HIER WOHNTE
MAX WOLFF
JG. 1877
DEPORTIERT 21.9.1942
THERESIENSTADT
ERMORDET 22.5.1943
Max Wolff, laut Geburts- und Taufregister Maximilian Peter Josef Wolff, wurde am 24. Juni 1877 in Löbau in Sachsen, geboren. Sein Vater Salomon Wolff (1848–1899) stammte aus Wollstein (Wolsztyn), Kreis Bomst, Polen, seine Mutter Rosalie Alwine Wolff, geb. Biram (1854–1931), wurde in Liegnitz, Schlesien, Polen, geboren.
Salomon Wolff kam im Herbst 1874 nach Löbau und besaß dort ein Textilgeschäft für Herrenmode. 1885 verzog die Familie von Salomon Wolff nach Dresden.
Salomon und Rosalie Alwine Wolff, geb. Biram, wurden auf dem Jüdischen Friedhof in Berlin-Weißensee bestattet.
Max Wolff hatte zehn Geschwister, er war der Zweitälteste von ihnen. Stellvertretend seien hier drei von ihnen genannt: die Schwestern Natalie Breslauer, geb. Wolff (1875–1941, Stolpersteine Georg-Wilhelm-Straße 5), Gertrude Pauli, geb. Wolff (1880–1944, Stolperstein Gerolsteiner Straße 3) sowie der Bruder Arthur Wolff (1883–1941, Stolperstein Dernburgstraße 57/früher Gustloffstraße 25).
Max Wolff hielt sich eine Zeit lang in Wien, Österreich, auf. Dort wurde er am 10. Mai 1903 katholisch getauft. Am 5. Februar 1910 heiratete Max Wolff in Klagenfurt, Österreich, die 1898 geborene Maria Plahna. Die Ehe wurde geschieden, und Maria Plahna heiratete im Juli 1919 den österreichischen Maler und bedeutenden Vertreter der österreichischen Moderne Herbert Boeckl (1894–1966).
Unbekannt ist, wann Max Wolff nach Berlin kam, und ebenso unbekannt ist, in welcher Branche der Kaufmann Max Wolff tätig war. Es ist zu vermuten, dass er in der Lederindustrie gewirkt hat. In der Vermögenserklärung, die Max Wolff im September 1942 wird ausfüllen müssen, gibt er als letzte Beschäftigung „selbstständig“ an.
Am 24. Juni 1922 heirateten Max Wolff und Adele Cohn (1870–1942). Beide wohnten zu diesem Zeitpunkt in der Podbielskiallee 66 in Berlin-Dahlem. Einer der Trauzeugen war der Rittergutsbesitzer Siegfried Hauptmann, welcher auch der Eigentümer des Hauses in der Podbielskiallee 66 war. Vermutlich verzogen Max und Adele Wolff 1929 in die Wiesbadener Straße 45, ihren letzten frei gewählten Wohnsitz. Bevor sie am 15. Oktober 1941 in die Innsbrucker Straße 20 bei Halm in Berlin-Schöneberg einzogen, lebten beide als Untermieter laut Ergänzungskarte aus der Volkszählung vom Mai 1939 in der Hohenstaufenstraße 56 ebenfalls in Berlin-Schöneberg.
Viel besaßen Max und Adele Wolff nicht mehr, als sie ihre Erklärung über ihr Vermögen abgaben. Max Wolff besaß zwei Oberhemden, Adele Wolff neben einem Wollkleid noch zwei Küchenschürzen mit Spitzenkragen. Neben einem Wecker und zwei Garnituren Bettwäsche gaben sie unter dem Punkt „Wohnungsinventar und Kleidungsstücke“ auch zwei Reisekoffer an.
Ob Max und Adele Wolff diese beiden Reisekoffer mit sich führten, als sie am 21. September 1942 vom Sammellager in der Großen Hamburger Straße 26 aus mit dem sog. „66. Alterstransport” nach Theresienstadt deportiert wurden, werden wir niemals erfahren.
Im November 1942 wurden die wenigen Habseligkeiten, die Max und Adele Wolff zurücklassen mussten, mit einem Wert von 30 RM geschätzt und beim Hauswart der Innsbrucker Straße 20, Herrn Felsner, im Gartenhaus Parterre gelagert. Erst am 9. April 1943 wurde das möblierte Zimmer, in dem Max und Adele Wolff gelebt hatten, als geräumt bezeichnet. Adele Wolff lebte zu diesem Zeitpunkt nicht mehr. Sie wurde am 11. Dezember 1942 in Theresienstadt ermordet. Maximilian Peter Josef Wolff, kurz Max Wolff, überlebte seine Frau um einige Monate, bis auch er am 22. Mai 1943 in Theresienstadt ermordet wurde.
Die „Gemeinnützige Siedlungs- und Wohnungsbaugesellschaft Berlin m.b.H.” informierte Anfang November 1943 und nochmals im April 1944 den Oberfinanzpräsidenten Berlin-Brandenburg „Vermögensverwertungsstelle“ mit dem Betreff „Wohnhausgruppe 2071/Ab. Wilmersdorf, Wiesbadener Str. usw. Vermögen von Juden, die die Deutsche Staatsangehörigkeit aufgrund der elften Verordnung zum Reichsbürgergesetz vom 25.11.1941 verloren haben“ darüber, dass der Mieter Max Wolff einen Mietenrückstand für die Wohnung in der Wiesbadener Str. 45 hinterlassen habe. Die Wohnungsbaugesellschaft wollte die offene Forderung nun vom Oberfinanzpräsidenten „berücksichtigt wissen“. In einer Mitteilung, datiert vom 31. Mai 1944, wurde der Wohnungsbaugesellschaft mitgeteilt: „Ihrem Antrag auf Zahlung der rückständigen Miete für die Judenwohnung Wolff, Bl. – Wilmersdorf, Wiesbadenerstr. kann ich nicht entsprechen, weil der abgeschobene Jude dem Reich keinerlei Vermögenswerte
zurückgelassen hat. Sollten dem Reich noch Vermögenswerte bekannt werden, komme ich auf Ihre Forderung zurück.“ Es ist kaum vorstellbar, dass weitere Vermögenswerte bekannt geworden sind.
Kurt Theodor Josephsohn, ein Neffe von Max Wolff, hinterlegte 1956 ein Gedenkblatt für seinen Onkel Max Wolff bei Yad Vashem.
Recherche und Text: Elke Beibler, Stolperstein-Initiative Tempelhof-Schöneberg
Quellen:
- Ancestry
- BLHA
- Bundesarchiv
- ITS Arolsen und Sonderstandesamt, Landesarchiv
- Stadtarchiv Löbau
- Wolfgang Rademacher
- Yad Vashem