Bei der Schulbildung haben die Mädchen die Jungen überholt, aber schon bei der Beruflichen Bildung haben Mädchen bzw. junge Frauen mehr Schwierigkeiten, ihre Berufswünsche zu realisieren.
Ein zentraler Punkt: Frauen haben immer noch erhebliche Probleme bei der Vereinbarkeit von Beruf und Familie. Sie haben in der Regel die Hauptverantwortung für den privaten Lebensbereich. Bei Arbeitgebern gelten sie immer noch als „Risiko“: Wegen der Aufgaben in der Familie, wie z.B. die Betreuung kranker Kinder, die Pflegebedürftigkeit von Familienangehörigen könnten sie „ausfallen“. Vielfach wird angenommen, dass Frauen ihr Beruf nicht so wichtig ist und sie ihre Prioritäten in der Familie sehen.
Weil vieles, was Frauen machen und wie sie es machen, nicht „zählt“, werden Frauen nicht nur in typischen Frauenberufen immer noch erheblich schlechter entlohnt als Männer. Auch das ist ein Grund der nach wie vor bestehenden Entgeltungleichheit zwischen Männern und Frauen.
Aber weil typische Frauentätigkeiten schlecht bezahlt werden und weil viele Frauen nicht kontinuierlich erwerbstätig waren oder eher dem traditionellen Rollenbild entsprechen, arbeiten sie zudem häufig in Prekärer Beschäftigung.
Und selbst dann, wenn sie beruflich etabliert sind, scheitert ihr Weiterkommen, insbesondere in größeren Unternehmen und Institutionen, in der Regel an einer Unternehmenskultur, die geprägt ist von der Vorstellung, dass nur ein Mann, dem am besten noch seine Frau „den Rücken frei hält“, die erwünschten Leistungen bringen kann – ein wesentlicher Grund für die erhebliche Unterrepräsentanz von Frauen in Führungspositionen.
Und als Selbstständige erwirtschaften sie selten ein Einkommen über dem Existenzminimum.
Das gilt im Prinzip für alle Arbeitswelten, aber die Ausprägungen sind in den einzelnen Bereichen unterschiedlich oder haben andere Facetten. Im öffentlichen Dienst und für die Unternehmen und Institutionen in staatlicher Verantwortung gelten seit Jahren Gleichstellungsgesetze zur Förderung von Frauen. In Berlin gibt es das LGG. Der Bereich Wissenschaft und Forschung hat zum Teil andere, aber auch zusätzliche Rahmenbedingungen. Auch der Bereich Kunst und Kultur hat mit seinem geförderten Bereich und der Kultur- und Kreativwirtschaft ebenfalls andere und auch zusätzliche Rahmenbedingungen.
Frauen sind zudem nicht gleich Frauen. Es gibt junge und “ältere Frauen, Frauen mit und ohne Migrationshintergrund, Frauen mit Kindern und ohne Kinder, Alleinerziehende oder mit Partner, alleinstehende Frauen und Frauen in Partnerschaft, sei es heterosexuell oder gleichgeschlechtlich, Frauen mit und ohne Behinderung. Ihre spezifische Situation kann erhebliche Auswirkungen auf ihre Chancen im Erwerbsleben haben – hierauf zu achten und zielgruppenspezifisch Angebote zu entwickeln, ist eine originäre Aufgabe von Gleichstellungspolitik.