Stolpersteine Lynarstraße 11

Die Stolpersteine für Friedrich und Ella Weiler wurden am 17. Mai 2023 verlegt.

Stolperstein Friedrich Weiler

Stolperstein Friedrich Weiler

HIER WOHNTE
FRIEDRICH WEILER
JG. 1875
DEPORTIERT 8.7.1942
THERESIENSTADT
1942 TREBLINKA
ERMORDET

Friedrich (Fritz) Weiler kam am 11. April 1875 in Brakel/Höxter/Westfalen als Sohn des Kaufmanns Moses Weiler und seiner Frau Mathilde geb. Kalmann zur Welt. Seine Geschwister Clementine (1864), Luise (1867) und Hermann (1870) konnten in die USA fliehen und so ihr Leben retten.

Fritz wurde Kaufmann, zog nach Frankfurt am Main und heiratete am 15. Mai 1903 Ella Ederheimer. Die Kinder wurden geboren: Carl am 31. Juli 1904 und Mathilde am 29. Dezember 1908. Fritz Weiler handelte mit Lederwaren. 1914 zog die Familie auf Bitten des Vaters von Fritz, Moses Weiler, nach Brakel im Kreis Höxter, wo Fritz Weiler in die teilweise seiner Familie gehörende Firma Weiler, Heineberg & Flechtheim A.G. eintrat, eine in der Region führende Firma im Landhandel. Besondere Spezialität war der Handel mit Kleesaaten, die aus Ländern wie Ungarn, Italien und Böhmen importiert wurden. Fritz‘ Bruder Hermann war ebenfalls in dieser Firma tätig. Fritz Weiler war im Vorstand und bezog ein Monatsgehalt von 2000 RM. Ihm gehörte 1/5 des Aktienkapitals von 200.000, — RM. 1936 wurde die Firma Weiler, Heineberg & Flechtheim A.G. „arisiert”, also enteignet.

1916 wurde Fritz Weiler zum Militär eingezogen und kämpfte an der Ostfront gegen Russland. Hierfür erhielt er das Eiserne Kreuz. Um 1920 baute er eine Villa in Brakel, Am Gänseanger 5, die zwölf Zimmer hatte sowie Küche, 2 Badezimmer, einen Weinkeller und Nebengelass, auch befand sich im Haus ein Lastenaufzug für Speisen und Getränke. Die Familie beschäftigte eine Köchin und ein Hausmädchen. 1936 musste diese Villa verkauft werden, die Einrichtung wurde teils nach Berlin verschickt, zum Teil auch veräußert.

Fritz Weiler und seine Frau Ella zogen 1936 nach Berlin, wo Fritz ein Geschäft für Sämereien in der Lietzenburger Straße 5 betrieb. Privat lebte die Familie in der Lynarstraße 11 in Grunewald in einer Fünf-Zimmer-Wohnung. Die Eheleute versuchten über die Schweiz auszuwandern. Zu diesem Zweck packten sie zwei große Koffer und übergaben diese der Spedition Charles Brändli AG in Basel. Die Auswanderung scheiterte jedoch. Fritz Weiler nannte immer noch ein Vermögen von ca. 30.000, — RM sein eigen.

Der Sohn Carl hatte Jura in Freiburg und Breslau studiert und war promoviert worden. Nach seiner Ernennung zum Hilfsrichter in Berlin 1933 wurde er wegen der rassistischen Gesetzgebung („Nürnberger Gesetze” von 1935) wieder entlassen und arbeitete dann als Rechtsberater der elterlichen Firma in Brakel. Er übernahm 1936 teilweise die Auflösung des elterlichen Haushalts und zog dann mit seinen Eltern nach Berlin. Er lebte bis zu seiner Emigration Ende 1937 in der Lietzenburger Straße 5. Von dort aus betrieb er die Liquidation der Firma Weiler, Heineberg & Flechtheim A.G. Carl emigrierte im Herbst 1937 in die USA. Hierbei führte er Schuhcreme der Marke Collonil mit sich. Die Büchse wurde von seinen Töchtern neben anderen Gegenständen dem USHMM gestiftet. Carl arbeitete als Buchhalter in einer Weinhandlung und heiratete die 1938 emigrierte Dr. Mina Kaufmann.

Die Tochter Mathilde hatte den Elektrotechniker Joszef Fodor geheiratet und lebte mit ihm in Budapest. Sie bekamen den Sohn Alexander Karl (Charles) am 14. Juli 1936. 1944 wurde Mathilde aus Budapest deportiert und in Österreich im KZ Lichtenwörth bei Schanzarbeiten eingesetzt. Sie starb Ende 1944/Anfang 1945 an Typhus und Unterernährung. Ihr Sohn Alexander und ihr Mann Joszef konnten entkommen.

Am 8. Juli 1942 wurden Fritz und Ella Weiler aus der Lynarstraße 11 über den Anhalter Bahnhof mit dem sog. „17. Alterstransport” nach Theresienstadt deportiert und von dort am 19. September 1942 weiter in das Vernichtungslager Treblinka verschleppt, wo sie vermutlich sofort ermordet wurden.

Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs machten Fritz‘ Sohn Carl und sein Enkel Alexander Wiedergutmachungsansprüche geltend. Es ging hier um die Einrichtung des Hauses in Brakel, eine wertvolle Briefmarkensammlung, ein Grundstück in Berlin, eine ca. 800 Bände umfassende Bibliothek, einen Flügel und andere Wertgegenstände.

Recherche und Text: Angelika Hermes, Stolperstein-Initiative Tempelhof-Schöneberg

Quellen:
- USHMM
- My Heritage
- Mapping the lives
- ancestry
- http://www.jacob-pins.de/?article_id=500&clang=0
- https://portal.ehri-project.eu/units/us-005578-irn509498-irn515642

Stolperstein Ella Weiler

Stolperstein Ella Weiler

HIER WOHNTE
ELLA WEILER
GEB. EDERHEIMER
JG. 1879
DEPORTIERT 8.7.1942
THERESIENSTADT
1942 TREBLINKA
ERMORDET

Ella Weiler kam am 14. Dezember 1879 in Frankfurt/Main als Tochter des Samuel Ederheimer und seiner Frau Pauline geborene Honig zur Welt. Am 15. Mai 1903 heiratete sie den Kaufmann Fritz Weiler, der mit Lederwaren handelte. Die Kinder wurden geboren: Carl am 31. Juli 1904 und Mathilde am 29. Dezember 1908. Ob Ella eine Berufsausbildung hatte, ist nicht bekannt. Sie war vermutlich Hausfrau.

1914 zog die Familie auf Bitten des Vaters von Fritz nach Brakel Kreis Höxter, wo er in die Firma Weiler, Heineberg & Flechtheim A.G. eintrat, die 1936 „arisiert”, also enteignet wurde. Ab ca.1920 wohnte die Familie dort in einer Villa, die zwölf Zimmer hatte sowie Küche, 2 Badezimmer, einen Weinkeller und Nebengelass. Auch befand sich im Haus ein Lastenaufzug für Speisen und Getränke. Die Familie beschäftigte eine Köchin und ein Hausmädchen. 1936 musste diese Villa verkauft werden, die Einrichtung wurde teils nach Berlin verschickt, zum Teil auch veräußert.

Ella Weiler und ihr Mann zogen 1936 nach Berlin, wo Fritz ein Handelsgeschäft für Sämereien in der Lietzenburger Straße 5 betrieb. Privat lebte das Paar in der Lynarstraße 11 in Grunewald in einer Fünf-Zimmer-Wohnung.

Der Sohn Carl hatte Jura in Freiburg und Breslau studiert und war promoviert worden. Nachdem er aufgrund der “Nürnberger Gesetze” nicht mehr als Hilfsrichter in Berlin arbeiten durfte, floh er 1937 in die USA und heiratete 1938 die ebenfalls emigrierte Dr. Mina Kaufmann. Die Tochter Mathilde hatte den Elektrotechniker Joszef Fodor geheiratet und lebte mit ihm und dem am 14. Juli 1936 geborenen Sohn Alexander in Budapest. Sie wurde 1944 aus Budapest deportiert und in Österreich im KZ Lichtenwörth bei Schanzarbeiten eingesetzt. Sie starb Ende 1944/Anfang 1945 an Typhus und Unterernährung. Ihr Sohn und ihr Mann konnten entkommen.

Die Eheleute Weiler versuchten über die Schweiz auszuwandern, was jedoch nicht gelang. Am 8. Juli 1942 wurden Ella Weiler und ihr Mann Fritz aus der Lynarstraße 11 über den Anhalter Bahnhof mit dem sog. „17. Alterstransport” nach Theresienstadt deportiert und von dort am 19. September 1942 weiter in das Vernichtungslager Treblinka verschleppt, wo sie vermutlich sofort ermordet wurden.

Recherche und Text: Angelika Hermes, Stolperstein-Initiative Tempelhof-Schöneberg

Quellen:
- USHMM
- My Heritage
- Mapping the lives
- ancestry
- http://www.jacob-pins.de/?article_id=500&clang=0
- https://portal.ehri-project.eu/units/us-005578-irn509498-irn515642