Stolpersteine Bundesplatz 7

Hausansicht Bundesplatz 7

Diese Stolpersteine wurden am 4.6.2021 verlegt und nach einem Aufruf der „Initiative Bundesplatz e.V.“ von Mitgliedern, Nachbarn, engagierten Bürgern, Firmen und Organisationen gespendet.

Stolperstein Pauline Hirschfeld

HIER WOHNTE
PAULINE HIRSCHFELD
GEB. LIPSTEIN
JG. 1855
GEDEMÜTIGT / ENTRECHTET
FLUCHT IN DEN TOD
9.3.1943

Pauline Hirschfeld wurde am 11. Dezember 1855 als Pauline Lipstein in Slonim geboren. Ihre Eltern waren Wolf und Ida Lipstein. Zur Zeit ihrer Geburt gehörte die Stadt zu Russland, später zu Polen und heute zu Weißrussland. Slonim war ein wichtiges jüdisches Zentrum. 1901 betrug der jüdische Bevölkerungsanteil 78 %. Bei den Massakern von Slonim unter nationalsozialistischer Besatzung zwischen Sommer 1941 bis Herbst 1943 wurden insgesamt 45.000 jüdische Menschen ermordet.

Über ihren Lebensweg, der sie von Slonim über Cranz nach Berlin geführt hat, gibt es keine näheren Informationen.

Pauline heiratete am 27. Dezember 1879 in Königberg den Kaufmann Julius Hirschfeld. Die Tochter Elsa kam im Dezember 1880 in Berlin auf die Welt, 1882 wurde Gertrud geboren. Sie starb 1884 knapp 2jährig. Julius Hirschfeld verstarb 1931 in seiner Wohnung in der Nassauischen Straße 62.

Der ebenfalls am Bundesplatz 7 wohnende Bruno Hirschfeld war ihr am 15.August 1886 geborener Sohn. Er kam in Cranz/Ostpreußen auf die Welt. Pauline Hirschfeld hat in auswegloser Situation hochbetagt mit 87 Jahren nur wenige Tage vor ihrem Sohn den Freitod gewählt, nachdem sie wenige Tage vor ihrer Deportation in das als Sammelstelle umfunktionierte Jüdische Altersheim in der Großen Hamburger Straße 26. eingewiesen worden war.
Die Bedeutung des Vermerks auf einer Hinweiskarte für Pauline Hirschfeld „Zigeuneraktion v.5.5.1943 Auschwitz“, veröffentlicht vom ITS Arolsen, konnte nicht geklärt werden.

Recherche und Text: Birgitta Berhorst und Friedrich Berghald Quelle:
  • Gedenkbuch des Bundesarchivs,
  • Online-Recherche zu Slonin
  • ITS Arolsen
  • Landesarchiv Berlin

Stolperstein Bruno Hirschfeld

HIER WOHNTE
BRUNO HIRSCHFELD
JG. 1886
GEDEMÜTIGT / ENTRECHTET
FLUCHT IN DEN TOD
12.3.1943

Bruno Hirschfeld wurde am 15. August 1886 im Seebad Cranz, nördlich von Königsberg in Ostpreußen, geboren. Wann und warum er nach Berlin kam, ist ebenso unbekannt wie sein Beruf. Er lebte am Bundesplatz 7 zusammen mit seiner Mutter Pauline Hirschfeld. Sein Vater Julius Hirschfeld war 1931 in Wilmersdorf verstorben.
Er hatte zwei Schwestern, die 1880 geborene Elsa und Gertrud, geb. 1882. Sie wurde nur knapp 2 Jahre alt.
Pauline Hirschfeld hatte sich am 9. März 1943 das Leben genommen, ihr Sohn folgte ihr drei Tage später, am 12. März 1943, in den Freitod. Mutter und Sohn befanden sich zu diesem Zeitpunkt bereits in der für die Deportation eingerichteten Sammelstelle in der Großen Hamburger Straße 26.
Die Bedeutung des Vermerks auf einer Hinweiskarte für Bruno Hirschfeld „Zigeuneraktion v.5.5.1943 Auschwitz“, veröffentlicht vom IST Arolsen, konnte nicht geklärt werden.

Recherche und Text: Birgitta Berhorst und Friedrich Berghald Quelle:
  • Gedenkbuch, Online-Recherche zu Cranz
  • ITS Arolsen
  • Landesarchiv Berlin

Stolperstein Sabine Schützer

HIER WOHNTE
SABINE SCHÜTZER
GEB. HERL
JG. 1888
DEPORTIERT 19.2.1943
ERMORDET IN
AUSCHWITZ

Sabine Schützer wurde als Sabine Herl am 18. März 1888 in Rzeszów (Galizien) geboren, das damals zur Habsburgmonarchie gehörte. Nach Ende des Ersten Weltkrieges lag die Stadt im neugegründeten Polen. Über ihren Ehemann ist nichts bekannt.

Laut Ergänzungskarte der Volkszählung 1939 hat Sabine Schützer ein Hochschulstudium an der Kaufmännischen Fortbildungsschule in München absolviert und wohnte am Kaiserplatz 7 (heute Bundesplatz). Vor ihrer Deportation wurde sie zwangsweise aus dieser Wohnung aus- und in ein sogenanntes „Judenhaus“ in der Nassauischen Straße 61 eingesiedelt. Schon 1939 wohnten dort mindestens 18 jüdische Menschen, die alle deportiert wurden, und in den folgenden Jahren kamen sicher noch etliche aus ihren eigentlichen Wohnungen vertriebene – so wie Sabine Schützer – hinzu.

Sie wurde am 19. Februar 1943 mit dem sogenannten „29. Osttransport“ zusammen mit 1.000 weiteren jüdischen Berlinerinnen und Berlinern nach Auschwitz deportiert. Auf der Deportationsliste ist als Beruf Näherin angegeben und dass sie arbeitsfähig war.

Sabine Schützer wurde in Auschwitz ermordet. Das genaue Todesdatum ist nicht bekannt. . Recherche und Text: Birgitta Berhorst und Friedrich Berghald Quellen:
  • Gedenkbuch des Bundesarchivs,
  • Brandenburgisches Landeshauptarchiv,
  • Deportationsliste des 29. Osttransport (statistik-des-holocaust.de)