Stolpersteine Bechstedter Weg 11

Die Stolpersteine wurden am 16. Juni 2022 verlegt.

Arthur und Resi Lilienthal 1937,1938

Arthur und Resi Lilienthal 1937/1938

Resi_Lilienthal_bechstedter-weg-11

Stolperstein Resi Lilienthal

HIER WOHNTE
RESI LILIENTHAL
GEB. HIRSCH
JG. 1901
DEPORTIERT 23.6.1942
MINSK
ERMORDET IN
MALY TROSTINEC

Resi Lilienthal wurde am 5. Juli 1901 als Tochter von Max und Irene Hirsch in Berlin geboren. Sie war das dritte von vier Kindern und ihre einzige Tochter. Resi heiratete Arthur Lilienthal am 31. Januar 1937. Die Hochzeit fand im Berliner Haus ihrer Eltern statt. Man kann sich nur vorstellen, wie schwierig und turbulent diese Zeit war. Es muss ein großes Maß an Vertrauen und Liebe erfordert haben, um in dieser Zeit eine Ehe einzugehen. Resi arbeitete unermüdlich an der Seite ihres geliebten Mannes in der Reichsvertretung der Juden in Deutschland – von zunehmenden Einschränkungen und Bedrängnis betroffen. Sie wurde mit ihm zusammen am 23.Juni 1942 unter schrecklichsten Bedingungen nach Minsk deportiert und dann in der Todesstätte Maly Trostinec ermordet.
Aus dem Text, den Susan Tova Mann Hirsch anlässlich der Stolpersteinverlegung im Juni 2022 für die Tante und den Onkel ihres Mannes Clive Yechiel Hirsch vorlas: „Obwohl sich mein Schwiegervater Kurt Hirsch kurz vor seinem Tod die Zeit nahm, seine Erinnerungen schriftlich festzuhalten, erwähnte er seine Schwester Resi nur kurz, als er seine Bar-Mizwa beschrieb, die 1911 in Berlin stattfand. Er nannte ihren hebräischen/jüdischen Namen, der Rochel – Baila lautete. Leider hat mir mein Mann erzählt, dass sein Vater nie über seine Schwester Resi gesprochen hat, es war einfach zu schmerzhaft für ihn.
Um Resi und Arthur Lilienthal zu ehren, ein Paar, das zusammen liebte, zusammen arbeitete und leider auch zusammen starb, sollten wir alles tun, was wir können, um Antisemitismus, Rassismus und Intoleranz, die es in unserer Welt immer noch gibt, zu identifizieren, wahrzunehmen und wenn möglich zu beseitigen. Dank dieser Stolpersteine sind Arthur und Resi seit heute wieder in ihrer geliebten Stadt Berlin vereint. Möge ihr Andenken immer ein Segen sein.”

Dr. Arthur Lilienthal_bechstedter-weg-11

Stolperstein Dr. Arthur Lilienthal

HIER WOHNTE
DR. ARTHUR
LILIENTHAL
JG. 1899
„SCHUTZHAFT“ 1938
SACHSENHAUSEN
DEPORTIERT 23.6.1942
MINSK
ERMORDET IN
MALY TROSTINEC

Arthur Lilienthal, ein Sohn des Juristen und Syndikus der Jüdischen Gemeinde Berlin Leo Lilienthal (1857–1927) und seiner Frau Rosa geb. Bab (1873–1933), wurde am 13. Mai 1899 geboren. Er war aktiv in der jüdischen Jugendbewegung, besuchte das Mommsen-Gymnasium, wurde noch im September 1918 Soldat im Ersten Weltkrieg und wurde im Juli 1919 demobilisiert. Lilienthal studierte Rechtswissenschaften in Berlin und wurde 1924 in Heidelberg mit einer Dissertation über die Stellung der Religionsgesellschaften in der Weimarer Verfassung promoviert.
Lilienthal schlug die Beamtenlaufbahn ein und wurde Richter. Bis zur Machtübergabe an die Nationalsozialisten 1933 war er als Landgerichtsrat am Landgericht Berlin III tätig und wurde dann aus rassistischen Gründen entlassen.
Beim Preußischen Landesverband jüdischer Gemeinden war er von 1925 bis 1929 liberaler Abgeordneter und wirkte dort ab 1930 im Vorstand. Ab 1931 gehörte er beim Preußischen Landesverband jüdischer Gemeinden zu den stellvertretenden Präsidenten und stand dem Wohlfahrtsausschuss vor.
Ab 1934 gehörte er zur Leitung der Reichsvertretung der deutschen Juden in der Funktion als Generalsekretär. Seit 1939 war er Mitglied des Vorstandes der Reichsvereinigung der Juden in Deutschland. Er leitete die Finanz- und Gemeindeabteilung der Reichsverwaltung und war für deren Bereich Gemeindeabteilung zuständig.
1942 wurde er, nachdem er bereits 1938 nach der Pogromnacht einige Wochen in Sachsenhausen interniert war, erneut verhaftet. Am 23. Juni 1942 wurde er mit dem 16. Osttransport nach Minsk deportiert und wahrscheinlich in Maly Trostinec ermordet.

Text und Recherche: Ute Müller
Quellen:
Bundesarchiv
Persönliche Aufzeichnungen: Susan Tova Mann Hirsch
Foto: Connie Springer