Weltgesundheitstag: Vorstellung der Fachbereiche des Gesundheitsamtes

Dirk Engelke vom Sozialpsychatrischen Dienst an seinem Schreibtisch

Das Gesundheitsamt ist aufgrund der Pandemie in aller Munde. Zuvor hatte der öffentlichen Gesundheitsdienst mit seinen vielfältigen Angeboten wesentlich weniger Aufmerksamtkeit genossen. Doch seit einem Jahr richten sich in Deutschland alle Augen auf die Amtsärzt*innen und ihre Teams. Die Aufgaben unseres Gesundheitsamtes gehen aber weit über den Infektionsschutz und die Kontaktverfolgung hinaus. Daher möchten wir Ihnen im Bezirksticker nach und nach die einzelnen Fachbereiche des Amtes und seine Mitarbeiter*innen vorstellen. Den Anfang macht am heutigen Weltgesundheitstag Sozialarbeiter Dirk Engelke vom sozialpsychiatrischen Dienst.

Hilfe bei Krisen und Problemen im Alltag

Dirk Engelke (54) ist seit rund anderthalb Jahren im sozialpsychiatrischen Dienst des Gesundheitsamtes am Kreuzberger Standort im Curt-Bejach-Haus beschäftigt. Vorher hat er als Sozialarbeiter im Jugendamt in Treptow-Köpenick gearbeitet. Nach seinem Studium der Sozialpädagogik/Sozialarbeit an der Alice-Salomon-Hochschule in Berlin war er viele Jahre im betreuten Einzelwohnen für psychisch kranke Menschen beschäftigt. Schon während seines Studiums sammelte er Erfahrungen als Nachtwache in einer Einrichtung, sodass er auf 25 Jahre Arbeitserfahrung mit psychisch kranken Menschen zurückblicken kann.

Zu seinen Aufgaben gehört vor allem die Beratung von im Bezirk lebenden Menschen mit psychischen Erkrankungen oder Suchterkrankungen oder deren Angehörigen. Die Zuständigkeiten für Dirk Engelke und seine Kolleg*innen richten sich nach der Wohnadresse der Menschen. Dirk Engelkes Gebiet liegt im nördlichen Teil Kreuzbergs. Da dort auch Personen leben, die nicht ausreichend Deutsch sprechen, kommt es vor, dass Dirk Engelke jemanden zum Übersetzen braucht: „Meistens gibt es jemanden in der Verwandtschaft, der das übernimmt. Wenn das nicht der Fall ist, werden Sprachmittler*innen vom Gemeindedolmetscherdienst eingesetzt.“

Mit rund 500 Klient*innen hat er dienstlich zu tun, mit manchen Menschen mehrmals in der Woche, mit anderen allerdings nur einmal im Jahr. Die jüngsten Klient*innen sind 19 und werden meist vom Jugendamt vermittelt, die ältesten sind über 80. Das Gros derer, mit denen Dirk Engelke arbeitet, ist zwischen 30 und 65. Die häufigsten Diagnosen sind Depressionen oder paranoide Schizophrenie. „Diese Krankheiten tauchen meist um das 20. Lebensjahr auf. Viele können das einige Zeit kompensieren, manchmal Jahre oder Jahrzehnte, bevor sie zu uns kommen. Entscheidend ist die Krankheitseinsicht der Betroffenen.“

Wer Kontakt zum sozialpsychiatrischen Dienst aufnimmt und um ein Beratungsgespräch bittet, kriegt in der Regel innerhalb von 14 Tagen einen Termin angeboten. „Ich höre mir die Geschichten der Menschen an und versuche herauszufinden, welche Hilfe sie brauchen. Wobei benötigen sie Unterstützung? Ist es bei Behördengängen und dem Ausfüllen von Anträgen? Oder bei Alltäglichem wie Aufräumen und Einkaufen?“, erklärt Dirk Engelke. Dann stellt er Kontakt zu Krankenhäusern, Ärzt*innen oder Selbsthilfegruppen her. Wenn jemand aufgrund seiner*ihrer Erkrankung dringend Hilfe im Alltag benötigt, wird geprüft, ob im Einzelfall Anspruch auf eine Eingliederungshilfe besteht. „Viele Menschen, die zu uns kommen, haben Wohnprobleme, wie Mietschulden oder drohende Wohnungslosigkeit. Oder sie sind bereits wohnungslos und leben bei Bekannten auf der Couch. Diese Fälle werden von der sozialen Wohnhilfe im Sozialamt an uns verwiesen. Wir helfen dann in Zusammenarbeit mit freien Trägern bei der Wohnungssuche.“

Eine weitere Aufgabe des sozialpsychiatrischen Dienstes ist der Krisendienst, der montags bis freitags von 8 bis 16 Uhr besetzt ist und von Betroffenen oder Angehörigen angerufen werden kann, wenn bei Ihnen selbst, bei Bekannten, Freunden oder Nachbarn eine akute Selbst- oder Fremdgefährdung vorliegt oder vermutet wird.

Der sozialpsychiatrische Dienst im Bezirk ist nach den beiden Ortsteilen aufgeteilt. Dirk Engelke und seine Kreuzberger Kolleg*innen sitzen in der Urbanstraße. Das Friedrichshainer Team hat seinen Sitz normalerweise in der Koppenstraße am Ostbahnhof. Da das Gebäude allerdings aktuell saniert wird, sind die Mitarbeiter*innen für die Dauer der Bauarbeiten auf den Hof des Gesundheitshauses in Kreuzberg gezogen.

Insgesamt arbeiten im SpD, wie der Dienst von seinen Mitarbeiter*innen der Griffigkeit halber genannt wird, zwölf Soziarbeiter*innen, zehn Ärzt*innen und Psycholog*innen und sechs Verwaltungsangestellte.

Die Beratungen und andere Aufgaben in der Dienststelle machen etwa zwei Drittel von Engelkes Tätigkeit aus. Ein weiteres Drittel sind Hausbesuche bei Klient*innen. Die erledigt der Sozialarbeiter generell mit dem Fahrrad. Dirk Engelke lebt selbst im Bezirk und freut sich über die kurzen Arbeitswege, ins Büro und zu den Hausbesuchen.

Ob die Probleme und Schicksale seiner Klient*innen ihm nahe gehen? „Ich darf mitfühlen, aber nicht mitleiden. Eine professionelle Distanz muss ich immer wahren, auch wenn mich einzelne Schicksale manchmal sehr berühren, vor allem bei sehr jungen Menschen“, antwortet Dirk Engelke. Die Kolleg*innen und er bekommen Team-Supervision. Auch in Dienstbesprechungen stellen sich die Mitarbeiter*innen gegenseitig aktuelle Fälle vor und beraten sich dazu. „Ich finde es einfach wichtig, dass den Menschen geholfen wird!“