Stolpersteine Ettaler Straße 8 (früher Passauer Straße 17)

Ettaler Straße 8

Eingang zum Haus Ettaler Straße 8

Diese Stolpersteine wurden am 12. Juni 2024 verlegt. Pate der Stolpersteine ist Andreas Georgi

Bernstein, Linna, Ettaler Straße 8

HIER WOHNTE
LINNA BERNSTEIN
GEB. WERNER
JG. 1870
DEPORTIERT 16.6.1943
THERESIENSTADT
ERMORDET

Linna Bernstein wurde am 30. Mai 1870 in Borek/Kreis Koschmin (polnisch heute Borek Wielkopolski) geboren. Sie war die Tochter der Eheleute Moses und Fanny Werner.
Am 25. Oktober 1892 heiratete sie den Kaufmann Louis (manchmal auch Ludwig) Bernstein aus Schrimm (polnisch heute Śrem/Posen).
Aus der Ehe ging der Sohn Erich Hans Egon Bernstein hervor, der am 19. Juni 1893 in Berlin geboren wurde. Daraus lässt sich schließen, dass die junge Familie inzwischen nach Berlin umgezogen sein musste.
Über Linnas Ehemann Louis/Ludwig wissen wir nichts, nur, dass er bereits 1930 verstorben war, also lange vor dem späteren Deportationsverbrechen. Bereits 1931 findet Linna sich im Adressbuch mit einem eigenen Eintrag in der Sybelstraße.
Sohn Erich wohnte zusammen mit seiner Frau Charlotte Bernstein, geb. Sommerfeld, ganz in der Nähe seiner Mutter Linna, in der Augsburger Straße 9. Dem Ehepaar Erich und Charlotte wurde am 24. Februar 1924 die Tochter Helga geboren.

Laut Aussage einer überlebenden Zeugin im späteren Entschädigungsverfahren lebte die Witwe Linna Bernstein in einer „soliden und gediegenen“ 2-Zimmer-Wohnung in der Passauer Straße 17 (heute Ettaler Straße 8). Dass Linna Bernstein durchaus vermögend gewesen sein musste, kann aus dem in den Akten vorliegenden sog. „Bescheid über die Judenvermögensabgabe“ geschlossen werden. Dieser Bescheid zeigt die perverse Vorgehensweise der nationalsozialistischen Verfolgung und Entrechtung der jüdischen deutschen Bevölkerung. Es ist bekannt, dass die jüdische Bevölkerung nach der Reichspogromnacht vom 9. November 1938 die von Goebbels initiierten und von der SA verursachten Schäden in Umkehrung der tatsächlichen Verhältnisse selbst bezahlen musste. Deshalb wurde für Linna Bernstein mit Bescheid vom 10.01.1939 „auf Grund der Durchführungsverordnung über die Sühneleistung der Juden vom 21. November 1938 … die zu entrichtende Abgabe festgesetzt auf 9800 Reichsmark“. Sie durfte die Abgaben „in vier Teilbeträgen von je 2450 RM“ entrichten.
Linna Bernstein wurde am 16. Juni 1943 ins Konzentrationslager Theresienstadt deportiert und dort im Alter von 73 Jahren ermordet.
Wie schlimm muss es für sie gewesen sein, einen Monat zuvor noch miterleben zu müssen, dass Sohn Erich und Schwiegertochter Charlotte am 17. Mai 1943 aus der Augsburger Straße 9 „mit unbekanntem Ziel“ deportiert worden war. Später wurde bekannt, dass die Eltern der Enkelin Helga in Auschwitz ermordet wurden.
Als einzige Überlebende der Familie muss die Enkelin Helga Bernstein, spätere Relation, rechtzeitig emigriert sein, denn sie stellte in den Fünfzigerjahren von Long Beach/Kalifornien aus einen Entschädigungsantrag für ihre ermordete Großmutter.

Text: Eugen Bühler

Quellen: Bundesarchiv / Yad Vashem / ancestry.de / Entschädigungsakte

Herzfeld, Lucia, Ettaler Straße 8

HIER WOHNTE
LUCIA HERZFELD
GEB. BECKMANN
JG. 1874
DEPORTIERT 10.7.1942
THERESIENSTADT
1944 AUSCHWITZ
ERMORDET

Lucia (manchmal auch Lucie oder Lucy) Herzfeld, geb. Beckmann, wurde am 13. Oktober 1874 in Nikolai (heute polnisch Mikolów), Kreis Pleß/Oberschlesien geboren.
In erster Ehe war sie mit dem Kaufmann Hermann Guttmann verheiratet. Aus dieser Ehe gingen zwei Kinder hervor, einmal die ältere Tochter Sophie Guttmann, geb. am 21. Februar 1897 in Gleiwitz/Oberschlesien (heute polnisch Gliwice) und der am 17. April 1904 in Breslau (heute polnisch Wroclaw) geborene Sohn Hans Guttmann.
Die Ehe wurde zu einem unbekannten Zeitpunkt geschieden und Lucia heiratete in zweiter Ehe Simon Herzfeld, der 1922 in Dortmund starb. Aus dieser Ehe stammen keine Kinder.
Aus den bekannten Orten lässt sich schließen, dass Lucia Guttmann, verwitwete Herzfeld, geb. Beckmann offensichtlich von Schlesien nach Dortmund und danach nach Berlin gezogen ist. Hier lebte sie zuletzt in der Passauer Straße 17 (heute Ettaler Straße 8) in einem möblierten Zimmer zur Untermiete bei Neumann in der 2. Etage.
Die ältere Tochter Sophie wohnte zuletzt in der Nähe der Mutter in Schöneberg in der Schwäbischen Straße 3 (bei Wachsmann). Der Sohn Hans Guttmann, Jurist, heiratete am 28. Januar 1930 im Standesamt Spandau I Dorothea Goldberg und konnte offensichtlich rechtzeitig nach Südamerika emigrieren, wo er im Dezember 1958 in Montevideo/Uruguay verstarb. Seine Frau Dorothea führte als Erbin das noch von ihm initiierte Entschädigungsverfahren von dort aus zu Ende.
Mehr ist nicht über Lucia und ihr Leben bekannt – wann genau sie nach Berlin kam, ob sie berufstätig war. Nur dass sie, da war sie schon verwitwet, im Alter von 68 Jahren am 10. Juli 1942 vom Anhalter Bahnhof mit dem Alterstransport I/20, zusammen mit weiteren 73 Frauen und 23 Männern, die meisten von ihnen alte Menschen, zuerst in das sog. Ghetto nach Theresienstadt und zwei Jahre später, am 16. Mai 1944, weiter in das Konzentrations- und Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau deportiert wurde, wo sie im Alter von 70 Jahren vermutlich sofort ermordet wurde.
Die in Berlin verbliebene Tochter Sophie wurde am 19. Oktober 1942, drei Monate nach der Mutter, mit dem 21. Osttransport nach Riga deportiert, wo sie am 22. Oktober 1942 ermordet wurde. Das hat Lucia vermutlich nicht mehr erfahren.

Text: Eugen Bühler

Quellen: Bundesarchiv / Entschädigungsakte / Yad Vashem

Isaac, Martin, Ettaler Straße 8

HIER WOHNTE
MARTIN ISAAC
JG. 1880
DEPORTIERT 29.1.1943
AUSCHWITZ
ERMORDET

Martin Isaac wurde am 20. Juli 1880 in Berlin geboren. Seine Eltern waren Louis Isaac, Kaufmann, und Nanni Isaac, geb. Marcuse. Zum Zeitpunkt seiner Geburt wohnte die Familie in der Franzstraße 16 in Lankwitz.
Über seine Schulbildung, seine Interessen ist nichts bekannt. Aber er wurde, wie sein Vater, Kaufmann. Um 1910 wohnten die Eltern wie auch Martin laut Adressbuch in der Steinäckerstraße 8 in Lichterfelde; hier ist Martin als Kaufmann mit einer eigenen Telefonnummer aufgeführt, vermutlich also mit einer eigenen Wohnung im selben Haus.
Angestellt war Martin Isaac bei der Dresdner Bank in der Müllerstraße im Wedding. Bis 1933 wohnte er im Wedding in der Reinickendorferstraße 10, danach bis 1935 in der Scharnhorststraße 17. Ob er eine eigene Familie hatte, ist nicht bekannt.
Wann er, wie alle Menschen jüdischer Herkunft, seine Arbeit verlor und erneut umziehen musste, ist nicht bekannt. Seine letzte freiwillig gewählte Adresse scheint die Passauer Straße 17, Vorderhaus, 2. OG in Wilmersdorf, die 1957 in Ettaler Straße 8 umbenannt wurde.
Von hier aus wurde er im Alter von 63 Jahren mit dem sog. 27. Osttransport am 29. Januar 1943 vom Güterbahnhof Putlitzstraße in Berlin-Moabit aus nach Auschwitz deportiert. Dieser „27. Osttransport“ verließ den Güterbahnhof Putlitzstraße in Berlin-Moabit am 29. Januar 1943 um 17:20 Uhr und kam einen Tag später um 10:48 Uhr in Auschwitz an. An Bord befanden sich 1004 Menschen jüdischer Konfession, zu denen auch alte und schwache Menschen gehörten, die nach derzeitigen Erkenntnissen in zwei Zügen am 15. und 17. Januar aus Köln nach Berlin gebracht worden waren. 67 dieser Menschen wurden in diese Deportation eingereiht.
Die meisten Transportierten wurden am nächsten Morgen sofort in die Gaskammern von Birkenau (Auschwitz II) geschickt und ermordet.
Da von Martin Isaac weder eine Nummer noch der genaue Todestag bekannt sind, gehen wir davon aus, dass er gleich ermordet wurde, dass also sein Todestag der 30. Januar 1943 ist.

Text: Eugen Bühler

Quellen: Bundesarchiv / Arolsen Archives / Yad Vashem / ancestry.de

Unger, Else, Ettaler Straße 8

HIER WOHNTE
ELSE UNGER
GEB. NEUMANN
JG. 1879
DEPORTIERT 3.3.1943
AUSCHWITZ
ERMORDET

Else Unger, geb. Neumann, verwitwete Meyer, wurde am 1. September 1879 in Anklam (Pommern, nahe der Insel Usedom) geboren. Sie war die Tochter des Kaufmanns Eduard Neumann und seiner Frau Hedwig Neumann, geb. Goldfeder. Laut MyHeritage hatte sie acht Geschwister.
Aus erster Ehe hatte sie zwei Töchter, Hertha Meyer, geb. 13. Juni 1902 in Heringsdorf auf Usedom, und Anni Meyer, geb. 27. November 1904 in Neuwedell (heute Drawno in Polen).
Wann die Familie von Pommern nach Berlin umgezogen ist, ist nicht bekannt, auch nicht, warum ihre Tochter Anni den Namen Unger als Geburtsnamen trägt. Vielleicht eine Ungenauigkeit beim Standesamt zwischen den zwei Ehen von Else.

Am 20. Dezember 1909 heiratete sie in zweiter Ehe den Kaufmann Hans Unger, der am 30. April 1936 in Berlin verstarb. Mit ihm hatte sie ebenfalls eine Tochter, Lieselotte (Lilo) Unger, geb. am 6. August 1912 in Berlin. Lilo, Elses dritte Tochter, konnte am 25. September 1938 an Bord der Britannic von Southampton (England) aus nach New York emigrieren. In den Einwanderungsunterlagen ist auch ein Cousin, J.R. Newman, vermutlich Sohn eines von Elses Brüdern mit dem Nachnamen Neumann, erwähnt. Sie heiratete später in den USA und trug den Namen Jacobus.
Laut eidesstattlicher Aussage von Lilo Jacobus, geb. Unger, vom 7. September 1952, dokumentiert in den Entschädigungsakten, hat ihre Mutter Else Unger von 1932 bis März 1943 in Berlin-Wilmersdorf in der Passauer Straße 17 (heute Ettaler Straße 8), im 1. Obergeschoss, zusammen mit ihren Töchtern Hertha und Anni als letzten freiwillig gewählten Wohnsitz gelebt.
Von dort, am 3. März 1943, wurde Else zusammen mit ihrer Tochter Anni mit dem 33. Osttransport nach Auschwitz-Birkenau deportiert. Ihre Tochter Hertha war bereits am 2. März 1943 mit dem 32. Osttransport nach Auschwitz deportiert worden.
Else Unger wurde im Alter von 64 Jahren, zusammen mit ihren beiden Töchtern Anni und Hertha von den Nazis im Konzentrations- und Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau ermordet.

Text: Eugen Bühler

Quellen: Bundesarchiv / My Heritage / Yad Vashem / Entschädigungsakte

Meyer, Hertha, Ettaler Straße 8

HIER WOHNTE
HERTHA MEYER
JG. 1902
DEPORTIERT 2.3.1943
AUSCHWITZ
ERMORDET

Hertha (manchmal auch Herta) Meyer wurde am 13. Juni 1902 in Heringsdorf auf der Ostseeinsel Usedom geboren. Sie war die erste Tochter von Else Unger (geb. am 1. September 1879 in Anklam als Else Neumann), verwitwete Meyer, aus der ersten Ehe ihrer Mutter. Ihr Stiefvater war der Kaufmann Hans Unger, den ihre Mutter 1909 heiratete und der am 30. April 1936 in Berlin verstarb.
Über Herthas Leben konnte nur sehr wenig in Erfahrung gebracht werden. Wann die Familie von Pommern nach Berlin umgezogen ist, ist nicht bekannt.
Laut Aussage ihrer Halbschwester Lilo Jacobus, geb. Unger (geb. am 6. August 1912 in Berlin), die 1938 nach New York emigrieren konnte, lebte Hertha zuletzt mit ihrer Mutter Else und ihrer jüngeren Schwester Anni zusammen in der Passauer Straße 17 (heute Ettaler Straße 8) im 1. Obergeschoss.
Ihrer Erinnerung nach wurden alle drei Frauen am 3. März 1943 nach Auschwitz deportiert und Hertha wurde dort im Alter von 41 Jahren im Konzentrations- und Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau von den Nazis ermordet.
In den Unterlagen von Yad Vashem wurde Hertha am 2. März mit dem 32. Osttransport von Berlin nach Auschwitz-Birkenau deportiert. Ihre Mutter und ihre Schwester Anni wurden mit dem 33. Osttransport von Berlin nach Auschwitz- Birkenau deportiert.

Text: Eugen Bühler
Quellen: Bundesarchiv / Yad Vashem / Entschädigungsakte Else Unger

Meyer, Anni, Ettaler Straße 8

HIER WOHNTE
ANNI MEYER
GEB. UNGER
JG. 1904
DEPORTIERT 3.3.1943
AUSCHWITZ
ERMORDET

Anni Meyer, geb. Unger, wurde am 27. November 1904 in Neuwedell, Neumark, Kreis Arnswalde (heute polnisch Drawno, Woiwodschaft Westpommern) geboren.
Sie war die zweite Tochter von Else Unger (geb. am 1. September 1879 in Anklam als Else Neumann), verwitwete Meyer, aus der ersten Ehe ihrer Mutter. Ihr Stiefvater war der Kaufmann Hans Unger, den ihre Mutter 1909 heiratete und der am 30. April 1936 in Berlin verstarb.
Wann die Familie von Pommern nach Berlin umgezogen ist, wissen wir nicht, auch nicht, warum Anni den Namen Unger als Geburtsnamen trug. Vielleicht eine Ungenauigkeit beim Standesamt zwischen den zwei Ehen ihrer Mutter Else.
Laut Aussage ihrer Halbschwester Lilo Jacobus, geb. Unger (geb. am 6. August 1912 in Berlin), aus der Ehe ihrer Mutter Else mit Hans Unger, die 1938 nach New York emigrieren konnte, lebte Anni zuletzt mit ihrer Mutter Else und ihren zwei Jahre älteren Schwester Hertha zusammen in der Passauer Straße 17 (heute Ettaler Straße 8) im 1. Obergeschoss.
Ihrer Erinnerung nach wurden alle drei Frauen am 3. März 1943 nach Auschwitz deportiert, und Anni wurde dort im Alter von 39 Jahren im Konzentrations- und Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau von den Nazis ermordet.
In den Unterlagen von Yad Vashem ist dokumentiert, dass ihre Schwester Hertha bereits am 2. März mit dem 32. Osttransport von Berlin nach Auschwitz Birkenau deportiert wurde, Anni und ihre Mutter einen Tag später mit dem 33. Osttransport von Berlin nach Auschwitz-Birkenau.

Text: Eugen Bühler

Quellen: Bundesarchiv / Yad Vashem / Entschädigungsakte Else Unger

Meyer, Eugen, Ettaler Straße 8

HIER WOHNTE
EUGEN MEYER
JG. 1871
DEPORTIERT 2.9.1942
THERESIENSTADT
ERMORDET 13.7.1943

Eugen Meyer wurde am 31. Januar 1871 in Bischofstein/Ostpreußen (heute polnisch Bisztynek) geboren.
Wann, wie und warum der Kaufmann Eugen Meyer nach Berlin kam, ist aus den Unterlagen nicht ersichtlich. Er ging eine Ehe ein mit der verwitweten Margarete Schlesinger, geb. Marcus. Diese Ehe blieb kinderlos, jedoch hatte seine Ehefrau Margarete aus ihrer ersten Ehe einen Sohn, Leonhard Schlesinger.
Dieser Stiefsohn bewohnte in ihrer luxuriösen 5-Zimmer-Wohnung in der Pariser Straße 52 ein möbliertes Zimmer, war seit 1927 Verkäufer im KaDeWe und emigrierte nach seiner Entlassung im August 1933 nach Israel.
Danach zogen Eugen und Margarete Meyer in die Passauer Straße 17 (heute Ettaler Straße 8) in eine weiterhin beachtliche 3-Zimmer-Wohnung. Von dort wurden er und Margarete am 2. September 1942 deportiert.
Mit 71 Jahren kam Eugen Meyer in das von den Nazis so genannte Ghetto Theresienstadt und wurde dort am 13. Juli 1943 im Alter von 72 Jahren ermordet. Seine Frau Margarete muss dies miterlebt haben, sie wurde erst acht Monate später, am 18. Mai 1944, weiter in das Konzentrations- und Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau deportiert und dort im Alter von 68 Jahren ermordet.

Text: Eugen Bühler

Quellen: Bundesarchiv / Entschädigungsakte

Meyer, Margarete, Ettaler Straße 8

HIER WOHNTE
MARGARETE
MEYER
GEB. MARCUS
JG. 1876
DEPORTIERT 2.9.1942
THERESIENSTADT
1944 AUSCHWITZ
ERMORDET

Margarete Meyer, geb. Marcus, verwitwete Schlesinger, wurde am 7. September 1876 in Hohensalza (heute polnisch Inowraclaw), Posen geboren.
In erster Ehe war sie verheiratet mit Georg Schlesinger, der am 2. Januar 1916 in Posen verstarb. Das Sterbejahr könnte auf den Tod im 1. Weltkrieg hindeuten, doch gibt es dafür keine Nachweise. Dieser Ehe entstammte ein Sohn, Leonhard Schlesinger, geb. am 9. August 1904 in Posen, verstorben am 13. Januar 1955 in Tel Hashomer, Israel.
Wann, wie und warum Margarete nach Berlin kam, ist aus den Unterlagen nicht ersichtlich. Sie ging eine zweite Ehe mit dem Kaufmann Eugen Meyer (Jahrgang 1871) ein, diese Ehe blieb kinderlos. Das Paar bewohnte zuerst eine luxuriöse 5-Zimmer-Wohnung in der Pariser Straße 52, in der auch Margarethes Sohn Leonhard Schlesinger als Stiefsohn von Eugen Meyer ein möbliertes Zimmer hatte.
Leonhard Schlesinger war seit 1927 Verkäufer im KaDeWe und wurde dort bereits im August 1933 aufgrund der NS-Zwangsmaßnahmen gegen die jüdischen Deutschen entlassen. 1934 gelang ihm die Auswanderung nach Israel, wo er mit Lotte Ruth, geb. Keilson, seit 1944 verheiratet war. Lotte Ruth stellte nach dem Krieg und nach seinem Tod als Alleinerbin von Israel aus Wiedergutmachungsansprüche und lebte später wieder in Deutschland.
Margarete Meyer und ihr Mann Eugen zogen nach der Auswanderung des Sohnes Leonhard in die Passauer Straße 17 (heute Ettaler Straße 8) in eine weiterhin beachtliche 3-Zimmer-Wohnung, von wo sie beide am 2. September 1942 deportiert wurden. Mit 66 Jahren kam Margarete Meyer in das von den Nazis sog. Ghetto Theresienstadt. Ihr Mann Eugen wurde dort am 13. März 1943 ermordet. Margarete wurde am 18. Mai 1944 weiter in das Konzentrations- und Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau deportiert und dort vermutlich sofort nach ihrer Ankunft im Alter von 68 Jahren ermordet.

Text: Eugen Bühler

Quellen: Bundesarchiv / Entschädigungsakte