Stolpersteine Koblenzer Straße 7

Hausansicht Koblenzer Str. 7

Die Stolpersteine für Rita, Marion und Leopold Mendelsohn wurden am 06.10.2021 verlegt.

Stolperstein Leopold Mendelsohn

HIER WOHNTE
LEOPOLD
MENDELSOHN
JG. 1893
DEPORTIERT 17.12.1942
THERESIENSTADT
1944 AUSCHWITZ
ERMORDET

Stolperstein Rita Mendelsohn

HIER WOHNTE
RITA
MENDELSOHN
GEB. WOLFSFELD
JG. 1899
DEPORTIERT 17.12.1942
THERESIENSTADT
1944 AUSCHWITZ
ERMORDET

Stolperstein Marion Mendelsohn

HIER WOHNTE
MARION
MENDELSOHN
JG. 1925
MIT HILFE
FLUCHT 1938
PALÄSTINA

Leopold Mendelsohn kam am 13. August 1893 in Inowrazlaw (Hohensalza)/Posen auf die Welt. Sein Vater war Louis Mendelsohn, seine Mutter Pauline Mendelsohn geb. Haase. Leopold hatte drei Geschwister, Dorothea, Alma und Adolf.
Rita Wolfsfeld wurde am 28.November 1899 in Berlin geboren. Ihre Eltern waren der Kaufmann Kallmann Wolfsfeld und Frieda geb. Jacobius. Sie wohnten zurzeit von Ritas Geburt in der Voltastraße 9 bei Schumann. Am 30. März 1903 wurde ihre Schwester Hertha geboren und am 14. November 1905 ihre Schwester Lieselotte, deren Schicksal unbekannt ist.

Am 15. Dezember 1921 heiratete Leopold Rita Wolfsfeld in Berlin. Die Tochter Marion wurde am 2. August 1925 geboren.

Verlobungsanzeige Rita Wolfsfeld und Leopold Mendelsohn

Verlobungsanzeige Rita Wolfsfeld und Leopold Mendelsohn

Leopold Mendelsohn war Inhaber einer Herrenkleiderfabrik in der Spandauer Straße 11 in Berlin Mitte. Gegründet wurde die Fabrik 1921. Im Dezember 1938 erfolgte die Verordnung über Zwangsveräußerung jüdischer Gewerbebetriebe, auch als Arisierung bezeichnet, dementsprechend wurde Leopold Mendelsohns Fabrik 1939 liquidiert und sein Vermögen eingezogen. Der Familie blieb nur noch ein geringer Betrag auf ihren Konten, der gerade für die notwendigsten Ausgaben reichte.

Leopold Mendelsohn

Leopold Mendelsohn

Am 17. Dezember 1942 wurden der Kaufmann Leopold Mendelsohn und seine Frau Rita geb. Wolfsfeld in das Böhmische Ghetto Theresienstadt deportiert. Von dort wurden sie 1944 in das Vernichtungslager Auschwitz transportiert und vermutlich sofort nach Ankunft in einer der
Gaskammern ermordet.

Am Tag der Deportation wohnten sie schon längst nicht mehr in der Koblenzer Straße. Sie wurden irgendwann nach 1939 ausquartiert und in der Heilbronner Straße 22 untergebracht, sicherlich in eine Wohnung eines anderen jüdischen Mieters. So machte man es, wenn man Platz schaffen wollte für Mitglieder der NSDAP, die eine der schönen großen Wohnungen Berlins haben wollten. Am 30. April 1939 war das Gesetz über Mietverhältnisse mit Juden erlassen worden. Es war die gesetzliche Vorbereitung zur Zusammenlegung jüdischer Familien in Judenhäusern. Möglicherweise gehörte die Adresse Heilbronner Straße 22 auch dazu. Darauf weisen zahlreiche Deportation gerade aus diesem Hause hin.
Wenige Tage vor ihrer Deportation hatten Leopold und Rita Mendelsohn eine Vermögenserklärung abzugeben, in der verlangt wurde, akribisch ihre letzten verbliebenen Habseligkeiten aufzuführen.
Daraus ging hervor, dass Rita Zwangsarbeit zu leisten hatten, für monatlich 18,37 Reichsmark in der Fabrik Stolzenberg. 131 RM, das war der Wert der Besitztümer, die ihnen noch geblieben waren.

Marion (Miriam) Mendelsohn-Bender

Marion (Miriam) Mendelsohn-Bender

Ihrer Tochter Marion war 1939 (und nicht 1938, wie ein gerade gefundenes Dokument belegt) mit Hilfe einiger Menschen die Ausreise nach Palästina gelungen. Sie war damals noch 13 Jahre alt, viel zu jung, um auf sich gestellt ein Leben ohne Eltern in dem damals noch unwirtlichen Palästina zu beginnen. In dem Einbürgerungsformular werden Victor Mandelberg und Gerd Schindler als Paten für Marion genannt. In der ersten Zeit hat sie auch bei Victor Mandelberg in Tel Aviv gelebt.

Marion heiratete 1949 Karl Bender. Er war am 16. April 1921 in Bad Homburg geboren worden. Auch er hatte Deutschland 1936 ohne seine Eltern verlassen und war mit einem Kindertransport nach Palästina gekommen. Ebenso wie Marion verlor er seine Angehörigen im Holocaust. Seinem deutschen Namen fügte er den hebräischen Namen Zwi hinzu. Er wurde leitender Angestellter in der Stadtverwaltung von Bat Yam, einem Vorort Tel Avivs. Marion arbeitete dort als Krankenschwester. Am 24. März 1950 wurde der Sohn Daniel geboren, 4 Jahre später der jüngere Sohn Ori.

Marion Bender – sie nannte sich nach ihrer Einbürgerung Miriam – starb am 6. August 1992 in Tel Aviv, Karl Zwi Bender am 4. Januar 1999.

Biografische Zusammenstellung: Karin Sievert
Stolpersteininitiativen Charlottenburg – Wilmersdorf

Quellen:
Gedenkbuch – Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Deutschland 1933 – 1945
;
Theresienstädter Gedenkbuch Holocaust.cz
;
Brandenburgisches Landeshauptarchiv www.blha.de;
Berliner Adressbücher – Zentral- und Landesbibliothek Berlin
;

Bundesarchiv Deportationslisten
;
Gottwald/Schulle „Die Judendeportationen aus dem Deutschen Reich 1941 – 1945“
;
Yad Vashem – Opferdatenbank

weitere Angaben von Daniel Bender
Fotos privat