Stolpersteine Carmerstr. 12

Stolperstein Carmerstr. 12

Stolperstein für Elisabeth von Thadden, Foto: B.Plewa

Stolperstein für Elisabeth von Thadden, Foto: B.Plewa

Vor dem Haus des Akademischen Vereins Hütte , Carmerstraße 12 wurde am 17.7.2007 der Stolperstein für Elisabeth von Thadden verlegt.

Stolperstein für Elisabeth von Thadden, Foto: B.Plewa

Stolperstein für Elisabeth von Thadden, Foto: B.Plewa

HIER WOHNTE
ELISABETH
VON THADDEN
JG. 1890<
VERHAFTET 13.1.1944
‘WEHRKRAFTZERSETZUNG’
GEFÄNGNIS PLÖTZENSEE
HINGERICHTET 8.9.1944

Elisabeth von Thadden wurde am 29. Juli 1890 in Mohrungen (Ostpreußen) geboren, sie stammte aus einer pommerschen Adelsfamilie. Zehn Jahre lang führte sie das elterliche Gut und ging dann nach Berlin. Sie leitete von 1921 an das Kinderdorf Heuberg auf der Schwäbischen Alb und gründete 1927 das Evangelische Landerziehungsheim für Mädchen Schloss Wieblingen bei Heidelberg. Sie stand der Bekennenden Kirche nahe und unterstützte Jüdinnen und Juden bei der Emigration ins Ausland. Elisabeth von Thadden verlegte seit 1939 den Schulbetrieb teilweise nach Tutzing am Starnberger See, wo sie von einer Schülerin und deren Mutter wegen ihrer anti-nationalsozialistischen Haltung denunziert und von der Gestapo verhört wurde. Das Landerziehungsheim wurde geschlossen. Danach engagierte sich beim Deutschen Roten Kreuz.

An verschiedenen Orten nahm Elisabeth von Thadden an „Teegesellschaften“ bei Anna von Gierke und Hanna Solf teil, dem so genannten Solf-Kreis, der seit 1941 von der Gestapo beobachtet wurde. Von dem in diese Runde eingeschleusten Gestapo-Spitzel Dr. Paul Reckzeh denunziert, wurde sie am 13. Januar 1944 in Meaux in Frankreich verhaftet, wo sie sich verbergen wollte. Am 1. Juli 1944 wurde Elisabeth von Thadden vom Volksgerichtshof unter seinem Präsidenten, dem Blutrichter Roland Freisler, wegen “Wehrkraftzersetzung”, “versuchten Hochverrats” und “Feindbegünstigung” zum Tode verurteilt und am 8. September 1944 in Berlin-Plötzensee durch das Fallbeil hingerichtet.

Dem Gefängnispfarrer sagte sie vor ihrer Hinrichtung: „Wir wollten soziale Hilfe leisten, in dem Augenblick, wo diese Hilfe not tat. Dass dieser Augenblick kommen musste, war klar. Wir wollten barmherzige Samariter sein, aber nichts Politisches.“

Ihre Schule besteht als Elisabeth-von-Thadden-Schule in der Trägerschaft der Evangelischen Landeskirche Baden fort. In zahlreichen Städten sind Straßen nach ihr benannt worden.

Der Spitzel Dr. Paul Reckzeh, eine dubiose Figur, der später die eigene Tochter an die Staatssicherheit der DDR verriet, war am 3. Juni 1950 in den sogenannten „Waldheimer Prozessen“ von der Kleinen Strafkammer des Landgerichts Chemnitz zu 15 Jahren Zuchthaus verurteilt und nach 7½ Jahren freigelassen worden. Reckzeh ging in den Westen. Das Westberliner Kammergericht erklärte 1954 die Waldheimer Urteile in einer Grundsatzentscheidung für nichtig. Reckzeh setzte sich 1955 aus Furcht vor Verurteilung wieder in die DDR ab, wo er schon im Gefängnis gewesen war. 1991 wurde eine Wiederaufnahme des Verfahrens „wegen Verjährung“ abgelehnt. Reckzeh starb 1998 in Hamburg.

Stolpersteine-Initiative Charlottenburg-Wilmersorf