Thema des Monats April 2009

Welche Zukunft hat Bildung in Charlottenburg-Nord?

Die Bezirksverordnetenversammlung diskutiert

Poelchau-Oberschule, Anna-Freud-Schule, Stadtbibliothek und Bürgeramt

Poelchau-Oberschule, Anna-Freud-Schule, Stadtbibliothek und Bürgeramt

Mit dem geplanten Umzug der Poelchau-Gesamtschule (Eliteschule des Sports) auf das Olympiagelände wird in dem Schul- und Bildungszentrum am Halemweg eine Lücke entstehen. In der BVV wird darüber diskutiert, wie diese Lücke geschlossen werden kann.

SPD-Fraktion

Um es kurz zu machen – Bildung hat in Charlottenburg Nord eine große Zukunft! Die Poelchau-Oberschule hat sich zur Eliteschule des Sports entwickelt und wird daher voraussichtlich auf das Olympiapark-Gelände umziehen. Nach notwendigen Sanierungsmaßnahmen wird der Standort Halemweg weiterentwickelt und neu gestaltet. Die vorhandene Anna-Freud-Oberschule ist sehr beliebt und stößt bezüglich der Schülerzahlen mittlerweile an ihre Kapazitätsgrenzen. Durch die Schulstrukturreform entstehen jetzt neue Chancen für Schulen, über Synergieeffekte nachzudenken: Die Elisabeth-Realschule und das Gottfried-Keller-Gymnasium befinden sich in einem Gebäude. Zusammen mit der in der Nähe gelegenen Mierendorff-Grundschule gäbe es die Möglichkeit eine Gemeinschaftsschule zu bilden. Zeigt uns doch die Pisa-Studie, dass durch gemeinsames Lernen bessere Leistungen erzielt und soziale Kompetenzen gestärkt werden. Nach dem Motto: “Gemeinsam sind wir stark” – Bildungspower für Charlottenburg-Nord!
Brigitte Hoffmann

CDU-Fraktion

In der jüngst „geschnittenen“ Sozialregion 1 des Bezirks (Charlottenburg-Nord, Mierendorff-Quartier und Schlosskiez) hat die Weisheit unserer Sozialplaner diejenigen Stadtteile zusammengefasst, deren Bewohner schon zu Kaisers Zeiten nicht übermäßig mit irdischen Gütern gesegnet waren. Jetzt droht, zusätzlich zu den materiellen Engpässen, auch noch eine Versteppung der Oberschullandschaft. Der Wegzug der Poelchau-Oberschule ins Olympia-Gelände ist beschlossen, die Oberstufe der Anna-Freud ist „überschaubar“. Der letzte Standort, Gottfried-Keller-Gymnasium und Elisabeth-Realschule, soll nach den Plänen von Schulstadtrat Naumann einer Gemeinschaftsschule geopfert werden. Das Keller-Gymnasium hat mit großem pädagogischen Können und speziellen Aufbauklassen jahrzehntelang Kinder aus benachteiligten Familien zum Abitur geführt. Die CDU fordert daher, das Keller-Gymnasium weiterhin seine gute soziale Arbeit mit den nun vermehrt zuströmenden Gymnasialschülern machen zu lassen. Utopische Schulexperimente können in den leergezogenen Schulgebäuden am Halemweg versucht werden.
Albrecht Förschler

Fraktion Bündnis 90/Die Grünen

Mit dem angekündigten Umzug der Poelchauschule verliert der Stadtteil zweifellos eines der Aushängeschilder. Doch beim näheren Hinsehen stellt man fest, dass der Großteil der SchülerInnen ohnehin nicht aus dem Kiez kommt. Ungeachtet dessen ist es wichtig für den Stadtteil, nun eine Schulkonzeption zu finden, die ihr eigenes Profil entwickeln kann. Deswegen haben wir als Grüne bereits im Frühjahr 2008 die Verantwortlichen aufgefordert, aktiv über die Zukunft der Bildungslandschaft in Charlottenburg-Nord nachzudenken. Nicht abwarten, sondern die Standortverlagerung, den Sanierungsstau für die vorhandenen Schulgebäude und die Kiezentwicklung insgesamt im Fokus zu behalten. Wir hatten Erfolg, eine entsprechende Initiative von uns fand im Bezirk Unterstützung und nun hoffen wir, dass es für den Stadtteil eine neue Schule mit Stadtteilbezug und Beibehaltung von Bibliothek/Bürgeramt geben wird. Wir gehen davon aus, dass in einer reformierten Schullandschaft eine Sekundarschule mit gymnasialer Oberstufe künftig den Stadtteil versorgen wird. Daran arbeiten wir, und deswegen sind wir hoffnungsfroh für den Bildungsbereich im Charlottenburger Norden.
Dr. Bert Lehmann

FDP-Fraktion

Charlottenburg-Nord ist das sozial schwächste Gebiet im Bezirk. Die Bevölkerung ist teilweise überaltert und ein Konglomerat aus vielen Nationen. Die Gegend ist stark vernachlässigt worden, eine Verjüngung und Belebung tut dringend Not. Dafür ist Bildung konstitutiv. Der Umzug der Poelchau-Schule auf den Olympiapark darf nicht zu Leerstand führen, das Schulgebäude muss nach Sanierung für neue Bildungsangebote genutzt werden. Diese müssen auf die Jugendlichen mit Migrationshintergrund zugeschnitten werden, das heißt neben der verbleibenden ErzieherInnenausbildung brauchen wir attraktive Angebote insbesondere für männliche Jugendliche. Vor allem die Zweigbibliothek darf nicht wegrationalisiert werden, sondern muss auf die Weiterbildung bildungsferner Schichten zielen. Wenn am Halemweg wirklich keine Regelschule mehr benötigt wird, werden Elisabeth- und Keller-Schule umso wichtiger. Statt einer ideologisch motivierten Fusion muss die Verstärkung durch Kooperation mit Wirtschaftsbetrieben der City West intensiv gefördert werden, damit viele Jugendliche nach dem Schulabschluss einen Ausbildungsplatz erwerben. Dann hat auch unser Norden eine gute Zukunft.
Dr. Wilfried Fest

Fraktion Die Linke

Chancen nutzen!
Noch ist nichts entschieden, aber wie es aussieht, wird die Poelchau-Gesamtschule in Landesträgerschaft übergehen und zum Deutschen Sportforum verlagert werden. In Charlottenburg-Nord wird es dann zwei Grundschulen geben (rechts und links der Bundesautobahn), eine Kita und eine berufsbildende Oberschule – und eine Lücke. Es wird darauf ankommen, diese Lücke sinnvoll zu schließen, das heißt zunächst bedarfsgerecht. Ob nämlich bereits im Haushalt 2012/2013 entsprechende Investitionsmittel bereitgestellt werden müssen, richtet sich nach der Schülerentwicklung. Das heißt aber auch, dass hier die Chance besteht, eine neue Schule zu entwickeln, die Schülern und Schülerinnen die Möglichkeit bietet, von der Kita bis zum MSA, aber auch bis zum Abitur bzw. einschließlich Berufsausbildung gemeinsam zu lernen – unter Einbindung von Sportvereinen und anderen Akteuren gesellschaftlichen Lebens. Diese Chance nennt man Gemeinschaftsschule.
Hans-Ulrich Riedel