Drucksache - 0459/4  

 
 
Betreff: Förderung von (Langzeit-)Arbeitslosen in Charlottenburg-Wilmersdorf - ein Erfolgsrezept zum Dumping-Preis?
Status:öffentlich  
 Ursprungaktuell
Initiator:SPD-Fraktion 
Verfasser:Wuttig/Böhm 
Drucksache-Art:Große AnfrageGroße Anfrage
Beratungsfolge:
Bezirksverordnetenversammlung Beratung
13.12.2012 
15. Öffentliche Sitzung der Bezirksverordnetenversammlung Charlottenburg-Wilmersdorf von Berlin beantwortet   

Sachverhalt
Anlage/n

Wir fragen das Bezirksamt:

 

1.     Dem Jobcenter Charlottenburg-Wilmersdorf  standen im Haushaltsjahr 2012 25.176.171,00 € zur Verfügung, wie viel ist davon bis zum 30.11.2012 ausgeschöpft worden und wie verteilt sich die Ausschöpfung auf die einzelnen Instrumente?

 

2.     Dem Arbeitsprogramm  2012 des JC Charlottenburg-Wilmersdorf folgend, sollte eine Konzentration auf bestimmte Zielgruppen erfolgen. Welchen Erfolg erzielten die Projektteams zur Vermittlung Langzeitarbeitsloser in den ersten Arbeitsmarkt in 2012, wie viele Personen wurden vermittelt und in welche  Beschäftigungsverhältnisse?

 

3.     Die 3012 alleinerziehenden Bedarfsgemeinschaften (10,21% aller BGs) waren eine weitere Zielgruppe. Welche Erfolge erzielten insbesondere die Projekte Abba (Aktivierung, Begleitung, Beschäftigung Alleinerziehender) und Alpha Netpoint in der Unterstützung und Vermittlung Alleinerziehender, wie viele Personen wurden               vermittelt und in welche Beschäftigungsverhältnisse?

 

4.     Für Jugendliche unter 25 stand ein ganzes Bündel von Maßnahmen zur Verfügung, welche wurden vorrangig eingesetzt und wurde dadurch die gewünschte Integrationsquote von deutlich über 20% erfüllt?

 

5.     31% der Kunden und Kundinnen im Jobcenter Charlottenburg-Wilmersdorf sind älter als 50 Jahre, davon 45 % Frauen. Welche Erfolge erzielte das Projektteam „Perspektive50 +“  im Hinblick auf diese Zielgruppe, je nach Geschlecht und welche Instrumente kamen dabei zum Einsatz?

 

 

DS-Nr. 459

 

Zur Beantwortung Herr BzStR Engelmann:

 

Sehr geehrte Frau Vorsteherin, sehr geehrte Damen und Herren, ich darf die Große Anfrage für das Bezirksamt wie folgt beantworten:

 

Zu 1.

Mit Stand zum 7.12.2012 waren im Eingliederungstitel des JobCenters 71 % durch Bindungen und Ausgaben ausgeschöpft, dies entspricht einer Summe von 17.874.885,04 Euro.

Die größten Anteile entfallen dabei mit 65 % der Mittel auf Integrationsorientierte Instrumente, z.B. die Förderung der beruflichen Weiterbildung (FbW), die Eingliederungszuschüsse (EGZ) und Freie Förderung  und mit 23% der Mittel auf Beschäftigung schaffende Maßnahmen, z.B. Arbeitsgelegenheiten (AGH).

Die restlichen Mittel verteilen sich auf alle anderen Maßnahmen für Jüngere, z.B. Berufsausbildung in außerbetrieblichen Einrichtungen (BAE), Instrumente für die Berufliche Reha und Schwerbehinderten-Förderung (SB-Förderung) und weitere Instrumente, wie z.B. Förderung der Arbeitsvermittlung (FAV). Eine Detailanalyse erscheint erst zum Jahresende sinnvoll, weil dann liegen aus allen Jobcentern die Vergleichszahlen vor.

 

 

Zu 2.

Hier möchte ich zunächst folgende Klarstellung zu treffen:

Der Arbeitsschwerpunkt der Projektteams im Rahmen der Berliner – Joboffensive liegt auf der Integration marktnaher Kundinnen und Kunden durch intensive Kontakte und gezielte Aktivierung. Die Dauer der Arbeitslosigkeit der Kundinnen und Kunden ist dabei nicht ausschlaggebend.

Die Ergebnisse der sogenannten Projektteams im Jahr 2012, das sind Daten bis Oktober 2012), sind der Tischvorlage 1 zu entnehmen.

 

Darüber hinaus war es Ziel des Jobcenters den Anteil der Langzeitleistungsbezieher im Jobcenter zu senken. Dies ist gegenüber dem Vorjahresmonat im Jahresdurchschnitt um minus 704 Personen gelungen (entspricht etwa 3,3% weniger). Die Integrationen im Jahresfortschrittswert wurden gegenüber dem Vorjahresmonat um 199 auf 2.602 gesteigert. Dies entspricht einer Steigerung um 8,3%. Die Integrationsquote liegt mit 12,5% um etwa 1,3%-Punkte über dem Ergebnis des Vorjahresmonats, was eine Steigerung um 11,7% bedeutet. (Tabelle siehe Tischvorlage 2).

Als Integration zählt bei der Berechnung der Integrationsquote die Einmündung in ein sozialversicherungspflichtiges Beschäftigungsverhältnis. 

 

 

Zu 3.

Wie gesagt, ABBA, da war nicht die schwedische Popgruppe gemeint, sondern, das bedeutet Aktivierung, Begleitung und Beschäftigung Alleinerziehender“ vom JobCenter Charlottenburg-Wilmersdorf. Dort wurden

 

52 Frauen und Männer zugewiesen.

33 haben davon ABBA bis zum Ende durchlaufen.

3 konnten unmittelbar nach Maßnahmeende in eine sozialversicherungspflichtige Beschäftigung vermittelt werden.

5 Frauen nahmen anschließend an einer FbW (Förderung der beruflichen Weiterbildung) teil.

2 haben einen Minijob.

Eine Frau hat sich selbständig gemacht.

 

Durch Alpha Netpoint, das andere Beschäftigungsprogramm vom Jobcenter Charlottenburg-Wilmersdorf, wurden 30 Kunden und Kundinnen  durch AlphaNetpoint betreut. Vier nahmen bisher eine sozialversicherungspflichtige Beschäftigung auf und eine Frau ist aktuell dabei, ihre Selbständigkeit aufzubauen.

 

Da es sich bei den Projekten um ESF-Projekte (ESF = Europäischer Sozialfonds) handelt, die zum 31.12.2012 enden, wird es im kommenden Jahr eine wissenschaftlich fundierte Auswertung der langfristigen Wirkungsweise geben.

 

 

Zu 4.

Unter Berücksichtigung der Situation der hilfebedürftigen Jugendlichen im Jobcenter kommen für Jugendliche an der 1. Schwelle, das ist der Übergang von Schule in Ausbildung, die noch über keine Ausbildungsreife bzw. Integrationsfähigkeit verfügen, folgende Instrumente zum Einsatz:

 

?         Berufsvorbereitende Bildungsmaßnahmen

?         Einstiegsqualifizierung

?         Aktivierung/Orientierung (Arbeitsgelegenheit mit Mehraufwandsentschädigung -AGH MAE- oder Maßnahme nach § 45 SGB III –Maßnahmen zur Aktivierung und beruflichen Eingliederung)

?         Vermittlungsbudget

?         Einzelfallförderung.

 

Vorrangig wurden für den genannten Personenkreis im Jahr 2012 Aktivierung und Orientierungsmaßnahme mit den Instrumenten AGH MAE und Maßnahme nach § 45 SGB III genutzt. Für ausbildungsreife Jugendliche, die zeitnah in eine Ausbildung einmünden können, kamen folgende Eingliederungsinstrumente zum Einsatz:

 

Vermittlung in eine betriebliche oder außerbetriebliche Ausbildung, ein Bewerbungstraining/-coachingMaßnahmen zur EignungsfeststellungVermittlungsbudget (z.B. Bewerbungskostenübernahme), Beratung zu schulischen Angeboten, die Beauftragung Dritter zur Unterstützung bei der Vermittlung in Ausbildung.

Vorrangig wurden für den genannten Personenkreis im Jahr 2012 Vermittlung in eine betriebliche oder außerbetriebliche Ausbildung genutzt. Die prognostizierte Integrationsquote für den Bereich der unter 25jährigen, das haben Sie ja besonders nachgefragt, wird aller Voraussicht nach im Jahr 2012 erreicht.

 

Zu 5.

Im Jobcenter Charlottenburg – Wilmersdorf sind derzeit 9530 Kundinnen und Kunden über 50 Jahre gemeldet. Davon werden 1278 Kundinnen und Kunden im Projektteam 50plus betreut. Das entspricht einem Anteil von 13,4%.

Am Ende des dritten Quartals wurden im Jobcenter CharlottenburgWilmersdorf 606 Integrationen über 50 jähriger gezählt. Davon wurden 222 Integrationen im Projektteam 50plus erzielt. Das entspricht einem Anteil von 36,6%.

Von den 222 Integrationen im Projektteam 50plus bis Ende des dritten Quartals, lag der Anteil der integrierten Frauen bei 48,64%. Das entspricht 108 Integrationen.

Der Anteil der im Projektteam 50plus bisher registrierten Frauen beträgt ca. 42%.

 

Die Unterstützung der Integrationen wird gefördert durch Instrumente des SGB II, des SGB III, wie dem Eingliederungszuschuss nach § 89 SGB III bzw. nach § 131 SGB III, das Einstiegsgeld nach § 16b SGB II), das Vermittlungsbudget nach § 44 SGB III bzw. nach § 16(2) SGB II und Maßnahmen zur Aktivierungen und beruflichen Eingliederung gemäß § 45 SGB III. Darüber hinaus werden Zielgruppenorientierte Maßnahmen durchgeführt. Dies sind unter anderem Maßnahmen:

 

?         zur Gesundheitsprävention, -erhaltung und -verbesserung;

?         zur Analyse der individuellen Potenziale und dem Auffinden eigener Stärken;

?         zur Stärkung der Eigenmotivation;

?         zur Optimierung der Bewerbungsunterlagen und Unterstützung im Bewerbungsprozess.

 

Der Anteil der teilnehmenden Frauen an den Maßnahmen zur Aktivierung und anderer Instrumente beträgt ca. 43%.

Diese Angaben beruhen größtenteils auf Zahlen, die uns bis Ende Oktober 2012 vorliegen. Ich hatte jetzt gerade erläutert in meinen Ausführungen, dass die Abschlusszahlen erst logischerweise am Ende des Jahres vorliegen, deswegen kann man die mit dem Vorjahr noch nicht 100% vergleichen. Deswegen wäre mein Angebot an dieser Stelle, unabhängig davon, dass Sie selbstverständlich noch Fragen diskutieren können, aber, dass man Sie noch einmal zu einem gesonderten Punkt im Ausschuss für Soziales, Gesundheit und Arbeit werden zu lassen. Ich habe mit dem Geschäftsführer des JobCenters noch mal nachdrücklich gesprochen. Er wäre auch bereit, an mehr als einer Sitzung jährlich teilzunehmen, um noch mal detailliert Fragen zum Thema Arbeit des JobCenters gerne für Sie zu beantworten und ich hoffe, dass Sie zunächst erst einmal mit meiner Beantwortung zufrieden sind. 

 

 
 

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