Rede am 19.11.2011 zur 20. Verleihung des Mete-Ekşi-Preises

Bezirksbürgermeister Reinhard Naumann im Rathaus Charlottenburg

Sehr geehrte Familie Ekşi!
Sehr geehrter Herr Generalkonsul Pulat!
Sehr geehrte Damen und Herren!
Seien Sie herzlich willkommen zur 20. Verleihung des Mete-Ekşi-Preises hier im Festsaal des Rathauses Charlottenburg. Ich danke den Gründern und Organisatoren des Mete-Ekşi-Fonds von der GEW Berlin und vom Türkischen Elternverein für ihre Idee und ihr Engagement. Damit haben Sie aus dem schrecklichen sinnlosen Tod eines jungen Mannes die richtige Konsequenz gezogen und die Erinnerung an ihn bewahrt.
Besonders herzlich begrüßen möchte ich die Familie Ekşi. Gemeinsam haben wir am Gedenkstein Mete-Ekşis auf em Adenauerplatz einen Kranz niederglegt. Mete ist für uns alle ein Vorbild.
Immer wieder wird zu Recht beklagt, dass zu viele Menschen wegsehen, wenn andere Menschen angegriffen werden, dass es an Zivilcourage zu oft fehlt.
Der 19jährige Mete Ekşi konnte und wollte nicht wegsehen. Vor 20 Jahren, am 27. Oktober 1991, wurde er auf dem Adenauerplatz in eine gewalttätige Auseinandersetzung zwischen Jugendlichen unterschiedlicher Herkunft hineingezogen.
Ein Baseballschläger traf ihn am Kopf. Er lag 17 Tage im Koma und starb am 13. November.
Er hatte als Sohn seiner türkischstämmigen Eltern in Kreuzberg gelebt und war im Sophie-Charlotte-Gymnasium in Charlottenburg zur Schule gegangen.
Der 25jährige Täter wurde am 21. Januar 1994 zu drei Jahren und neun Monaten Haft verurteilt.
Auf dem Adenauerplatz wurde ein Gedenkstein aufgestellt, auf dem die Sätze eingraviert sind:
“Mete Eksi, geb. 1972, starb am 13. November 1991 an den schweren Verletzungen, die er an diesem Ort bei einer gewalttätigen Auseinandersetzung zwischen Berliner Jugendlichen unterschiedlicher Herkunft erlitt. Gegenseitiger Respekt und der Wille zur Gewaltfreiheit hätten sein Leben schützen können.“
Solidarität und Zivilcourage sind Grundbedingungen menschlichen Zusammenlebens.
Aus dieser Erkenntnis heraus gründeten die GEW Berlin und der Türkische Elternverein 1992, kurz nach dem Tod von Mete Ekşi, den Mete-Ekşi-Fonds e.V..
Dieser vergibt jährlich Preise an Kinder und Jugendliche, die sich in besonderem Maße um das friedliche Zusammenleben von Jugendlichen unterschiedlicher Herkunft in Berlin bemüht haben. Und ich bin sicher, dass der Mete-Ekşi-Preis nicht nur vorhandene Projekte entdeckt, sondern auch mit dazu beiträgt, dass solche Projekte überhaupt erst entstehen.
Die ausgezeichneten Ideen und Projekte sollen zeigen, dass wir es schaffen, in Berlin in gegenseitiger Achtung zusammenzuleben und Konflikte ohne Gewalt zu schlichten. Seit seiner Gründung hat sich der Preis zu einer festen Einrichtung in Berlin entwickelt. Inzwischen wurden rund 80 Berliner Kinder- und Jugendgruppen ausgezeichnet.
Wenn wir uns die Preisträger anschauen, dann sehen wir eine große Vielfalt bürgerlichen Engagements von Jugendlichen für die Verständigung untereinander und zwischen den Kulturen.
Unter den bisherigen Preisträgern sind das Projekt “X-Berg-Tag” des Bezirksmuseums Friedrichshain-Kreuzberg, das Schülerinnen- und Schülernetzwerk MuT, das YAAM (young african art market), das HipHop-Projekt «JamOnIt», die E-Jugend des Kreuzberger Fußballvereins Türkiyemspor, die Berliner Tanzgruppe Team SelaXion, und die Hermann-Hesse-Schule in Berlin für das Theaterstück “Özgürlük – oder – Is There No Sex In Kreuzberg”.
Diese Liste macht Mut und Hoffnung – ebenso wie die Projekte, die wir heute hinzufügen.
In diesem Jahr sind es drei Preisträger: Das Projekt Schülerpaten Berlin e.V., das Schülerprojekt der 6. Klassen der Löcknitz-Grundschule in Tempelhof-Schöneberg und das Schülerparlament der Carl-Kraemer-Grundschule im Wedding. Ich freue mich, dass Sie alle hier sind, ich beglückwünsche Sie zur Ihrer Auszeichnung, und ich danke Ihnen für Ihr wunderbares Engagement. Ich hoffe, dass Sie damit zum Vorbild werden und viele Nachahmerinnen und Nachahmer finden.
An vielen Stellen im Rathaus Charlottenburg zeigen wir in diesen Tagen ein Plakat, das von der Landeskommission Berlin gegen Gewalt mit dem ersten Preis ausgezeichnet wurde. Der Kunstwettbewerb 2011 hatte die Frage gestellt: “Welche Farbe hat deine Toleranz?”. Das Plakat zeigt einen jugendlichen Supermann und ist überschrieben mit der Schlagzeile: “Toleranz ist wie eine Superkraft!”
Ich darf den drei Preisträgern jeweils ein Plakat überreichen.