Stolpersteine Bundesplatz 11

Hausansicht Bundesplatz 11

Diese Stolpersteine wurden am 4.6.2021 verlegt und nach einem Aufruf der „Initiative Bundesplatz e.V.“ von Mitgliedern, Nachbarn, engagierten Bürgern, Firmen und Organisationen gespendet.

Stolperstein Hannah Cohn

HIER WOHNTE
HANNAH COHN
JG. 1886
DEPORTIERT 13.6.1942
ERMORDET IN
SOBIBOR

Hannah Cohn wurde am 11. August 1886 in der Stadt Lyck im damaligen Ostpreußen (heute Woiwodschaft Bialistok, Polen) geboren. Wann und warum sie nach Berlin kam, konnte nicht herausgefunden werden. Sie war ledig und hatte vermutlich keine Kinder. Sie wohnte laut Volkszählung vom 17.Mai 1939 am Kaiserplatz 11(heute Bundesplatz), ist dort aber in den historischen Adressbüchern nicht zu finden. Das mag bedeuten, dass sie nicht „Haushaltungsvorstand“ war – nur die werden genannt – sondern zur Untermiete wohnte oder bei einer Familie angestellt war. Genaues darüber und ob sie berufstätig war, war nicht zu ermitteln.

Sie wurde in die in der Reichspogromnacht stark beschädigte Synagoge an der Levetzowstr. 7-8 verbracht, die die Nationalsozialisten als „Sammellager“ missbrauchten. Hannah Cohn wurde am 13. Juni 1942 von dort zum Güterbahnhof Berlin-Grunewald getrieben und vom Gleis 17 aus mit einem Transport von 748 jüdischen Menschen nach Polen in das Vernichtungslager Sobibor deportiert und dort ermordet. Ein genaues Todesdatum ist nicht bekannt.

Recherche und Text: Birgitta Berhorst und Friedrich Berghald Quellen:
  • Gedenkbuch des Bundesarchivs
  • Volkszählung von 1939

Stolperstein Gertrud Heymann

HIER WOHNTE
GERTRUD HEYMANN
GEB. KEMPNER
JG. 1862
DEPORTIERT 22.9.1942
THERESIENSTADT
ERMORDET 26.3.1943

Gertrud Heymann wurde als Gertrud Kempner am 8. November 1862 in Breslau geboren. Sie war die Tochter des Kaufmanns Isidor Kempner und seiner Frau Helene Zirke Kempner. Am 23. März 1892 heiratete sie in Berlin den Breslauer Arztsohn Hugo Heymann. Dieser hatte zur Zeit der Heirat seinen Wohnsitz in Paris.
Das Ehepaar muss in den Folgejahren in Frankreich gelebt haben, ihr Sohn Bernhard wurde 1894 in Montmorency geboren. Die Familie kehrte zu einem nicht bekannten Zeitpunkt an den Ort der Eheschließung von Hugo und Gertrud, Berlin, zurück. Der 23-jährige Student Bernhard wurde am 4. Juni 1917 in einem Berliner Hotel tot aufgefunden.
Der Geburtstag und -ort des Sohnes Ludwig ist nicht bekannt, er emigrierte später in die USA.

Sie hat wohl ihren Lebensunterhalt, wie viele andere Witwen damals, durch Untervermietungen bestritten oder ergänzt. Im Brandenburgischen Landeshauptarchiv finden sich Abrechnungsunterlagen, die aussagen, dass ihre Miete monatlich 125,44 Reichsmark betrug. Bei den Einnahmen sind drei Namen wohl von den Untermietern angegeben, was zu Einnahmen von 188 Reichsmark führte.

Ein Foto von Getrud Heymann, es wurde 1969 von ihrem Sohn Ludwig, aus Pasadena, Kalifornien, bei Yad Vashem eingereicht. Er gab an, dass seine Mutter verwitwet und Hausfrau war.

Bereits am 1. September 1942 – drei Wochen vor der Deportation – wurde ihre Wohnungseinrichtung, deren Wert mit 129,24 Reichsmark angegeben ist, zugunsten des Deutschen Reichs eingezogen. Vermutlich wurde Frau Heymann danach in eines der von den Nationalsozialisten eingerichteten „Sammellager“ verbracht.

Gertrud Heymann wurde am 22. September 1942 mit dem sogenannten „64. Alterstransport“ zusammen mit 100 weiteren Menschen nach Theresienstadt deportiert und dort am 26. März 1943 ermordet.

Recherche und Text: Birgitta Berhorst und Friedrich Berghald Quellen:
  • Gedenkbuch des Bundesarchivs,
  • Yad Vashem, Zentrale Datenbank der Holocaustopfer,
  • Brandenburgisches Landeshauptarchiv,
  • Deportationsliste des 64. Alterstransports, 61.-70. Alterstransport (statistik-des-holocaust.de)