Vorstellung des Fachbereichs Hygiene

Vorstellung des Fachbereichs Hygiene

Kitas, Kosmetikstudios, Tätowierer – das sind die Aufschriften der Ordner, die in Stefan Eberts Büro in der Urbanstraße im Regal stehen. Der 36-Jährige arbeitet seit Sommer 2019 im Fachbereich Hygiene des Gesundheitsamtes. Dort absolviert er seine Ausbildung zum Gesundheitsaufseher/Hygienekontrolleur, die er Ende des Jahres abschließen wird. Neben der praktischen Tätigkeit im Amt besucht er die Akademie für Öffentliches Gesundheitswesen in Tempelhof. Die öffentlich-rechtliche Bildungsinstitution mit Hauptsitz in Düsseldorf ist eine der wenigen Institutionen in Deutschland, die in diesem Berufsfeld ausbildet.

Bevor der gebürtige Berliner seine Ausbildung im Bezirksamt begann, arbeitete er als Physiotherapeut. „Aber ich wusste eigentlich schon schnell, dass ich das nicht langfristig machen möchte. Also habe ich mich nach etwas Neuem im medizinischen Bereich umgeschaut.“ Bei seiner Recherche stieß er eher zufällig auf eine Ausbildungsausschreibung des Fachbereichs Hygiene. „Wie die meisten Leute hatte ich vorher gar nicht davon gehört, weil man ja im Alltag nicht unbedingt mit uns zu tun hat.“

Bei der Ausbildung von Stefan Ebert und den anderen Auszubildenden aus anderen Bezirken und Landkreisen lief nicht alles nach Plan. „Wir sind einer der Corona-Jahrgänge. Es gab eigentlich nur ein ‚normales’ halbes Jahr, bevor die Pandemie kam.“

Praxiseinsätze zum Blick über den Tellerrand

Trotz der erschwerten Bedingungen konnte Stefan Ebert sechs Praxiseinsätze in anderen Behörden und Einrichtungen unterbringen, wenn auch häufig in abgespeckter Form. Er machte Praktika in der Veterinär- und Lebensmittelaufsicht, im Ordnungsamt und im Amt für Umwelt und Naturschutz des Bezirksamtes, im Prinzenbad, bei einem Schädlingsbekämpfer und im Berliner Landeslabor. So bekam er Einblicken in den Arbeitsalltag der Bereiche, mit denen er dienstlich viel zu tun hat. „Diese Praxiseinsätze sind total wichtig zum Netzwerken. Wenn man die Menschen schon kennt, macht es die Zusammenarbeit der verschiedenen Stellen viel einfacher.“

Eine der Hauptaufgaben des zwölf-köpfigen Fachbereichs im Gesundheitsamt ist der Infektionsschutz. „Das, was nun durch Corona so viel Aufmerksamkeit bekommen hat, das ist genau unser Thema. Bei uns gehen die Meldungen zu meldepflichtigen Infektionskrankheiten ein. Unsere Aufgaben sind Infektionsschutz und –prävention.“

Genau diese Erfahrungen und Prozesse haben Stefan Ebert und seine Kolleg*innen dann zu Beginn der Pandemie geholfen. Bevor Personal für die Pandemiekoordination eingestellt werden konnte, waren sie diejenigen, die die hauptsächlich die Corona-Kontaktnachverfolgung übernahmen, bevor sie Unterstützung aus anderen Abteilungen bekamen.

Meldepflichtige Infektionenen

Generell betrifft der Infektionsschutz die laut Infektionsschutzgesetz §6 und 7 meldepflichtigen Infektionen, wie beispielsweise Masern, Keuchhusten oder Windpocken. Die Meldungen erhält das Gesundheitsamt entweder von Arztpraxen und Laboren oder von Gemeinschaftseinrichtungen, in denen eine Infektion aufgetreten ist, also beispielsweise einer Kita oder einer Obdachlosenunterkunft.

Wenn Stefan Ebert die Meldung einer Kita bekommt, dass dort ein Fall von Windpocken aufgetreten ist, nimmt er Kontakt mit der betroffenen Familie auf. „Wir klären die Menschen über den Krankheitserreger auf und klären Fragen, sofern es welche gibt.“ Gemeinschaftseinrichtungen müssen bei meldepflichtigen Krankheiten, beispielsweise per Aushang, darüber informieren, dass diese bei ihnen in der Einrichtung aufgetreten sind.
Wenn Krankheitserreger wie Salmonellen gemeldet werden, guckt sich der Fachbereich dies genauer an. „Da fragen wir nach, wo die Menschen essen waren oder Lebensmittel gekauft haben. Wenn sich herausstellt, dass mehrere Personen mit Salmonellen in der gleichen Gastronomie essen waren, geben wir die Info dann an die Veterinär- und Lebensmittelaufsicht weiter“, erklärt Stefan Ebert.

Begehungen in Krankenhäusern

Ein weiterer Aufgabenbereich von Stefan Ebert und seinen Kolleg*innen ist das Überwachen von medizinischen und nicht-medizinischen Einrichtungen. Dort finden Begehungen zur Überprüfung der Hygiene statt, in den Krankenhäusern geschieht dies regelmäßig, bei Arztpraxen meist nur anlassbezogen, wenn Hinweise auf fehlende Hygiene von Bürger*innen eingehen. „Dann werden wir allerdings sofort aktiv!“
Auch soziale Einrichtungen wie Pflegeheime, Obdachlosenunterkünfte oder Kindertageseinrichtungen werden regelmäßig besucht. Die Hygieneaufseher*innen schauen dann, ob die Einrichtung Hygieneregeln umsetzt und Mitarbeiter*innen entsprechend geschult sind. Besonderes Augenmerk liegt bei der Arbeit der Hygieneaufseher*innen immer auf den besonders schützenswerten Gruppen, also kleinen Kindern, Schwangeren, Vorerkrankten und älteren Menschen.

Jede*r Hygieneaufseher*in betreut einen Sprengel. Das heißt, dass die Person in einer Bezirksregion für die Überwachung der Hygiene der dort ansässigen Einrichtungen zuständig ist. Zu den Betrieben, die überwacht werden, gehören auch Schwimmbäder, Kosmetiksalons oder Tattoo-Studios. Auch bei Großveranstaltungen schauen die Kolleg*innen vorbei, überwachen, ob die eingesetzten Schläuche trinkwassergeeignet sind und nehmen anlassbezogen Proben. „Allerdings habe ich das in meiner Ausbildung bislang leider nicht erlebt. Wegen Corona sind ja alle Großveranstaltungen ausgefallen“, ergänzt Stefan Ebert.

Das leidige Thema Ratten

Überrascht war der Auszubildende darüber, wie viel Raum das Thema Ratten im Arbeitsalltag einnimmt. „Natürlich weiß ich, dass es hier in der Innenstadt viele Ratten gibt, aber dass wir in der Hygiene so viel mit ihnen und ihrer Bekämpfung zu tun haben würden, war mir nicht klar.“ Das sei allerdings kein reines Friedrichshain-Kreuzberger Thema. Durch den Austausch mit anderen Auszubildenden aus Innenstadtbezirken und anderen Großstädten weiß Stefan Ebert, dass es den Kolleg*innen dort ähnlich ergeht.

An seiner Tätigkeit gefällt dem Auszubildenden, dass er nicht acht Stunden am Tag im Büro sitzt. „Wir sind viel unterwegs und treffen dabei auf ganz unterschiedliche Menschen und Situationen. Das finde ich spannend.“ Neben der Abwechslung schätzt Stefan Ebert als Familienvater aber auch die Work-Life-Balance im Amt. Wenn nicht gerade eine Pandemie alles durcheinanderwirbelt, hat er feste Arbeitszeiten und kann seine Arbeitswege mit dem Fahrrad absolvieren. Auch das ist ihm im Alltag viel wert.

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