Stolpersteine Landauer Straße 12

Hausansicht Landauer Str. 12

Diese Stolpersteine wurden am 7.7.2008 verlegt.

Stolperstein Dr. Ernst Hirschberg

Stolperstein Dr. Ernst Hirschberg

HIER WOHNTE
DR. ERNST
HIRSCHBERG
JG. 1894
DEPORTIERT 12.1.1943
THERESIENSTADT
ERMORDET IN
AUSCHWITZ

Ernst Hirschberg wurde am 14. September 1894 in Berlin geboren, seine Frau Charlotte Hirschberg, geb. Presch, am 8. Juni 1903 in Berlin. Ihre Tochter* Inge Hirschberg* kam am 13. Juni 1933 zur Welt, ebenfalls in Berlin. Ernst Hirschberg war Dr. jur. und Rechtsanwalt.

Familie Hirschberg wohnte in der Landauer Straße 12 in Wilmersdorf, sie hatten eine Untermieterin: Bianca Presch. Die letzte Wohnung, aus der sie schließlich ins Sammellager an der Gerlachstraße 18-121, ein ehemaliges Altersheim, abgeholt wurden, lag in der Fasanenstraße 42, wohin sie im November 1942 umquartiert wurden.

In den 1940er Jahren musste Dr. Hirschberg in den Tornado-Werken Zwangsarbeit leisten. In der ihm zugewiesenen Wohnung hatte er nur noch wenige Möbel und wenig Besitz, er war schon vertrieben, enteignet und ausgeplündert worden. In den ihm, seiner Ehefrau und Tochter am 31.12.1941 abverlangten Vermögenslisten gab er bescheidene Bankguthaben und einige Wertpapiere an, darunter zwei Anleihen, die unter „Türkentransfer“ liefen und 10 000 Reichsmark wert waren.

In den Hirschfeld-Akten ist ein Schriftwechsel einer Frau namens Ingeborg Keul enthalten, wonach sie dessen Wohnung begehrte und schließlich auch bekam. Sie begründete das Anliegen mit Vorteilen für ihre Kinder und kürzeren Wegen in Schutzräume. Sie beantragte obendrein die Renovierung auf Kosten des „Judenvermögens“ und bekam diese genehmigt. Die Familie des Ingenieurs Heinz Keul wohnte bis dahin in der Fasanenstraße 42, wohin Hirschfelds umziehen mussten.

Am 12. Januar 1943, einem bitterkalten Tag, ist die entwurzelte und beraubte Familie in einem an den normalen Zug Berlin-Dresden angehängten Waggon vom Anhalter Bahnhof nach Theresienstadt deportiert worden. Alle drei wurden später nach Auschwitz weitertransportiert. Charlotte ist am 28. September 1944 in Auschwitz ermordet worden, Ernst und die elfjährige Tochter Inge am 4. Oktober 1944.

Recherche: Heiner Horsten, Text: Helmut Lölhöffel. Quellen: Bundesarchiv, Brandenburgisches Landeshauptarchiv, Deportationslisten, Adressbuch.

Stolperstein Charlotte Hirschberg

Stolperstein Charlotte Hirschberg

HIER WOHNTE
CHARLOTTE
HIRSCHBERG
GEB. PRESCH
JG. 1903
DEPORTIERT 12.1.1943
THERESIENSTADT
ERMORDET IN
AUSCHWITZ

Stolperstein Inge Helga Hirschberg

Stolperstein Inge Helga Hirschberg

HIER WOHNTE
INGE
HIRSCHBERG
JG. 1933
DEPORTIERT 12.1.1943
THERESIENSTADT
ERMORDET IN
AUSCHWITZ

Stolperstein Bianka Presch

Stolperstein Bianka Presch

HIER WOHNTE
BIANKA PRESCH
GEB. DAVID
JG. 1873
DEPORTIERT 5.11.142
THERESIENSTADT
ERMORDET 18.2.1943

Bianca Presch geb. David wurde am 18. August 1873 in Berlin geboren. Mit ihrem gestorbenen Ehemann Hermann Presch hatte sie eine Tochter Ursula, deren Schicksal unbekannt ist.

Sie war Pensionärin und Untermieterin bei Ernst und Charlotte Hirschberg in der Landauer Straße 12 und musste kurz vor ihrer Deportation in die Duisburger Straße 16 zwangsweise umziehen, vermutlich zur gleichen Zeit, als Hirschbergs in die Fasanenstraße 42 umgesiedelt wurden.

Am 5. November ist Bianca Presch nach Theresienstadt deportiert worden. Wenige Monate vor ihrem 70. Geburtstag, am 18. Februar 1943, wurde sie ermordet. Im Totenschein wurde „Altersschwäche“ als Todesursache angegeben – also starb sie an den Folgen des Transports und der unmenschlichen Behandlung im Ghetto.

Das Finanzamt Wilmersdorf hat am 21.1.1943 Wertpapiere in Höhe von 90 000 Reichsmark registriert, die eingezogen worden waren.

Recherche: Heiner Horsten, Text: Helmut Lölhöffel. Quellen: Bundesarchiv, Brandenburgisches Landeshauptarchiv, Opferdatei Theresienstadt.