Verhütung

Verhütung von Schwangerschaften

Über nur drei Generationen hinweg hat sich das Verhältnis von Frauen zu ihrer Sexualität und dem damit verbundenen Potential schwanger zu werden, grundlegend verändert. Ausschlaggebend dafür sind die effektiven Möglichkeiten zur Schwangerschaftsverhütung – also die Trennung der weiblichen Sexualität von ihrer Fruchtbarkeit.

Geschichtliches

Bereits aus dem 16. Jahrhundert vor unserer Zeitrechnung sind erste Rezepturen überliefert, die – zumeist vaginal wirksam – eine ungewünschte Empfängnis verhüten sollten. Aber auch zeitweise Enthaltsamkeit sowie die auf Selbstbeobachtung und der Wahl von unfruchtbaren Perioden beruhenden Methoden dienten schon zeitig der Empfängnisregelung. Letztere wurden und werden auch von der römisch-katholischen Kirche als zulässige Wege der Verhütung anerkannt, während direkte Eingriffe abgelehnt werden.

Verhütungsmittel

Am 1. Juni 1961 wurde die erste Hormonpille zur Empfängnisverhütung in Deutschland auf den Markt gebracht. Seitdem hat sich die Verhütung mit der „Pille“ – neben der Nutzung des Kondoms – zur hauptsächlichen Methode entwickelt. Laut dem Mainzer Professor für Geschichte, Theorie und Ethik der Medizin, Norbert Paul, nehmen weltweit bis zu 120 Millionen Frauen hormonelle Verhütungsmittel ein. Am beliebtesten sind sie in Nord- und Mitteleuropa, wo rund 40 bis 60 % der Frauen im gebärfähigen Alter jeden Tag zur Pille greifen.

Pille danach

Die „Pille danach“ ist ein anerkanntes und wirksames Mittel, mit dem Frauen zeitnah nach einem ungeschützten Geschlechtsverkehr eine Schwangerschaft verhüten können. Sie ist kein Schwangerschaftsabbruch, da ihre Wirkung auf der Verzögerung bzw. Verhinderung des Eisprungs beruht und damit die Einnistung der Eizelle in die Gebärmutter verhindert wird. Als Beginn einer Schwangerschaft wird laut § 218 Strafgesetzbuch (StGB) die Einnistung der Eizelle in die Gebärmutter definiert.

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat die Anwendung der „Pille danach“ als Notfallverhütung nach einem ungeschützten Geschlechtsverkehr empfohlen, um eine Empfängnis zu verhindern. Laut Pro Familia erhalten Frauen in 29 europäischen Ländern die „Pille danach“ rezeptfrei. In Deutschland ist die „Pille danach“ seit dem 16. März 2015 rezeptfrei.

Soll nach einem ungeschützten Geschlechtsverkehr das Schwangerschaftsrisiko erheblich gesenkt werden, ist eine – möglichst zeitnahe – Einnahme der „Pille danach“ anzuraten. Je später die Einnahme der „Pille danach“ erfolgt, umso geringer ist ihre Wirksamkeit – von 95 % innerhalb der ersten 24 Stunden, über 85 % nach 24 – 48 Stunden, bis zu nur noch 58 % nach 48 – 72 Stunden.
Die in Deutschland am häufigsten genutzte und hinsichtlich eventueller Risiken hinreichend getestete und auf dieser Basis empfohlene “Pille danach” ist die Pidana (Wirkstoff Levonorgestrel). Die Kosten hierfür übernimmt die Krankenkasse lediglich für gesetzlich versicherte Frauen unter 18 Jahren.

Die erst seit 2009 auf dem Markt erhältliche „Ellaone“ (Wirkstoff Ulipristal) kann insbesondere hinsichtlich ihrer Auswirkungen auf ein ungeborenes Kind – falls eine Schwangerschaft nicht verhindert werden konnte – noch nicht als sicher eingestuft werden und gilt deshalb als „eingeschränkt geeignet“.

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