschlichen Verhältnisse im Ghetto.

Text und Recherche: Gundula Meiering, Januar 2025

Quellen:
Gedenkbuch, Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Deutschland 1933 – 1945 – Bundesarchiv; Mapping the lives; Berliner Adressbuch; Amtliche Fernsprechbücher Berlin; Arolsen Archives – Karteikarten, Deportationslisten; Landesarchiv Berlin, Personenstandsunterlagen / über ancestry; My Heritage; Brandenburgisches Landeshauptarchiv (BLHA), Potsdam – Vermögenserklärung, Reg.36A (II) 3000 Sally Bernstein;

Stolperstein für Fritz Bernstein

Stolperstein für Fritz Bernstein

HIER WOHNTE
FRITZ BERNSTEIN
JG. 1900
DEPORTIERT 29.1.1943
AUSCHWITZ
ERMORDET MÄRZ 1943

Friedrich Bernstein, genannt Fritz, wurde am 18. Dezember 1900 als zweites Kind von Sally und Rosalie Bernstein geborene Petzal (* 4. März 1864) in Lobsens (Łobżenica; Landkreis Wirsitz im Regierungsbezirk Bromberg der preußischen Provinz Posen im Deutschen Reich) geboren. Sein Vater war in Jastrow als Lehrer und Rabbi tätig. Seine Schwester Meta war fünf Jahre älter als er.

Am 10. November 1905 wurde in Schwerin an der Warthe (Skwierzyna) ihr jüngerer Bruder Erich Seckel geboren. Es ist anzunehmen, dass ihr Vater auch in Schwerin als Schulleiter und Rabbi tätig war.

Wann Fritz nach Berlin kam und wo er die 13 Jahre jüngere Charlotte Strauss (* 20. März 1913), genannt Lotte, aus Frankfurt am Main kennenlernte, ist nicht bekannt. Sie heirateten und wohnten gemeinsam bei Fritz’ Eltern am Hohenzollerndamm 201.

Fritz hatte sich als Kaufmann für Schals und Tücher in der Charlottenstraße 22 in Berlin-Kreuzberg selbstständig gemacht. Lotte war Schneiderin von Beruf.

Auch bei der „Minderheiten-Volkszählung“ am 17. Mai 1939 waren Fritz und Lotte zusammen mit Fritz’ Eltern am Hohenzollerndamm 201 gemeldet.
Fritz’ Schwester Meta hatte schon im September 1938 mit ihrem Ehemann und ihren drei Kindern Deutschland verlassen. Sie waren nach Sydney, Australien ausgewandert.
Sein 33-jähriger Bruder Erich war am 17. Mai 1939 von Le Havre nach New York emigriert und heiratete am 23. Juni 1939 die 12 Jahre jüngere Anneliese Ehrlich aus Berlin.
Es ist anzunehmen, dass Fritz nicht emigrierte, weil er sich für seine Eltern verantwortlich fühlte und sie in Berlin nicht alleine zurücklassen wollte.

Seit ca. 1941 wurde Fritz als Montagearbeiter zur Zwangsarbeit bei Nikolaus & Co in der Köpenicker Straße 27 verpflichtet. Auch Lotte musste bei Nikolaus & Co Zwangsarbeit leisten, allerdings in der Köpenicker Straße 150/51.

Am 14. März 1942 starb Fritz’ Mutter mit 78 Jahren im Jüdischen Krankenhaus an Herzmuskelschwäche. Sie wurde auf dem jüdischen Friedhof in Berlin-Weißensee beigesetzt.

Ende Juli 1942 wurde den drei Zurückgebliebenen ihre Wohnung am Hohenzollerndamm 201 gekündigt. Sie fanden eine 5,5-Zimmer-Wohnung in der Regensburger Straße 13 im Erdgeschoss des Gartenhauses.

Schon zwei Monate später bekam Fritz’ Vater den Deportationsbefehl. Zusammen mit 959 anderen gelisteten Personen wurde Sally Bernstein mit dem sogenannten 3. Großen Alterstransport (I/71) am 3. Oktober 1942 nach Theresienstadt deportiert. Er starb am 15. Dezember 1942 zwei Tage nach seinem 74. Geburtstag aufgrund der unmenschlichen Zustände im Ghetto. Ob Fritz vom Tod seines Vaters unterrichtet wurde, ist nicht bekannt.

Am 21. Januar 1943 wurden Fritz und Lotte Bernstein aufgefordert, ihre Vermögenserklärungen zu unterschreiben. Gut eine Woche später wurden sie zusammen mit 998 anderen gelisteten Personen am 29. Januar 1943 mit dem 27. Osttransport in Güterwaggons unter unmenschlichen Bedingungen in das Konzentrations- und Vernichtungslager Auschwitz deportiert. Auf der Rampe von Auschwitz wurden sie erst einmal für die Zwangsarbeit „selektiert“. Gut einen Monat später, Anfang März 1943, wurden beide ermordet. Fritz Bernstein starb mit 42 Jahren. Lotte Bernstein starb kurz vor ihrem 30. Geburtstag.

Text und Recherche: Gundula Meiering, Januar 2025

Quellen:
Gedenkbuch, Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Deutschland 1933 – 1945 – Bundesarchiv; Mapping the lives; Berliner Adressbuch; Amtliche Fernsprechbücher Berlin; Arolsen Archives – Karteikarten, Deportationslisten; Landesarchiv Berlin, Personenstandsunterlagen / über ancestry; My Heritage; Brandenburgisches Landeshauptarchiv (BLHA), Potsdam – Vermögenserklärung, Reg.36A (II) 3092 Friedrich und Charlotte Bernstein

Stolperstein für Charlotte Bernstein

Stolperstein für Charlotte Bernstein

HIER WOHNTE
CHARLOTTE
BERNSTEIN
GEB. STRAUSS
JG. 1913
DEPORTIERT 29.1.1943
AUSCHWITZ
ERMORDET MÄRZ 1943

Charlotte Bernstein geboren Strauss wurde am 20. März 1913 in Frankfurt am Main geboren. Sie wurde am 29. Januar 1943 gemeinsam mit Fritz Bernstein nach Auschwitz deportiert und dort im März 1943 ermordet.

Stolperstein für Arthur Redlich

Stolperstein für Arthur Redlich

HIER WOHNTE
ARTHUR REDLICH
JG. 1874
DEPORTIERT 29.10.1942
THERESIENSTADT
ERMORDET 23.9.1943

Arthur Redlich wurde am 1. September 1874 in Berlin als zweites von insgesamt acht Kindern geboren.

Stolperstein für Regina Redlich

Stolperstein für Regina Redlich

HIER WOHNTE
REGINA REDLICH
JG. 1889
DEPORTIERT 29.10.1942
THESERESIENSTADT
ERMORDET 1943 IN
AUSCHWITZ

Regina Redlich war das achte und damit jüngste Kind der Familie.

Arthur und Reginas Eltern waren der Kaufmann Moritz Moses Redlich (* 1840) aus Peitz in Brandenburg und dessen Ehefrau Amalie Redlich geborene Redlich (* 1847) aus Bomst (Babimost)/Posen. Eugen Roger, der älteste Bruder, war zwei Jahre vor Arthur am 20. November 1872 zur Welt gekommen. Georg (* 1876), Willy (* 1878) und Margarete (* 1879) starben schon als Babys. Arthurs sechs Jahre jüngere Schwester Gertrud wurde am 23. November 1880 geboren. Es folgte 1885 Eleonore, aber auch sie starb in ihrem ersten Lebensjahr. Danach zog die Familie von Berlin nach Frankenberg in Oberschlesien, wo am 20. Januar 1889 die jüngste Schwester Regina geboren wurde.

Der Vater Moritz Moses Redlich starb mit 62 Jahren am 3. Februar 1902 in Rosenthal (heute ein Ortsteil von Dahme/Mark). Regina war damals erst 13 Jahre alt. Arthur und sein älterer Bruder Eugen lebten zusammen in der seit 1963 nicht mehr existierenden Marsiliusstraße 22 in Berlin-Mitte. Arthur hatte wie sein Vater den Beruf des Kaufmanns erlernt.

Eugen heiratete am 15. Dezember 1903 die 27-jährige Klara, genannt Claire, Kreitner (* 12. Februar 1876) aus Zbaraż, Galizien, Österreich-Ungarn (Zbarazh, heute Ukraine). Neben dem Brautvater war Arthur Trauzeuge. Am 9. Oktober 1904 kam ihre erste Tochter Rita zur Welt. Erst 13 Jahre später, am 7. April 1917, wurde ihre zweite Tochter Margot geboren.

Als Amalie, die Mutter der Geschwister Redlich, am 25. November 1915 nach langer schwerer Krankheit im 69. Lebensjahr starb, wohnte Arthur mit seinen Schwestern Gertrud und Regina in der Holsteinischen Straße 15. Zehn Jahre später führte das Berliner Adressbuch den Vertreter Arthur Redlich in der Holsteinischen Straße 34 und den Buchrevisor Eugen Redlich in der Düsseldorfer Straße 73.

Den Berliner Adressbüchern zufolge wohnten Arthur und seine Schwestern Gertrud und Regina seit 1933 am Hohenzollerndamm 201. Auch bei der „Minderheiten-Volkszählung“ am 17. Mai 1939 waren sie hier gemeldet. Ihr Bruder Eugen und seine Frau lebten zu dem Zeitpunkt ganz in ihrer Nähe in der Güntzelstraße 46. Zum 1. Dezember 1940 mussten sie umziehen, fortan wohnten sie zur Untermiete in einem Leerzimmer bei Dr. Alfred Rosenberg in der Hildegardstraße 31.

Vermutlich Ende Juli 1942 wurde Arthur Redlich, wie auch seinem Nachbar Sally Bernstein, die Wohnung am Hohenzollerndamm 201 gekündigt. Nicht weit entfernt in der Ludwigkirchstraße 12 wurde ihm eine 2-Zimmer-Parterre-Wohnung im Gartenhaus zugewiesen.

Ihr Bruder Eugen und seine Frau Klara bekamen als erste der Familie Redlich den Deportationsbefehl. Die Gestapo transportierte sie am 17. August 1942 in das Ghetto Theresienstadt. Von hier wurden sie am 19. September 1942 nach Treblinka deportiert, wo sie am 22. September 1942 ermordet wurden. Eugen Redlich starb kurz vor seinem 70. Geburtstag. Klara Redlich geborene Kreitner starb mit 66 Jahren.

Am 3. Oktober 1942 deportierte die Gestapo Arthurs und Reginas 62-jährige Schwester Gertrud mit dem „3. Großen Alterstransport“ nach Theresienstadt. In ihrer Vermögenserklärung gab sie an, dass sie Untermieterin von Arthur Redlich sei. Aufgrund der unmenschlichen und katastrophalen Zustände im Ghetto starb Gertrud Redlich schon nach 18 Tagen am 21. Oktober 1942.

Eine Woche später, am 29. Oktober 1942, deportierte die Gestapo auch den Privatier Arthur Redlich und seine jüngste Schwester Regina nach Theresienstadt. Auf der Deportationsliste wurde vermerkt, dass es sich bei den beiden um ein Ehepaar handelte. Vermutlich wollte Arthur durch diese Angabe sicherstellen, dass auch Regina, die aufgrund ihres Alters noch Zwangsarbeit leisten musste, mit in das Altersghetto Theresienstadt kam und nicht allein in Berlin zurückblieb.

Beide lebten bis zum 22. Januar 1943 zusammen im Ghetto Theresienstadt. Am 23. Januar 1943 wurde Regina nach Auschwitz weiter deportiert. Noch am gleichen Tag starb Arthur Redlich um 16.30 Uhr mit 68 Jahren, angeblich an Herzmuskelentzündung. Regina Redlich wurde am 26. Januar 1943 kurz nach ihrem 54. Geburtstag in Auschwitz ermordet.

Nachdem die Nichten Rita Goldlust geborene Redlich und Margot Cohn geborene Redlich 1947 nach langem Nachforschen die traurige Nachricht erhielten, dass ihre „geliebten Eltern … im September 1942 von Theresienstadt nach Polen verschickt wurden und von dort nicht mehr zurückgekehrt sind“, ließen sie eine Todesanzeige für ihre Eltern in die Zeitung setzen. Nicht nur ihre Eltern wurden von den unmenschlichen Handlangern der Nazis ermordet, sondern auch ihr Onkel Arthur und ihre Tanten Gertrud und Regina.

Text und Recherche: Gundula Meiering, Januar 2025

Quellen:
Gedenkbuch, Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Deutschland 1933 – 1945 – Bundesarchiv;
Mapping the Lives;
Berliner Adressbuch; Amtliche Fernsprechbücher Berlin;
Arolsen Archives – Karteikarten, Deportationslisten;
Landesarchiv Berlin, Personenstandsunterlagen / über Ancestry;
My Heritage- Todesanzeige Eugen und Claire Redlich;
Brandenburgisches Landeshauptarchiv (BLHA), Potsdam – Vermögenserklärung, Reg.36A (II) 30686 Gertrud Redlich und Reg.36A (II) 30684 Eugen Redlich

Stolperstein für Gertrud Redlich_neu

Stolperstein für Gertrud Redlich

HIER WOHNTE
GERTRUD REDLICH
JG. 1880
DEPORTIERT 3.10.1942
THERESIENSTADT
ERMORDET 23.10.1942

Gertrud Redlich wurde am 23. November 1880 als sechstes von insgesamt acht Kindern in Berlin geboren. Ihre Eltern waren der Kaufmann Moritz Moses Redlich (* 1840) aus Peitz in Brandenburg und dessen Ehefrau Amalie Redlich geborene Redlich (* 1847) aus Bomst (Babimost)/Posen. Vor Gertrud waren schon ihre Brüder Eugen (* 1872) und Arthur (* 1874) geboren. Georg (* 1876), Willy (* 1878) und Margarete (* 1879) starben schon als Babys. Fünf Jahre nach Gertrud brachte ihre Mutter 1885 Eleonore zur Welt, aber auch sie starb in ihrem ersten Lebensjahr. Danach zog die Familie von Berlin nach Frankenberg in Oberschlesien, wo am 20. Januar 1889 die jüngste Schwester Regina geboren wurde.

Der Vater Moritz Moses Redlich starb mit 62 Jahren am 3. Februar 1902 in Rosenthal (heute ein Ortsteil von Dahme/Mark). Gertrud war damals 21 Jahre alt. Ihre beiden älteren Brüder Eugen und Arthur lebten vermutlich schon in Berlin. Beide hatten wie der Vater den Beruf des Kaufmanns erlernt. Welchen Beruf Gertrud ausübte, ist nicht bekannt. Da sie einkommensteuerpflichtig war, kann davon ausgegangen werden, dass sie einer Arbeit nachging.

Als ihre Mutter Amalie Redlich am 25. November 1915 nach langer schwerer Krankheit im 69. Lebensjahr starb, wohnte die 35-jährige Gertrud zusammen mit ihrem Bruder Arthur und ihrer jüngsten 26-jährigen Schwester Regina in der Holsteinischen Str. 15. Zehn Jahre später führte das Berliner Adressbuch den Vertreter Arthur Redlich in der Holsteinischen Str. 34 und den Buchrevisor Eugen Redlich in der Düsseldorfer Str. 73.

Den Berliner Adressbüchern zufolge wohnten Gertrud, Arthur und Regina Redlich seit 1933 am Hohenzollerndamm 201. Auch bei der „Minderheiten-Volkszählung“ am 17. Mai 1939 waren die drei hier gemeldet. Ihr Bruder Eugen und seine Frau lebten zu dem Zeitpunkt ganz in ihrer Nähe in der Güntzelstr. 46. Zum 1. Dezember 1940 mussten sie umziehen, fortan wohnten sie zur Untermiete in einem Leerzimmer bei Dr. Alfred Rosenberg in der Hildegardstr. 31 in Berlin-Wilmersdorf.

Vermutlich Ende Juli 1942 wurde Arthur Redlich, wie auch seinem Nachbar Sally Bernstein, die Wohnung am Hohenzollerndamm 201 gekündigt. Nicht weit entfernt in der Ludwigkirchstr. 12 wurde den drei Geschwistern eine 2-Zimmer-Parterre-Wohnung im Gartenhaus zugewiesen.

Gertruds Bruder Eugen und seine Frau Klara bekamen als erste der Familie Redlich den Deportationsbefehl. Die Gestapo transportierte sie am 17. August 1942 mit dem „1. Großen Alterstransport“ in das Ghetto Theresienstadt. Von hier wurden sie am 19. September 1942 nach Treblinka deportiert, wo sie am 22. September 1942 ermordet wurden. Eugen Redlich starb kurz vor seinem 70. Geburtstag. Klara Redlich geborene Kreitner starb mit 66 Jahren.

Gertrud war die nächste, die den Deportationsbefehl erhielt. Am 30. September füllte sie in dem zum Sammellager umfunktionierten ehemaligen Gemeindezentrum und Rabbinerserminar von Addas Jisroel in der Artilleriestraße 31 (heute Tucholskystraße 40) in Berlin-Mitte ihre Vermögenserklärung aus. Sie gab an, dass sie Untermieterin von Arthur Redlich sei und keinerlei Vermögen habe. In der „Vermögensakte“, die im Brandenburgischen Landeshauptarchiv einzusehen ist, wurde dem Deutschen Reich durch Gertrud Redlich Einnahmen in Höhe von 805,40 RM für die Wohnungseinrichtung und 219,95 RM für den Rückkaufswert eines Lebensversicherungsvertrags der Victoria Versicherung gutgeschrieben. In Abzug gebracht wurde eine Forderung des Finanzamtes Wilmersdorf, nach der Gertrud Redlich noch aus 1941 Einkommensteuer in Höhe von 20 RM zu zahlen hatte. „Das Vermögen der Jüdin wurde als volks- und staatsfeindlich eingezogen“, teilte der Chef der Sicherheitspolizei in einem Schreiben mit.

Am 3. Oktober 1942 deportierte die Gestapo 1.022 Personen, darunter auch die 62-jährige Gertrud Redlich mit dem „3. großen Alterstransport“ nach Theresienstadt. Aufgrund der unmenschlichen und katastrophalen Zustände im Ghetto starb Gertrud Redlich schon nach 18 Tagen am 21. Oktober 1942.

Eine Woche später, am 29. Oktober 1942, deportierte die Gestapo auch Gertruds Bruder, den Privatier Arthur Redlich, und ihre jüngste Schwester Regina nach Theresienstadt. Beide lebten bis zum 22. Januar 1943 zusammen im Ghetto Theresienstadt. Am 23. Januar 1943 wurde Regina nach Auschwitz weiter deportiert. Noch am gleichen Tag starb Arthur um 16.30 Uhr mit 68 Jahren angeblich an Herzmuskelentzündung. Regina wurde am 26. Januar 1943 kurz nach ihrem 54. Geburtstag in Auschwitz ermordet.

Nachdem Gertruds Nichten, die Töchter ihres Bruders Eugen, Rita Goldlust geborene Redlich und Margot Cohn geborene Redlich, die Ende der 1930er-Jahre aus Deutschland geflüchtet waren, 1947 nach langem Nachforschen die traurige Nachricht erhielten, dass ihre „geliebten Eltern … im September 1942 von Theresienstadt nach Polen verschickt wurden und von dort nicht mehr zurückgekehrt sind“, ließen sie eine Todesanzeige für ihre Eltern in die Zeitung setzen. Nicht nur ihre Eltern wurden von den unmenschlichen Handlangern der Nazis ermordet, sondern auch ihre Tanten Gertrud und Regina und ihr Onkel Arthur.

Text und Recherche: Gundula Meiering, Januar 2025

Quellen:
Gedenkbuch, Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Deutschland 1933 – 1945 – Bundesarchiv; Mapping the lives; Berliner Adressbuch; Amtliche Fernsprechbücher Berlin; Arolsen Archives – Karteikarten, Deportationslisten; Landesarchiv Berlin, Personenstandsunterlagen / über ancestry; My Heritage- Todesanzeige Eugen und Claire Redlich; Brandenburgisches Landeshauptarchiv (BLHA), Potsdam – Vermögenserklärung, Reg.36A (II) 30686 Gertrud Redlich und Reg.36A (II) 30684 Eugen Redlich

Stolperstein für Carl Klingelhöfer

Stolperstein für Carl Klingelhöfer

HIER WOHNTE
CARL
KLINGELHÖFER
JG. 1899
DEPORTIERT 2.3.1943
AUSCHWITZ
ERMORDET

Alfred Ernst Carl Klingelhöfer wurde am 16. April 1899 in Metz, Lothringen (heute Frankreich) als jüngstes von insgesamt drei Kindern geboren. Sein Rufname war Carl. Sein Vater Karl Klingelhöfer gehörte der evangelischen Kirche an. Seine Mutter Karoline Klingelhöfer geborene Kahn war Jüdin. Carl hatte zwei Schwestern, die sechs Jahre ältere Bertha Karoline Elsa (* 19. Januar 1893) und die vier Jahre ältere Pauline Hedwig (* 12. Juni 1895).

Er wurde Kaufmann von Beruf und stieg ins Bankgeschäft ein. Vermutlich kam er 1930 mit 31 Jahren nach Berlin. Das Berliner Adressbuch führte ihn von 1931 bis 1934 als Bankdirektor in der Seydlitzstraße 51 in Berlin-Lankwitz.

Wann und wo Carl seine spätere Ehefrau Lotte Kann aus Mannheim kennenlernte und heiratete, ist nicht bekannt. Am 27. Dezember 1931 wurde ihr gemeinsamer Sohn Hans-Joachim in Berlin-Charlottenburg geboren.

Das Berliner Adressbuch 1935 führte Carl Klingelhöfer als „Bankdirektor außer Dienst“ in der Nassauischen Straße 61. Vermutlich durfte Carl seinen Beruf nicht weiter ausüben, weil er keine „rein arische Abstammung“ nachweisen konnte. Als nicht arisch galt, wer von nicht arischen, insbesondere jüdischen Eltern oder Großeltern abstammte. Dieses war bei Carl aufgrund seiner jüdischen Mutter der Fall. Mit dem Ariernachweis begann die Ausgrenzung von „Nichtariern“. Da half es auch nicht, evangelisch getauft zu sein. In der Ersten Verordnung zum Reichsbürgergesetz 1935 wurde die Gruppe der später so genannten „Geltungsjuden“ definiert. Als Jude galt demnach auch der von zwei jüdischen Großeltern abstammende jüdische „Mischling”, der beim Erlass des Gesetzes mit einem Juden verheiratet war, was bei Carl ebenfalls der Fall war.

Porträt Carl Klingelhöfer

Porträt Carl Klingelhöfer

Seit 1936 wohnte die Familie Klingelhöfer in einer 3-Zimmer-Wohnung des II. Portals im III. Stock links am Hohenzollerndamm 201. In eines der Zimmer zog am 1. Dezember 1940 die Witwe Margarete Adolfine Stern (* 23. Dezember 1871 in Berlin) aus der Nassauischen Str. 61 zur Untermiete ein.

Von seinem Schwager Adolf Faust, dem aus Saarbrücken stammenden Ehemann seiner Schwester Pauline Hedwig, bekam er von Dezember 1939 bis Oktober 1940 zur Unterstützung seines Lebensunterhalts monatlich 250 RM als Darlehen überwiesen. Da er den Betrag nicht zurückzahlen konnte, schlossen sie am 25. Oktober 1941 einen notariellen Vertrag, der die Wohnungseinrichtung der Klingelhöfers als Sicherung der Schuld in Höhe von insgesamt 2.750 RM beurkundete.

Carl Klingelhöfer wurde ab 1941 zur Zwangsarbeit herangezogen. Er musste als Hilfsarbeiter bei der Firma Helmut Korth, Fabrik für Feinmechanik und Optik, Mikroskope-Bau in Berlin-Mitte, Kesselstraße 9 (heute: Habersaathstraße), für 38 RM wöchentlich Zwangsarbeit leisten.

Carl Klingelhöfer und Sohn Hans-Joachim

Carl Klingelhöfer und Sohn Hans-Joachim

Vermutlich wurde er bei seiner Arbeit am 27. Februar 1943 im Rahmen der „Fabrikaktion“ von der Gestapo festgesetzt. Seine Vermögenserklärung unterschrieb er am 1. März 1943 im Sammellager in der Levetzowstraße 8.
Carl wurde zusammen mit 1.757 anderen Personen am 2. März 1943 mit dem „32. Osttransport“ nach Auschwitz deportiert. Ob er sofort nach der Ankunft in Auschwitz-Birkenau in der Gaskammer ermordet wurde oder noch zum Arbeitseinsatz selektiert wurde, ist nicht bekannt. Am 16. April 1943 wäre er 44 Jahre alt geworden.

Am 10. März 1943 machte sein Schwager Adolf Faust aus Saarbrücken die Vermögensverwertungsstelle des Oberfinanzpräsidenten in Berlin Brandenburg darauf aufmerksam, dass er eine Darlehnsforderung gegen „Carl Israel Klingelhöfer“ in Höhe von 2.750 RM habe und dass ihm zur Sicherung der Forderung die Wohnungseinrichtung und Gebrauchsgegenstände durch notarielle Urkunde übereignet worden seien. Er bat deshalb darum, von einer Einziehung der Wohnungseinrichtung abzusehen.

Schon am 20. März 1943 wurde die Wohnung geräumt, da ein ausgebombter Mieter aus der Detmolder Straße 55 dringend um Einzug in die Wohnung gebeten hatte. Der Wohnungseinrichtungserlös der Familie Klingelhöfer betrug 3.512 RM für das Deutsche Reich. Adolf Faust stellte nach dem Krieg einen Entschädigungsantrag, um an das ihm zustehende Geld zu kommen.

Quellen:
Bundesarchiv – Gedenkbuch, Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Deutschland 1933 – 1945;
Mapping the Lives;
Berliner Adressbücher; Amtliche Fernsprechbücher Berlin;
Arolsen Archives – Karteikarten, Deportationslisten;
Landesarchiv Berlin, Personenstandsunterlagen / über Ancestry;
My Heritage; Brandenburgisches Landeshauptarchiv (BLHA), Potsdam – Vermögenserklärungen, Reg. 36A (II) 19563 Carl Klingelhöfer und Reg. 36A (II) 37 201 Margarete Adolfine Stern

Stolperstein für Lotte Klingelhöfer

Stolperstein für Lotte Klingelhöfer

HIER WOHNTE
LOTTE
KLINGELHÖFER
GEB. 1908
DEPORTIERT 4.3.1943
AUSCHWITZ
ERMORDET

Lotte Klingelhöfer geboren Kann wurde am 8. Februar 1908 in Schweinfurt geboren.

Lotte Kann wurde am 8. Februar 1908 in Schweinfurt geboren. Ihr Vater, der Kaufmann Isidor, genannt Max, Kann (*24. August 1877) kam aus Rheinböllen im Kreis Simmern und hatte fünf Geschwister. Ihre Mutter Rosa geborene Idstein (*24. März 1878) war in Mannheim geboren und hatte acht Geschwister. In Mannheim heirateten Lottes Eltern am 19. Dezember 1905. Nach der Heirat zogen sie nach Schweinfurt in Bayern, wo auch Lottes ältere Schwester Greta am 29. September 1906 zur Welt gekommen war.

Am 7. Dezember 1909 starb Lottes Großmutter mütterlicherseits, Rebecca, genannt Babette oder Friedericke, Idstein geborene Kann (*17. Dezember 1843 in Arheilgen) mit 65 Jahren in Mannheim. Fünf Jahre später, am 13. Dezember 1914, starb auch ihr Großvater Feist Idstein (*8. Oktober 1839 in Babenhausen) mit 75 Jahren in Mannheim. Vermutlich wohnte die Familie Kann zu dieser Zeit nicht mehr in Schweinfurt, sondern wieder in Mannheim.

Von August 1914 bis 1918 nahm Lottes Vater am Ersten Weltkrieg teil und war in Aschaffenburg stationiert. Lottes jüngster Bruder Heinz wurde mitten im Krieg am 23. Juli 1916 in Mannheim geboren.

Es ist anzunehmen, dass Lotte eine höhere Bildung genoss. Wann und wo sie den Bankier Carl Klingelhöfer (16. April 1899) aus Metz kennenlernte und heiratete, ist nicht bekannt. Vermutlich kamen sie 1930 als verheiratetes Paar zusammen nach Berlin. Lottes Ehemann Carl trat eine Stelle als Bankdirektor an. Sie wohnten 1931 in der Seydlitzstraße 51 in Berlin-Lankwitz. Am 27. Dezember 1931 wurde Lotte mit 23 Jahren Mutter eines Sohnes, den sie Hans-Joachim nannten.

Am 6. September 1934 starb Lottes Vater, der Kaufmann Isidor Kann, mit 57 Jahren in Mannheim. Lottes Onkel, der Bürgermeister Salomon Idstein, meldete seinen Tod beim Standesamt in Mannheim. Isidor Kann wurde auf dem jüdischen Friedhof in Mannheim beigesetzt. Charlottes verwitwete Mutter Rosa Idstein lebte fortan bei ihrem jüngeren Bruder Otto Idstein (*27. Dezember 1879) und seiner Ehefrau Selma geborene Ehrlich (*14. Juni 1892).

Das Berliner Adressbuch führte Carl Klingelhöfer 1935 als „Bankdirektor außer Dienst“ in der Nassauischen Straße 61 in Berlin-Wilmersdorf. Vermutlich durfte Lottes Ehemann seinen Beruf nicht weiter ausüben, weil er keine „rein arische Abstammung“ nachweisen konnte. Seine Mutter Karoline Klingelhöfer geborene Kahn war jüdischer Abstammung, was ihn zum „Halbjuden“ machte; und durch die Heirat mit seiner Frau wurde er im Sprachgebrauch der Nationalsozialisten zum „Geltungsjuden“.

Seit 1936 wohnte die Familie Klingelhöfer in einer 3-Zimmer-Wohnung des II. Portals (Aufgangs) im III. Stock links am Hohenzollerndamm 201. Lottes 29-jährige Schwester Greta Kann und ihr 20-jähriger Bruder Heinz Kann wanderten am 27. Juli 1936 nach New York aus. 1940 holten sie ihre Mutter Rosa Kann nach. Sie kam am 16. Mai 1940 über Genua nach New York, wo sie sich Rose nannte.

Am 1. Dezember 1940 wurde den Klingelhöfers die 68-jährige Witwe Margarete Adolfine Stern (*23. Dezember 1871 in Berlin), die vorher ca. zwei Jahre in der Nassauischen Straße 61 gewohnt hatte, zur Untermiete eingewiesen. Sie lebte bei ihnen in einem möblierten Zimmer.

Lotte und Hans-Joachim Klingelhöfer

Lotte und Hans-Joachim Klingelhöfer

Es ist davon auszugehen, dass Lotte ebenso wie ihr Ehemann Carl seit 1941 Zwangsarbeit leisten musste. Ihr 10-jähriger Sohn durfte nicht mehr in die öffentliche Schule gehen und blieb bis September 1942 zuhause bei der Untermieterin Margarete Stern. Am 3. Oktober 1942 deportierte die Gestapo Margarete Stern nach Theresienstadt, wo sie aufgrund der unmenschlichen Zustände im Ghetto zwei Tage nach ihrem 71. Geburtstag am 25. Dezember 1942 starb. Für Margarete Stern wurde am 15. April 2010 in der Nassauischen Straße 61 ein Stolperstein verlegt.

Vermutlich wurde Lotte, wie auch ihr Ehemann Carl, am 27. Februar 1943 im Rahmen der „Fabrikaktion“ von der Gestapo festgesetzt. Nachdem Carl am 2. März deportiert wurde, blieben Lotte und Hans-Joachim zusammen im Sammellager. Sie wurden mit 1.140 anderen Personen am 4. März 1943 mit dem „34. Osttransport“ nach Auschwitz deportiert. Zum Arbeitseinsatz gelangten 389 Männer (Buna) und 96 Frauen. „Sonderbehandelt“ wurden 151 Männer und 492 Frauen und Kinder. Höchstwahrscheinlich gehörten Lotte und ihr Sohn Hans-Joachim zu den Menschen, die nach der Ankunft in Auschwitz-Birkenau sofort in die Gaskammer geführt und dort ermordet wurden. Lotte Klingelhöfer geborene Kann starb mit 35 Jahren und ihr Sohn Hans-Joachim mit 11 Jahren.

Text und Recherche: Gundula Meiering, Februar 2025

Quellen:
Bundesarchiv – Gedenkbuch, Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Deutschland 1933 – 1945;
Mapping the Lives; Berliner Adressbücher;
Amtliche Fernsprechbücher Berlin; Arolsen Archives – Karteikarten, Deportationslisten; Landesarchiv Berlin, Personenstandsunterlagen / über Ancestry;
My Heritage; Brandenburgisches Landeshauptarchiv (BLHA), Potsdam – Vermögenserklärungen, Reg. 36A (II) 19563 Carl Klingelhöfer und Reg. 36A (II) 37 201 Margarete Adolfine Stern

Foto: Yad Vashem, Porträt Lotte Klingelhöfer Archivsignatur: 15000/14124415 Yad Vashem, Lotte Klingelhöfer und Hans-Joachim Archivsignatur: 15000/14108581

Stolperstein für Hans Joachim Klingelhöfer

Stolperstein für Hans Joachim Klingelhöfer

HIER WOHNTE
HANS JOACHIM
KLINGELHÖFER
JG. 1931
DEPORTIERT 4.3.1943
AUSCHWITZ
ERMORDET

Hans-Joachim Klingelhöfer wurde am 27. Dezember 1931 in Berlin geboren.