Stolpersteine Helmstedter Straße 20

Die Stolpersteine wurden am 18. Oktober 2024 verlegt.

Hirstorischer Hintergrund

HIER WOHNTE
ALFRED BURSCH
JG. 1879
DEPORTIERT 2.3.1943
AUSCHWITZ
ERMORDET 1.7.1943

Alfred Leopold Bursch wurde am 8. August 1879 in Berlin-Mitte, in der Jerusalemer Straße 56 geboren. Seine Eltern stammten beide aus der Provinz Posen und hatten im Jahr zuvor in Berlin geheiratet: Wolf (auch Wilhelm) Bursch (geb. 1852 Koschmin/Koźmin, Kreis Krotoschin; gest. 1926 Berlin-Wilmersdorf) und Antonie, geb. Landsberg (geb. 1854 Rawitsch/Rawicz, Kreis Kröben; gest. 1917 Teltow-Seehof).

Alfred Bursch hatte drei jüngere Schwestern: Valeska, genannt Wally (verheiratete David, geb. 1881 Berlin; gest. 1933 Teltow-Seehof), Hedwig (verheiratete Glaser, geb. 1882 Berlin; gest. 1975 New York) und Gertrud (verheiratete Dreyfuss, geb. 1885 Berlin; gest. 1968 New Orleans). Die drei Schwestern und ihre Familien lebten ab den 1930er-Jahren in einem Haus, das ursprünglich von Vater Wolf Bursch als Sommervilla im Teltower Ortsteil Seehof erbaut worden war (heute: Max-Sabersky-Allee 4). Alle konnten bis 1941 in die Vereinigten Staaten fliehen. Gertrud Dreyfuss arbeitete dort als freischaffende Malerin, Burschs Neffe Dr. jur. Heinz David (1903–1956) wurde wie sein Onkel Patentanwalt. Für sie liegen 12 Stolpersteine in der Max-Sabersky-Allee in Teltow. (geschichtswerkstatt-teltow.de)

Alfreds Vater Wilhelm Bursch besaß seit 1884 in der Dresdener Straße 76 eine Fabrik für Polstermaterialien, die er 1909 in die Hände seiner beiden Schwiegersöhne Kurt Glaser und Georg David übergab, die sie bis Ende der 1930er-Jahre erweiterten und erfolgreich weiterführten. Durch die „Verordnung über den Einsatz des jüdischen Vermögens“ vom Dezember 1938 waren sie gezwungen, ihren Betrieb abzuwickeln.

Alfred Bursch wurde zunächst Diplom-Ingenieur, bildete sich aber zum Patent-Anwalt weiter; vielleicht gab ein Besuch im Jahre 1909 bei seinem Onkel M. Landsberg in Chicago dazu den Anstoß. Im Juli 1910 wurde er in die Liste der Patentanwälte eingetragen, 1912 eröffnete er ein eigenes Büro in der Friedrichstraße 158 (Ecke Unter den Linden). Von 1923 bis etwa 1928 war Bursch zusätzlich Prokurist der dort ebenfalls angesiedelten Patent-Export GmbH.

1912 trat er der Freimaurerloge Victoria bei, einer Bruderschaft, deren Mitglieder zu mehr als 60 % aus dem Judentum kamen.

Im Ersten Weltkrieg kämpfte Bursch als Frontsoldat.

1921 heiratete er in Berlin die Stenotypistin Lina Cohen und zog mit ihr in die Hedemannstr. 9, nicht allzu weit entfernt von seinem Büro. Alfred Burschs Eltern wohnten seit 1910 in der Prinzregentenstraße, zunächst in der Nummer 114, dann in der 91. Nach dem Tod seiner Frau zog Wolf Bursch 1918 in die nahegelegene Helmstedter Straße 20, 3. Etage. Nach dessen Tod 1926 übernahm Alfred Bursch diese Wohnung.

Am 9. Mai 1922 kam die gemeinsame Tochter Antonie Ruth Bursch zur Welt. Sie wuchs in der Helmstedter Straße 20 auf, galt später laut GESTAPO als „flüchtig“ und konnte versteckt überleben. Antonie Bursch emigrierte im Januar 1947 von Berlin über Bremen in die Vereinigten Staaten. Dort heiratete sie 1949 den Schriftsetzer Ernest Wolf, geboren 1913 als Ernst August Wolf in Havelberg, Sachsen-Anhalt, verstorben 2006 Palm Beach, Florida. Hier starb auch „Toni“ Wolf am 10.November 2008.

Im September 1938 verhängten die Nationalsozialisten ein Berufsverbot für alle noch praktizierenden jüdischen Rechtsanwälte. Das traf offenbar auch Alfred Bursch: im Berliner Adressbuch von 1938 findet sich letztmalig seine Büroadresse in der Friedrichstraße.

1943 wurde das Ehepaar Bursch aus der Helmstedter Straße 20 zunächst in das von den Nationalsozialisten als „Sammellager” missbrauchte Altenheim der Jüdischen Gemeinde in der Großen Hamburger Straße 26 gebracht, dann mit dem sogenannten „32. Osttransport“ am 2. März 1943 vom Güterbahnhof Moabit in das Konzentrations- und Vernichtungslager Auschwitz deportiert, wo Alfred Bursch am 1. Juli 1943 ermordet wurde.

Über die eingezogenen Vermögenswerte Alfred Burschs (u.a. ein Grundstück in der Flottwellstraße) führte eine Erbengemeinschaft 1951 längere Verhandlungen. Die Wiedergutmachungsansprüche wurden weitgehend abgelehnt.

Recherche und Text: Oliver Wurl
Quellen:
- Volkszählung vom 17.5.1939
- Gedenkbuch des Bundesarchivs
- Berliner Adressbücher
- Personenstandsregister im Landesarchiv Berlin
- Brandenburgisches Landeshauptarchiv, Akte 36 A(II)4891
- Presse-Mitteilungen zum Berliner Handelsregister
- Ingo Drechsler: Das Schicksal der durch die Nationalsozialisten verfolgten Brüder der Johannisloge Victoria Nr. 492 i.O. Berlin: Gedenkbuch . 3. Auflage, Berlin 2014.

HIER WOHNTE
LINA BURSCH
GEB. COHEN
JG. 1903
DEPORTIERT 2.3.1943
AUSCHWITZ
ERMORDET

Lina Emilie Bursch geb. Cohen, wurde 2. Februar 1903 in Berlin -Kreuzberg, in der Waldemarstraße, nahe dem Kottbusser Tor, geboren. Die Eltern waren der Mechaniker Adolf Cohen (geb. 1870 Delmenhorst, gest. 1935 Berlin) und die Plätterin Maria Pauline Cohen geborene Baer (geb. 1878 Guben/Gubin, gest. 1960 Berlin-Zehlendorf). Die Mutter war evangelischer Religion, Lina Cohen galt somit später nach nationalsozialistischer Definition als „Geltungsjüdin“, da sie mit einem „Volljuden“ verheiratet war.

Der Vater Adolf Cohen war als engagierter Gewerkschafter ab 1901 langjähriger und erfolgreicher Anführer der Berliner Metallarbeiterorganisation. Unter seiner Leitung stieg die Mitgliederzahl von 20.000 auf 80.000 Arbeiter an. Von 1902 bis 1919 war er Mitglied der Generalkommission der Gewerkschaften und ab 1919 Stellvertretender Vorsitzender des neu gegründeten Allgemeinen Deutschen Gewerkschaftsbundes. 1921 wurde er zum Vizepräsidenten des Reichswirtschaftsrates gewählt, eines Gremiums, das die Aufgabe hatte, die Übergangswirtschaft nach dem Ersten Weltkrieg zu organisieren.

Lina Cohen wurde als Stenotypistin ausgebildet und heiratete am 14. Juli 1921 in Berlin den Ingenieur und Patentanwalt Alfred Bursch. Ob sie zuvor als Sekretärin im Büro ihres späteren Ehemannes gearbeitet hatte, ist nicht überliefert. Das Ehepaar wohnte zunächst in der Hedemannstraße 9 (Berlin-Kreuzberg), und zog dann in die Helmstedter Straße 20, in die Wohnung von Lina Burschs 1926 verstorbenen Schwiegervaters Wolf Bursch.

Am 9. Mai 1922 kam die gemeinsame Tochter Antonie Ruth Bursch zur Welt. Sie wuchs in der Helmstedter Straße 20 auf, galt später laut GESTAPO als „flüchtig“ und konnte versteckt überleben. Antonie Bursch emigrierte im Januar 1947 von Berlin über Bremen in die Vereinigten Staaten. Dort heiratete sie 1949 den Schriftsetzer Ernest Wolf, geboren 1913 als Ernst August Wolf in Havelberg, Sachsen-Anhalt, verstorben 2006 Palm Beach, Florida. Hier starb auch „Toni“ Wolf am 10. November 2008.

Lina Bursch war bis Anfang 1943 zur Zwangsarbeit als Hilfsarbeiterin bei der Charlottenburger Motoren- und Gerätebau KG verpflichtet.

1943 wurde das Ehepaar Bursch aus der Helmstedter Straße 20 zunächst in das von den Nationalsozialisten als „Sammellager“ missbrauchte Altenheim der Jüdischen Gemeinde in der Großen Hamburger Straße 26 gebracht, dann mit dem sogenannten „32. Osttransport“ am 2. März 1943 vom Güterbahnhof Moabit in das Konzentrations- und Vernichtungslager Auschwitz deportiert. Dort wurde Alfred Bursch am 1. Juli 1943 ermordet, das genaue Todesdatum von Lina Bursch ist nicht bekannt.

Recherche und Text: Oliver Wurl
Quellen:
- Personenstandsregister im Landesarchiv Berlin
- Berliner Adressbücher
- Volkszählung vom 17.5.1939
- Gedenkbuch des Bundesarchivs
- Brandenburgisches Landeshauptarchiv, Akte 36 A(II)4891
- Adolf Cohen 60 Jahre. In: Vorwärts vom 18. Mai 1930.

HIER WOHNTE
SARA NEUMANN
GEB. LÖWENSTEIN
JG. 1874
DEPORTIERT 24.9.1942
THERESIENSTADT
1944 AUSCHWITZ
ERMORDET

Sara Neumann geb. Löwenstein, wurde am 3. November 1874 in Neuenburg in Westpreußen geboren. Die kleine Stadt, das heutige Nowe, liegt direkt an der Weichsel und hatte um diese Zeit knapp 5.000 Einwohner, gut 200 davon waren Juden. Als Kind zog sie mit ihren Eltern, dem Konditor Salomon Löwenstein und seiner Frau Wilhelmine „Minna“ Löwenstein (geborene Feller, geb. 1830/31 Lipno/Lypne, gest. 1884 Berlin) nach Berlin.

Dort heiratete sie am 5. Juni 1900 den Kaufmann Simon Neumann (geb. 1875 Graetz/Grodzisk Wielkopolski, Provinz Posen), der in Berlin-Wedding Damenmäntel produzierte. 1932 zogen bei beiden in die Helmstedter Straße 20, wo Simon Neumann am 28. Dezember 1938 an einer Tumorerkrankung verstarb.

Nach dem Tod ihres Mannes war Sara Neumann Hauptmieterin der 3-Zimmerwohnung und nahm Hulda Loewenthal geb. Löwenstein – die möglicherweise mit ihr verwandt war – und Regina Krauskopf als Untermieterinnen auf. Martin und Irma Heimann waren ebenfalls Untermieter bei ihr, nachdem sie aus ihren angestammten Wohnungen vertrieben und hier zwangsweise eingewiesen worden waren. Sie wurden aufgrund des Schreibens eines SS-Obersturmbannführers, dem die Wohnung einen Tag nach Frau Neumanns Deportation „zugewiesen” wurde, am 28. Oktober 1942 aus der Wohnung „entfernt”.

Sara Neumann wurde in das von den Nationalsozialisten als “Sammellager” missbrauchte Jüdische Altenheim in der Hamburger Straße 26 verbracht und am 24. September 1942 mit dem sogenannten „66. Alterstransport“ in das Ghetto Theresienstadt deportiert. Am 16. Mai 1944 deportierte man sie dann weiter in das Vernichtungslager Auschwitz. Ein genaues Todesdatum ist nicht bekannt.

Recherche und Text: Oliver Wurl
Quellen:
- Volkszählung vom 17.5.1939 
- Gedenkbuch des Bundesarchivs
- Personenstandsregister im Landesarchiv Berlin
- Berliner Adressbücher
— Brandenburgisches Landeshauptarchiv, Akte REP 36 A (2) 283593

HIER WOHNTE
BERTA REITER
JG. 1877
DEPORTIERT 28.3.1942
GHETTO PIASKI
ERMORDET

Berta Reiter wurde am 20. Dezember 1877 in Woischnik/Woźniki in Oberschlesien geboren, einem Ort mit lediglich 1.600 Einwohnen, der neben 2 Kirchen, auch über eine Synagoge verfügte.

Über ihren Lebensweg ist nichts Näheres bekannt. Ende der 1920er-Jahre lebte sie in Duisburg. Wann und warum sie nach Berlin und in die Helmstedter Straße zog, wissen wir nicht.

Ende März 1942 wurde Berta Reiter zunächst in die von den Nationalsozialisten als „Sammellager“ missbrauchte ehemalige Synagoge Levetzowstraße gebracht und von dort am 28. März mit dem sogenannten „11. Osttransport“ in das polnische Ghetto Piaski (nahe Lublin) verschleppt, wo sie ermordet wurde.

Recherche und Text: Oliver Wurl
Quellen:
- Volkszählung v. 17.5.1939
- Gedenkbuch des Bundesarchivs
- Einwohnerbuch der Stadt Duisburg a. Rh. 1927

HIER WOHNTE
HULDA
LOEWENTHAL
GEB. LÖWENSTEIN
JG. 1883
DEPORTIERT 2.6.1942
SOBIBOR
ERMORDET

Hulda Loewenthal (auch Löwenthal) geb. Löwenstein wurde am 2. März 1883 in Danzig/ Gdańsk geboren. Ihr Vater Jacob Löwenstein (geb. 1851 Mühlhausen/Gwardeiskoje bei Königsberg i. Pr., gest. 1904 Danzig) betrieb dort eine „Chokoladen- und Zuckerwaren-Fabrik“, ihre Mutter Elisa, geborene Levy, starb früh.

Hulda Löwenstein heiratete am 27. April 1903 in ihrer Heimatstadt den Kaufmann und späteren Fabrikbesitzer Georg Simon Loewenthal (geb. 1873 Züllichau/Sulechów, Niederschlesien, gest. 1930 Berlin). Bis 1930 wohnten die Loewenthals am Karolingerplatz in Charlottenburg.

Das Ehepaar hatte einen Sohn, Kurt, der am 30. März 1907 in Danzig geboren wurde. Er war bei der Jüdischen Kultusvereinigung angestellt. Am 26. September 1942 wurde Kurt Loewenthal aus dem „Bereitschaftsheim für Zwangsarbeiter“ in der Auguststraße 17 mit dem sog. „20. Osttransport“ nach Raasiku bei Reval (Tallin) deportiert und dort ermordet.

Nach dem Tod ihres Gatten zog Hulda Loewenthal nach Wilmersdorf in die Bayerische Straße, und ab November 1935 lebte sie zur Untermiete bei Sara Neumann in der Helmstedter Straße 20 in einem möblierten Zimmer, das sie mit Regina Krauskopf teilte. Da ihr Vermögen z. T. beschlagnahmt wurde bzw. sie zum Überleben Besitz verkaufen musste, blieben ihr laut einer Vermögenserklärung vom 11. Mai 1942 im Frühjahr 1942 lediglich „2 Küchentücher, 2 Garnituren Bettwäsche, 6 Handtücher, 2 Wollkleider, ein Seidenkleid und ein Paar Schuhe“.

Im Juni 1942 wurde Hulda Loewenthal von der Helmstedter Straße zunächst in die von den Nationalsozialisten als „Sammellager“ missbrauchte ehemalige Synagoge Levetzowstraße gebracht und am 2. Juni 1942, mit dem sogenannten „14. Osttransport“ über das KZ Majdanek in das Vernichtungslager Sobibor im südöstlichen Polen verschleppt, wo sie in einer der Gaskammern ermordet wurde.

Ihre jüngere Schwester Martha Löwenstein, verheiratete Maschkowski (* 1884 Danzig) wurde am 14. November 1941 aus der nahen Prinzregentenstraße 7 in das Ghetto Minsk (damals Generalbezirk Weißruthenien, heute Belarus) transportiert, wo sie verstarb.

Recherche und Text: Oliver Wurl
Quellen:
- Personenstandsregister im Landesarchiv Berlin
- Berliner Adressbücher
- https://www.lostart.de/de/fund/objekt/das-damenkonzert/594372
- Volkszählung vom 17.5.1939
- Gedenkbuch des Bundesarchivs
- Brandenburgisches Landeshauptarchiv, Akte 36 A (II) 24288
- Arolsen Archives (https://arolsen-archives.org/)

HIER WOHNTE
REGINA
KRAUSKOPF
GEB. COHN
JG. 1874
GEDEMÜTIGT / ENTRECHTET
VOR DEPORTATION
FLUCHT IN DEN TOD
15. JULI 1942

Regina Krauskopf geb. Cohn, wurde am 21. Juli 1874 in Berlin-Mitte geboren, vermutlich in der Kommandantenstraße im sogenannten „Spandauer Viertel“. Ihr Vater Siegmund Cohn (geb. 1845/46 Sellin/Zielin, Westpommern, gest. 1902 Berlin) betrieb dort eine Papier-, Pappen- und Makulaturhandlung. Später war er Mitinhaber der Firma Siegmund Cohn & (Max) Warschauer; in der Alten Leipziger Straße fertigte man Damenmäntel.
Regina Cohns Mutter war Johanna „Hanna“ Cohn, geb. Vallentin (geb. 1844 Belgard/Białogard, Hinterpommern, gest. 1927 Berlin-Schöneberg).

Reginas Brüder wanderten alle in die USA aus: Martin (geb. 1877 Berlin) emigrierte 1914 und starb 1957 in einem Altersheim in Dallas, Texas. Felix (geb. 1883 Berlin) übersiedelte bereits 1907 und starb 1961 als Felix Keene in Baltimore, Maryland. Bruno (geb. 1885 Berlin, ab 1922: Bruno Colm) erreichte 1939 New York City, wo er 1981 hochbetagt verstarb. Seine Frau Clara und die Tochter Irene konnten noch im Herbst 1941 aus Deutschland in die Vereinigten Staaten fliehen.

Regina Cohn heiratete am 16. September 1897 in Berlin den Kaufmann Oskar Krauskopf (geb. 1859 Landsberg/Gorzów Śląski, Oberschlesien, gest. 1927 Berlin), dessen Brüder Max (1861–1910) und Samuel „Curt“ Krauskopf (1869–1917) in Berlin Damenmäntel herstellten. Auch Oskar Krauskopf gründete kurz nach seiner Heirat eine Fabrik für diese Kleidungsstücke. Regina Krauskopf wurde im Dezember 1897 dort Prokuristin; möglicherweise war ihr in der gleichen Branche tätiger Vater an der Firma beteiligt. 1907 ging die Fabrik konkurs, Oskar Krauskopf arbeitete daraufhin als „Agent“ (Vertreter), seine Frau gab 1927 als Beruf „Stenotypistin“ an.

Ab 1913 wohnten die Krauskopfs in Schöneberg, Heilbronner Straße 16. Im Mai 1927 starb Oskar Krauskopf im Jüdischen Krankenhaus, im September des gleichen Jahres Reginas Mutter Hanna, die bei ihr in der Heilbronner Straße wohnte. 1935 oder später zog Regina Krauskopf in die Helmstedter Straße 20 und wohnte dort bei Sara Neumann zur Untermiete. Eine weitere Untermieterin war Hulda Löwenthal, die im Juni 1942 deportiert wurde.

Auch Regina Krauskopf drohte die Deportation. Um dem zu entgehen, entschied sie sich, ihren Tod selbst zu bestimmen. Sie starb am 15. Juli 1942 im Jüdischen Krankenhaus in Berlin-Wedding. „Selbstmord durch Schlafmittelvergiftung“ heißt es auf der Sterbeurkunde.

Recherche und Text: Oliver Wurl
Quellen:
- Personenstandsregister im Landesarchiv Berlin
- Berliner Adressbücher
- Presse-Mitteilungen zum Berliner Handelsregister
- Volkszählung vom 17.5.1939
- Gedenkbuch des Bundesarchivs
- Berliner Gedenkbuch der FU.