Villa Büttner

Villa Büttner, Foto:Wolfgang Reuss

Villa Büttner, Foto:Wolfgang Reuss

1896 Arnold Hartmann

Die nach 1882 entstandene Villenkolonie Grunewald gehört aus historischer wie denkmalpflegerischer Sicht zu den interessantesten Villenarealen Berlins. Unter der Ägide der Deutschen Bank wurde die Kolonie durch die “Kurfürstendamm-Gesellschaft” als Spekulationsobjekt und Wohngegend für das stadtmüde Großbürgertum errichtet. Das Spektrum der Grunewalder Architektur vor und nach der Jahrhundertwende bewegte sich zwischen Neorenaissance und konservativer Moderne. Wie andere längst vergessene Architekten avancierte Arnold Hartmann zu einem der vielbeschäftigten Grunewald-Baumeister. Für den Geheimen Baurat Carl Büttner schuf er eine palazzoartige Villa, die weit in die Umgebung hineinwirkt. Die Hauptfassade an der Hubertusbader Str. zitiert klassizistische Formen. Vor die Front des klaren Kubus tritt ein dorischer Säulenportikus, aus dessen Tympanon sich ein(e) Wölf(in) reckt. Antikisierende Porträtköpfe unter Fensterverdachungen und Erkergesims, eine über dem auskragenden Kranzgesims lagernde Attika, zeugen vom Repräsentationswillen und Anspruch des Eigentümers. Mit der Benutzung klassischer Formen werden Assoziationen zu ideal konzipierten Zuständen erweckt. Der überkuppelte Halbrunderker bricht mit dieser Tradition. Spätestens jetzt wird die Eklektizität, der freie Umgang und die Verfügung über verschiedene Stile sichtbar. Der Villentypologie folgend erhebt sich auch hier über dem bewohnten Sockelgeschoß das Haus mit seiner zur Straßenseite orientierten Fassade und den dahinterliegenden Wohnräumen. An der anderen Straßenecke baute Arnold Hartmann eine Villa in neogotischen Formen. Unter dem Gesichtspunkt der einzelnen Bauaufgabe selektiert er aus dem Reichtum historischer Stile, stellt der klassischen phantasiereich die mittelalterliche Tradition gegenüber.

Text: Bettina Kühne