Rede am 18.12.2013 zur Verleihung des Integrationspreises an Kirsten Goetze

Bezirksbürgermeister Reinahrd Naumann im Festsaal des Rathauses Charlottenburg

Sehr geehrte Frau Goetze!
Sehr geehrte Damen und Herren!
“Vielfalt ist ein Schatz!” Das ist unser Leitmotiv für die Verleihung des Integrationspreises.
In der Kategorie “Einzelperson” wird Kirsten Goetze mit dem Integrationspreis 2013 ausgezeichnet.
Frau Goetze hat bei einem Spaziergang bemerkt, dass gegen ein Flüchtlingsheim rassistisch gehetzt wurde, das in ihrer Nachbarschaft in der Soorstraße neu eröffnet worden war. An Bäumen hingen Plakate, auf denen das Flüchtlingsheim als Gefahr dargestellt wurde. Es würde zu einem Bedrohungspotential vor allem für Ältere und Kinder kommen.
Der Wert der Immobilien werde sinken, und die Geschäftslage für Unternehmen würde geschädigt. Eine dauerhafte Störung des sozialen Friedens und ein Verlust der Lebensqualität im Kiez wurde an die Wand gemalt. In einem Café wurde sogar eine Unterschriftenliste gegen das Flüchtlingsheim ausgelegt.
Frau Goetze war entsetzt und empört. Für sie war klar: Hier wurde gehetzt gegen Menschen, die fast alles verloren haben, die zu uns gekommen sind, um zu überleben. Sie beschloss, etwas gegen die Hetze zu unternehmen. Das war zunächst nicht einfach. In dem Café wurde sie abgewiesen. Deshalb sprach sie ihre Bekannte an und schrieb unzählige E-Mails. Schließlich fand sie Unterstützung und gründete Ende Mai die Initiative “Willkommen im Westend”.
Mit dieser Initiative fördert sie seither erfolgreich ein friedliches Zusammenleben der Flüchtlinge in dem neu eröffneten Flüchtlingsheim in der Soorstraße mit den Anwohnerinnen und Anwohnern.
Mit Plakaten und Flyern hat Frau Goetze über das Schicksal der Flüchtlinge aufgeklärt. Sie hat den Anwohnerinnen und Anwohnern das Leid und die persönlichen Hintergründe der Flüchtlinge nahe gebracht und damit an ihr Verständnis und ihre Hilfsbereitschaft appelliert. Sie investierte viel Zeit und Nerven, um die Menschen davon zu überzeugen, dass dieses Flüchtlingsheim notwendig ist und dass wir alle damit eine wichtige Aufgabe erfüllen, indem wir Menschen helfen, die auf jede Hilfe angewiesen sind, da sie politisch verfolgt werden oder vor Kriegen flüchten.
Das war genau der richtige Weg. Mit ihren Aufklärungsaktionen und ihren Appellen hat Frau Goetze ihre Nachbarschaft erreicht und mobilisiert. Statt Hetze gegen das Flüchtlingsheim gab es jetzt Hilfsaktionen für die Flüchtlinge. Und gegen eine Versammlung der NPD vor dem Flüchtlingsheim wurde eine erfolgreiche Gegendemonstration organisiert.
Damit, Frau Goetze, haben Sie vor allem den betroffenen Flüchtlingen einen wichtigen Dienst erwiesen. Ihr couragiertes Engagement war aber auch für uns alle, unserem Bezirk und unsere Gesellschaft insgesamt wichtig. Denn damit haben sie dafür gesorgt, dass den negativen Schlagzeilen, die es aus Hellersdorf gab, eine positive Erfahrung entgegengesetzt werden konnte. Sie haben ein Zeichen gesetzt für die Willkommenskultur in Charlottenburg-Wilmersdorf, indem Sie gerufen haben: “Willkommen im Westend!”
Sie haben mit ihrem bewundernswerten Einsatz gezeigt, dass die Menschen mit guten Argumenten und den richtigen Informationen bereit und offen dafür sind, zu helfen. Aus einer vermeintlichen Bedrohung wurde auf diese Art ein Akt der Menschlichkeit.
Sehr geehrte Frau Goetze! Vielen Dank! Ich freue mich sehr, Ihnen aufgrund der Jury-Entscheidung für den Bezirk Charlottenburg-Wilmersdorf den Integrationspreis 2013 in der Kategorie “Einzelperson” überreichen zu dürfen.