Stolperstein Waldschulallee 7

Hausansicht Waldschulallee 7

Mitglieder des Siedlervereins Eichkamp e.V., Abiturienten der Wald-Oberschule und Schülerinnen der Rudolf-Steiner-Schule haben 2008 eine Stolperstein-Initiative Eichkamp gegründet und an Recherchen über 31 Eichkamper mitgewirkt, die wegen ihrer jüdischen Herkunft verfolgt wurden. Die meisten von ihnen wurden in Konzentrationslagern ermordet. Für 27 von ihnen wurden Stolpersteine verlegt, für drei weitere nicht, weil sich die Nachfahren dagegen aussprachen.
Weitere Informationen zu den Eichkamper Stolpersteinen finden Sie auf der Website der Siedlung Eichkamp.

Der Stolperstein für Eva Susanne Baruch wurde am 12.09.2007 im Auftrag ihres Bruders, Prof. Leslie Baruch Brent, London, verlegt.

Die Stolpersteine für Hans S. und seine Frau Anna Magud und Clara Grau wurden am 08.09.2009 verlegt.

Stolperstein für Eva Susanne Baruch

Stolperstein für Eva Susanne Baruch

HIER WOHNTE
EVA SUSANNE BARUCH
JG. 1923
DEPORTIERT 26.10.1942
RIGA
ERMORDET 29.10.1942

Eva Susanne Baruch

Eva Susanne Baruch

Eva Susanne Baruch, *11.01.1923 in Koszalin (Köslin), wohnte als Untermieterin im Haus der Familie Magud und war Schwesternschülerin im Jüdischen Krankenhaus. Ihr Vater, Vertreter der Firma Bleyle, Kinderkleidung, war mit der Familie wegen der antisemitischen Strömungen 1938 nach Berlin gezogen. Sie wurde mit 19 Jahren am 26.10.1942 zusammen mit ihren Eltern (Stolpersteine in Charlottenburg, Roscherstr.7 ) nach Riga deportiert und dort in den Wäldern von Bikernieki am 28.10.1942 ermordet.
Ihr Bruder Lothar (später Leslie), der 1938 mit einem Kindertransport nach England fliehen konnte, hat die Verlegung dieses Stolpersteins veranlasst.
Das Schicksal seiner Familie beschrieb er in seiner Biographie.
(Leslie Baruch Brent, Sunday’s Child? A Memoir, Bank House Books, East Grinstead, UK 2009; dt. Leslie Baruch Brent, Ein Sonntagskind? Vom jüdischen Waisenhaus zum weltbekannten Immunologen, Berliner Wissenschafts-Verlag 2009)

Text: Stolperstein-Inititative Eichkamp

Stolperstein für Hans S. Magud

Stolperstein für Hans S. Magud

HIER WOHNTE
HANS S. MAGUD
JG. 1862
DEPORTIERT 16.12.1942
THERESIENSTADT
ERMORDET 26.1.1943

Das Ehepaar Hans und Anna Magud stammte aus Oberschlesien. Hans Magud, *12.03.1862 in Rudy Piekar, Anna Magud, *02.05.1878, geb. Steinitz, in Katowice, waren beide evangelisch. Hans Magud kam zum Studium nach Berlin, doch brach er dieses wegen der antisemitischen Strömungen an der Friedrich-Wilhelm-Universität ab. Danach arbeitete er in der Kohlen- und Außenhandels­reederei Caesar Wollheim. Die Familie Magud bewohnte das Haus Waldschulallee 7 von 1934 bis 1940.

Tochter Kaethe konnte nach Großbritannien emigrieren, Tochter Annemarie war durch eine sog. „privilegierte Mischehe“ relativ geschützt.
In ihr Haus nahmen sie – auch aus finanzieller Not nach der Kürzung, bzw. Einstellung der Pensionsbezüge- andere Verfolgte auf: Eva Baruch und Clara Grau.1940 wurden sie gezwungen, ihr Haus an die „Gemeinnüt­zige Wohnungs- und Heimstätten GmbH Dachau“ (SS-Organisation) zu verkaufen. Das Ehe­paar wohnte von da an in verschiedenen sog. „Judenwohnungen“ mit anderen Verfolgten auf sehr beengtem Raum zusammen, zuletzt in der Rosenheimer Straße 27 (Schöneberg). Im November 1942 verhaftete die Gestapo das Ehepaar und brachte es in ein Durchgangslager. Am 16.12. 1942 wurden beide mit dem „77. Altentransport“ in das Konzentrationslager Theresienstadt deportiert. Aus Mitteln des Zwangsverkauf des Hauses mussten sie die Kosten der Deportation bezahlen.
Der 80-jährige Hans Magud starb bereits nach einem Monat, am 26.01.1943. Anna Magud überlebte das Konzentrationslager schwer krank und starb 75-jährig am 26.09.1953. Die Töchter überlebten. Anna Maguds Bruder, Eugen Steinitz, konnte nach Brasilien emigrieren.

Stolperstein für Anna Magud

Stolperstein für Anna Magud

HIER WOHNTE
ANNA MAGUD
GEB. STEINITZ
JG. 1878
DEORTIERT 16.12.1942
THERESIENSTADT
BEFREIT MAI 1945

Stolperstein für Clara Grau

Stolperstein für Clara Grau

HIER WOHNTE
CLARA GRAU
JG. 1859
VOR DEPORTATION
FLUCHT IN DEN TOD
27.9.1942

Clara Grau, *06.12.1859 in Rastenburg bei Königsberg (Kaliningrad), war in Berlin lange Zeit zusammen mit ihrer Schwester Margarethe, die 1928 verstarb, als Lehrerin an der Vogelschen Schule, einem Mädchenseminar, tätig. Die Schwestern lebten zu dieser Zeit in der Marchstra­sse und hatten freundschaftlichen Umgang mit der Bankiersfamilie Ebeling. Ab 1936 ist die 77-jährige Clara Grau in der Waldschulallee 7 als Haushälterin bei der Familie Magud gemel­det.
Aufgrund ihres Alters und ihrer früheren Tätigkeit wird es sich hierbei um eine notwendige Legalisierung ihres Wohnens gehandelt haben. 1940 wird das Ehepaar Magud enteignet und muss in eine sog. „Judenwohnung“ umziehen, wahrscheinlich auch Clara Grau. Ab März 1942 wohnt sie mit dem Ehepaar Magud in einer „Judenwohnung“ in der Rosenheimerstr. 27 in Berlin-Schöneberg. Danach lebte sie in der Wohnung ihres Neffen, dem Rechtsanwalt Walter Grau, in der Wilhelm-Gustloff-Straße 51, der heutigen Dernburgstraße, am Lietzensee (Char­lottenburg). Die Deportation der 82-jährigen war auf den 28.09.1942 festgesetzt. Einen Tag davor begingen beide Selbstmord.
Ein weiterer Neffe, Richard Grau (später Richard Graw), überlebte die Shoah in der Emigration (USA).