Beratungsstelle für Menschen mit Behinderungen, Krebs und chronischen Erkrankungen

Oliver Mehl und Heike Klinkenberg in der Beratungsstelle für Menschen mit Behinderungen

Oliver Mehl und Heike Klinkenberg in der Beratungsstelle für Menschen mit Behinderung

Die Beratung von Menschen mit körperlichen Behinderungen, Krebs und chronischen Erkrankungen. Das ist die Aufgabe von Oliver Mehl und Heike Klinkenberg. Auch Menschen im fortgeschrittenen Lebensalter, ohne besondere Erkrankungen, erhalten bei ihnen Unterstützung. Zusammen mit dem Sozialpsychiatrischen Dienst (SpD) bildet die Beratungsstelle für Menschen mit Behinderung (BfMB) den Fachbereich Prävention, Gesundheitsförderung und Gesundheitshilfe für Erwachsene.

Das Team der BfMB besteht aus vier Sozialarbeitern, einer Verwaltungskraft und einer Ärztin.

Heike Klinkenberg ist gelernte Heilerziehungspflegerin und studierte Sozialpädagogin. Sie hat berufliche Vorerfahrungen in der Behindertenhilfe, insbesondere in Tagesförderstätten gesammelt, bevor sie ihren Wunsch nach stärkerem Beratungsschwerpunkt in ihrer Arbeit beim Bezirksamt verwirklichen konnte. Im Oktober 2020 ist sie zum Team der BfMB dazu gestoßen. Mit dem Fahrrad kommt sie täglich aus ihrem Wohnbezirk Pankow zur Arbeit in der Beratungsstelle.

Oliver Mehl hat als Sozialpädagoge bereits in der Wohnungslosenhilfe und der Behindertenhilfe gearbeitet. Vor sieben Jahren hat der Kreuzberger dann bei der Beratungsstelle für Menschen mit Behinderungen, Krebs und chronischen Erkrankungen angefangen. Für ihn ist ein großer und wichtiger Teil der Arbeit die psychosoziale Beratung. „Ziel ist es immer, dass die Menschen hier sicherer und mit weniger Ängsten herausgehen.“

Trotz der häufig anspruchsvollen und emotionalen Fälle brennen Heike Klinkenberg und Oliver Mehl beide für ihren Job und sind immer wieder motiviert, ihre Klienten bei vielfältigen Herausforderungen unterstützen zu können.

Wer kommt in die Beratungsstelle?

„Viele ältere Menschen wenden sich nicht wegen Erkrankungen an uns, sondern weil sie Hilfen im sozialen Bereich, beispielsweise bei der Beantragung von Grundsicherung, brauchen“, berichtet Heike Klinkenberg. „Menschen müssen nicht unbedingt krank sein, um bei uns anzurufen. Wir sind auch für diejenigen da, die in keine Schublade eines Krankheitsbildes passen“. Die Klientel ist dabei sehr vielfältig, weiß die Sozialpädagogin „Wir haben junge Menschen mit Behinderung, wir haben ältere Menschen, die pflegebedürftig sind, wir haben die Menschen, die eine Krebserkrankung haben, wir haben Menschen in sozial schwierigen Situationen. Und dann gibt es Menschen, die sind ganz alleine. Die kommen natürlich öfter als Leute, die ein eigenes soziales Netz haben, das viel auffangen kann.

„Wir sind eine Anlaufstelle im Bezirk zur Klärung von Situationen: Wo steht jemand? Was braucht jemand?“, sagt Oliver Mehl. Nach der ersten Einschätzung der Situation des betroffenen Menschen entscheiden die Kolleginnen und Kollegen, ob direkt durch die Beratungsstelle geholfen werden kann, oder ob eine Vermittlung erfolgt. Die Beratungsstelle verfügt über zahlreiche Kontakte und ein gutes Netzwerk von Akteuren, die bei der Bewältigung von Problemen helfen können. Voraussetzung dafür ist, dass die hilfsbedürftige Person im Bezirk gemeldet ist.

Die Kontaktaufnahme zur Beratungsstelle erfolgt auch durch Nachbarn oder Verwandte, die bemerken, dass jemand Hilfe benötigt. Häufig wird die Beratungsstelle auch durch das Sozialamt beauftragt, wenn dort hilfsbedürftige Personen auffallen oder sich mit dem Alter eine Verschlechterung der Selbstständigkeit einer Person einstellt. Auch die Sozialdienste der Kliniken vermitteln regelmäßig Personen, die aus dem Krankenhaus entlassen werden, bei denen aber eine unklare Versorgungslage in den eigenen vier Wänden besteht.

Im Rahmen der Krebsberatung bearbeitet die BfMB die Anträge der Härtefonds. Hier kann die BfMB Unterlagen prüfen, die für einen Antrag bei einer Stiftung oder einem Härtefond benötigt werden.

„Wir bringen Dinge auf den Weg.“

Die BfMB berät und unterstützt auch bei der Beantragung von Leistungen, wie z.B. der Eingliederungshilfe, betreutes Einzelwohnen, den Pflegegrad, die rechtliche Betreuung oder die Beantragung eines Schwerbehindertenausweises. „Wir bringen Dinge auf den Weg, leisten jedoch keine dauerhafte Betreuung. Wenn jemand dauerhaft Hilfe braucht, dann vermitteln wir beispielsweise zum Pflegedienst oder zu einem Einzelfallhelfer“, erläutert Heike Klinkenberg. „Wir beraten und wir unterstützen. Was wir in der BfMB explizit nicht leisten, ist eine langfristige Betreuung.“, unterstreicht Oliver Mehl. Trotzdem gibt es Klienten, die immer mal wieder eine andere Frage haben, sodass die Kollegen der BfMB auch längerfristig Kontakt zu manchen Menschen haben. Die Beratungsleistungen sind kostenlos und vertraulich. Wie lange ein Mensch bei der BfMB in Beratung ist, ist sehr unterschiedlich. „Von einem Tag bis 15 Jahre“, berichtet Oliver Mehl. „Manche machen vier Jahre Pause und kommen wieder.

Die Veränderung des Bezirks wird im Beratungsangebot sichtbar.

„Wir spüren die Veränderung auf dem Wohnungsmarkt im Bezirk“, erzählt Oliver Mehl. Häufig wenden sich ältere Menschen an die BfMB, denen eine Kündigung der Wohnung wegen einer Eigenbedarfsanmeldung droht oder Menschen, die eine Behinderung haben, die mit einer zu hohen Miete konfrontiert sind. Dann ist die BfMB häufig die erste Anlaufstelle. Die Suche nach einer rollstuhlgerechten Wohnung sei in den letzten Jahren immer schwieriger geworden. „Wenn der Einzug in eine bezahlbare oder rollstuhlgerechte Wohnung dennoch gelingt, ist das eine Situation, in der sich die Menschen sehr freuen und da freue ich mich auch mit“, sagt Heike Klinkenberg.

Es sind die kleinen Dinge.

Für Heike Klinkenberg ist es auch schön, wenn sie Klienten die Ängste nehmen kann. So konnte sie einer Frau, die große Angst vor einer bevorstehenden Operation hatte, durch die Vermittlung eines Mobilitätsdienstes die Angst vor dem unbegleiteten Weg nehmen, den die Frau womöglich alleine aus Angst nicht angetreten wäre. „Da war die Frau total glücklich drüber, weil sie nicht wusste, dass es sowas gibt.“

Für Oliver Mehl ist das Besondere an seiner Stelle, dass das Team und er innerhalb des Bezirks viel bewegen und möglich machen können. „Dadurch, dass wir beim Bezirk angestellt sind, haben wir einen anderen und guten Zugang zu vielen Kollegen“. So gibt es einen guten Kontakt ins Grundsicherungsamt, der Hilfe zur Pflege der Sozialen Wohnhilfe oder dem Teilhabefachdienst. „So können Dinge ermöglicht werden, die so sonst nicht möglich wären.“ Oft kann die BfMB auch in Situationen vermitteln oder diese im Guten lösen, wenn es zwischen Klienten und anderen Dienststellen Konflikte gibt. Außerdem erfreut sich Oliver Mehl auch an kleinen Dingen. Er erinnert sich an einen Fall, bei dem die Frau eines Klienten ins Pflegeheim musste, wodurch sich die Situation des Mannes drastisch verschlechterte. Durch die Hilfe der BfMB konnte der Mann dann in das Pflegeheim vermittelt werden, in dem auch seine Frau untergebracht war. „Das sind so kleine Sachen, die echt schön sind für alle Beteiligten.“

Eigentlich ist die Beratungsstelle in der Friedrichshainer Koppenstraße ansässig. Bis zur Fertigstellung der Sanierung des Gebäudes ist die Beratungsstelle in einem Containerbau auf dem Gelände des Gesundheitsamtes in der Urbanstraße 24 untergebracht.

Beratungen finden dienstags von 9 bis12 Uhr in einer offenen Sprechstunde statt. An den anderen Tagen werden Termine nach telefonischer Vereinbarung vergeben. In den Kernzeiten von 9 bis 15 Uhr ist die BfMB telefonisch unter 030 90 298 8359 erreichbar. Nach Bedarf führen die Kollegen der BfMB auch Hausbesuche durch, sollten die Menschen nicht die Möglichkeit haben, in die Beratungsstelle zu kommen.