Rede der Bezirksbürgermeisterin Monika Thiemen bei der Kundgebung für die beiden Kudammtheater

Rede der Bezirksbürgermeisterin Monika Thiemen

bei zur Abschlusskundgebung der Demonstration für die beiden Kudammtheater

am 20.2.2006, 16.00 Uhr, vor dem Theater am Kurfürstendamm

Sehr geehrte Familie Wölffer!
Sehr geehrte Angehörige und Freunde der beiden Kurfürstendammtheater!
Sehr geehrte Damen und Herren!

Ich danke Ihnen, dass Sie an dieser Demonstration für die Komödie und das Theater am Kurfürstendamm teilnehmen. Sie unterstützen damit nicht nur eine Rettungsaktion für zwei wichtige Theater Berlins, sondern Sie unterstützen eine Rettungsaktion für den Kurfürstendamm und damit für Berlin insgesamt.
Es wird immer wieder der Niedergang des Kurfürstendammes beschrieben. Das Gegenteil ist richtig: Die Geschäfte florieren. Kurfürstendamm und Tauentzien sind nach wie vor Berlins meist besuchte Einkaufsstraßen. Die Kultur wird nicht vertrieben, weil im Zuge eines allgemeinen Niederganges kein Geld mehr für sie vorhanden ist, sondern im Gegenteil: Sie wird vertrieben, weil manche Eigentümer der Meinung sind, ohne Kultur ließe sich noch mehr Geld verdienen. Kurzfristig mag die Vertreibung der Kultur kommerzielle Vorteile bringen. Aber langfristig zerstört sie das Besondere des Kurfürstendammes und damit die Grundlage seines Erfolges in der Zukunft.
Hier im Kudamm-Karree unterhalten zwei Boulevardtheater ihr Publikum mit großem Erfolg. Sie stehen in einer großen Tradition seit ihrer Gründung in den 20er Jahren durch Max Reinhardt.
Aber ihr Erfolg beruht nicht etwa auf Stillstand oder Nostalgie, sondern auf stetigem Wandel und stetiger Modernisierung. Hier wird Unterhaltung auf hohem Niveau geboten, mit Witz und Einfallsreichtum. Der Boulevard ist populär, weil er geistreiche Unterhaltung bietet, und das in immer wieder neuen Formen seit seiner Entstehung in der Kaiserzeit, also vor mehr als 100 Jahren.
Hierher, in die Komödie und ins Theater am Kurfürstendamm, kommen die Berlinerinnen und Berliner und die Touristen, um sich zu amüsieren, um ihre Lieblingsschauspielerinnen und –schauspieler endlich einem live zu erleben und zu bewundern. Und gerade hier in Berlin mit seinem grandiosen Schuldenberg müssen wir es immer wieder betonen: Diese Theater stehen erfolgreich auf eigenen Füßen. Sie brauchen und verlangen keine staatlichen Subventionen.
Für jeden, der hierher kommt, ist offensichtlich: Hier muss sich etwas ändern. Das Ku’damm-Karree war seit seiner Entstehung in den 70er Jahren ein problematischer Bau, und derzeit macht es einen ziemlich trostlosen Eindruck. Nur die beiden Theater halten die Stellung und verleihen der gesamten Einrichtung noch einigen Glanz. Ausgerechnet diese beiden erfolgreichen Aushängeschilder sollen nun einer Generalsanierung zum Opfer fallen? Das wäre verkehrte Welt.
Für die Deutsche Bank sollte es eine Ehre sein, diese Theater zu fördern und sie auch in einem neuen Ku’damm-Karree zu eindrucksvollen Aushängeschildern zu machen. Deshalb appelliere ich an Herrn Ackermann und Herrn von Heydebreck: Opfern Sie die Theater nicht kurzfristigen kommerziellen Interessen!
Verstecken Sie die Theater nicht irgendwo im Hintergrund, sondern lassen Sie sie unmittelbar am Boulevard leuchten! Sorgen Sie dafür, dass Kunst und Kommerz am Kurfürstendamm sich wieder gegenseitig befruchten! Sichern Sie auch langfristig den Erfolg des Boulevards und handeln Sie damit nicht nur in unser aller, sondern auch in Ihrem eigenen wohl verstandenen Interesse! Machen Sie den Kurfürstendammtheatern ein Angebot, das ihnen eine glänzende Zukunft beschert! Sorgen Sie dafür, dass der Kurfürstendamm nicht nur eine legendäre Vergangenheit und eine kommerziell erfolgreiche Gegenwart, sondern auch eine Zukunft hat als berühmtester Boulevard Deutschlands!
Gerade weil so gut verdient wird am Kurfürstendamm, muss auch die Kultur unterstützt werden.

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