HIER WOHNTE
BETTY LEWINSKI
GEB.BEHRENDSOHN
JG. 1897
DEPORTIERT 26.9.1942
ERMORDET IN
RAASIKU
Betty Lewinski, geb. Behrendsohn, kam am 6. Oktober 1897 in Liebstadt, Kreis Mohringen in Ostpreussen, zur Welt. Sie hatte eine ältere Schwester Frieda, die am 22. Februar 1893 ebenfalls in Liebstadt zur Welt kam.
Betty heiratete Alfred Lewinski. In ihrer Vermögenserklärung, die sie am 24. September 1942 kurz vor ihrer Deportation abgeben musste, gab Betty an, ihr Ehemann sei in die USA ausgewandert.
Zu Betty Lewinskis Leben konnten nur wenige Hinweise gefunden werden, die sich vor allem auf ihre Angaben in der Vermögenserklärung stützen. Bei der „Internationalen Holocaust Gedenkstätte Yad Vashem” wurden von einer Kusine Gedenkblätter für Betty und ihre Schwester Frieda hinterlegt, aus denen der Name der Mutter Franziska hervorgeht.
Anhand der Berliner Adressbücher konnte nicht geklärt werden, wo der Lebensmittelpunkt des Ehepaares Alfred und Betty Lewinski war. Da zu Alfred Lewinski keine Angaben vorhanden sind, konnte er nicht zweifelsfrei unter den in den Adressbüchern der Jahrgänge 1926 bis 1938 ausgewiesenen Männern mit Namen Alfred Lewinski identifiziert werden.
Auch Betty Lewinski ist zu keinem Zeitpunkt im Berliner Adressbuch zu finden. Bei der Volkszählung 1939 wurden sie und ihre Schwester Frieda Behrendsohn unter der Adresse Kaiserdamm 13 in Berlin-Charlottenburg erfasst. Es ist vermerkt, dass sie von ihrem Ehemann Alfred Lewinski getrennt war, was bedeuten mag, dass die Behörden von dessen Verbleib nichts wussten, weil er vermutlich schon vorher in die USA geflohen war.
Aus ihrer Vermögenserklärung geht hervor, dass Betty Lewinsky zur Zwangsarbeit bei dem „Deutsche Waffen- und Munitionswerk Borsigwalde“ in Reinickendorf verpflichtet worden war. Ihr letzter Lohn in Höhe von 32,76 Reichsmark wurde am 7. Januar 1943 an die Oberfinanzkasse des Deutschen Reiches überwiesen.
Seit Mai 1941 wohnte sie nicht mehr am Kaiserdamm, sondern lebte in einem möblierten Zimmer in der Motzstr. 91, Seitenflügel, 3. Stock, zur Untermiete bei Seydlitz-Kurzhach, für das sie die Miete bis September 1942 entrichtet hatte. Dorthin war sie zwangsweise „umgesiedelt” worden. Von hier aus begann ihr Weg in den Tod.
Betty Lewinski musste sich in der von den Nationalsozialisten als „Sammellager” missbrauchten Synagoge in der Levetzowstraße 7-8 einfinden und wurde von dort am 26. September 1942 vom Güterbahnhof Moabit nach Raasiku bei Reval (heute Tallinn, Estland) deportiert. Ihr Name ist unter der Nummer 770 in der Transportliste aufgeführt.
Mit diesem sogenannten „20. Osttransport” (Welle 32) wurden 812 Berliner Juden und Jüdinnen deportiert. In Moabit wurde ein Zug angekoppelt, der am 24. September aus Frankfurt/Main mit weiteren 237 Nazi-Opfern abgegangen war. Nach Ankunft in Raasiku am 30. September 1942 kam ein Teil der Deportierten in das offiziell als „Arbeitserziehungslager” bezeichnete KZ Jägala, ein weiterer kleiner Teil in ein Arbeitslager in der Nähe von Reval. Die übrigen Menschen wurden direkt nach der Ankunft in einem nahe gelegenen Waldgebiet (Kalevi-Liiva) erschossen. Betty Lewinski erlitt vermutlich dieses Schicksal.
Recherche und Text: Stiftung KUNSTFORUM der Berliner Volksbank gGmbH und Sabine Davids
Quellen:
- Berliner Adressbücher
- Entschädigungsbehörde Berlin
- Gedenkbuch Bundesarchiv
- Yad Vashem
- Deportationsliste
- Alfred Gottwald, Diana Schulte: Die „Judendeportationen“ aus dem Deutschen Reich 1941-1945, eine kommentierte Chronologie. marixverlag, Wiesbaden 2005