Selbstverständnis Runder Tisch Sexarbeit

I. Zielstellung des Runden Tisches Sexarbeit

Die Einrichtung eines Runden Tisches Sexarbeit ist Teil der Richtlinien der Regierungspolitik 2016-2021 des Berliner Senats: „Ein „Runder Tisch Sexarbeit“ wird gemeinsam mit den Bezirken und den Betroffenen Handlungskonzepte entwickeln, um die Rechte und Arbeitsbedingungen von Sexarbeiter/innen zu verbessern.“

Der Runde Tisch Sexarbeit wird von der Senatsverwaltung für Gesundheit, Pflege und Gleichstellung und dem Bezirksamt Tempelhof-Schöneberg von Berlin in Kooperation umgesetzt.

Der Runde Tisch versteht sich als ein wissensgestütztes Gremium, welches lösungsorientierte Ansätze zur Verbesserung der Situation von Sexarbeitenden im Kontext der in Berlin bestehenden Herausforderungen erarbeiten wird. Diese sollen am Ende in einem Handlungskonzept verarbeitet werden. Zur weiteren Umsetzung der Ergebnisse fließen die Lösungsansätze des Runden Tisches in eine Senatsvorlage. Zusätzlich verpflichtet sich jedes Mitglied die Ergebnisse im Rahmen des eigenen Handlungsfelds selbstverantwortlich zu transportieren und umzusetzen.
Das übergeordnete Ziel ist, dass Sexarbeitende ihre Tätigkeit unter sicheren und menschenwürdigen Bedingungen ausüben können, ohne sich selbst oder ihre Gesundheit zu gefährden.
Darüber hinaus wird sich das Gremium mit dem insbesondere im Kontext der Straßenprostitution gegebenen Spannungsverhältnis zwischen den Interessen der Sexarbeitenden und den Interessen der Anwohnenden sowie anliegenden Gewerbebetrieben oder öffentlichen Einrichtungen befassen. Hierbei wird auch auf die Ergebnisse, die in den vergangen Jahren bereits von anderen Gremien erarbeitet wurden (beispielsweise dem AK Betriebsstätten oder der AG Prostitution und Soziales) aufgebaut werden.

II. Zusammensetzung und Struktur

Die ständigen Mitglieder des Gremiums setzen sich zusammen aus Vertreterinnen und Vertretern der inhaltlich tangierten Senatsverwaltungen, den Bezirken Charlottenburg-Wilmersdorf, Mitte und Tempelhof-Schöneberg, Beratungsstellen für in der Prostitution tätige Menschen, Sexarbeitenden, Betreibenden, dem Bundesverband sexuelle Dienstleistungen und dem Berufsverband erotische und sexuelle Dienstleistungen sowie dem Landeskriminalamt und der Landesarbeitsgemeinschaft der Frauen- und Gleichstellungsbeauftragten. Bei Bedarf können zu den jeweiligen Sitzungen weitere Akteurinnen und Akteure sowie themenbezogen auch externe Expertinnen und Experten eingeladen werden.

Zu Themen, die eine vertiefende Diskussion benötigen, kann der Runde Tisch Sexarbeit Unterarbeitsgruppen etablieren.

Um parallel zur Arbeit des Runden Tisches Sexarbeit bereits die Umsetzung von Maßnahmen anzustoßen, kommen Vertretungen inhaltlich betroffener Verwaltungen unter dem Vorsitz der für Gleichstellung zuständigen Staatssekretärin bei Bedarf in einem verwaltungsinternen Begleitgremium zusammen. Die Ergebnisse dieser Beratungen werden an den Runden Tisch rückgespiegelt.

III. Thematische Eingrenzung und Grundlage der Zusammenarbeit

Besonders in der öffentlichen Wahrnehmung wird Prostitution oftmals mit Armutsmigration, Zwang und Ausbeutung gleichgesetzt. Das Gremium ist der Ansicht, dass dies der Vielschichtigkeit von Sexarbeit und der Heterogenität der in diesem Bereich tätigen Personen nicht gerecht wird. Um ergebnisorientiert arbeiten zu können, legt der Runde Tisch seinen Fokus auf Fragestellungen im Kontext von Sexarbeit als eine eigenständig gewählte Tätigkeit. Mit strafrechtlich bewehrten Phänomenen der Ausbeutung befassen sich in Berlin bereits existierende Gremien, wie z. B. die Fachkommission Menschenhandel. Daher ist eine Kooperation des Runden Tisches Sexarbeit mit der Fachkommission Menschenhandel vorgesehen.

Die Gründe, warum eine Person sich für eine Tätigkeit in der Sexarbeit entscheidet, sind unterschiedlich und individuell. Der Runde Tisch bewertet diese nicht, sondern setzt sich für sichere und von Respekt geprägte Arbeits- und Rahmenbedingungen ein, innerhalb derer Sexarbeit ausgeübt werden kann.
Zudem hält es der Runde Tisch Sexarbeit für notwendig, in allen Diskussionen die Geschlechterperspektive mit zu berücksichtigen, um möglichst zu zielgruppenspezifischen Empfehlungen zu gelangen. So ist neben der weiblichen auch männliche und transsexuelle Sexarbeit miteinzubeziehen.

Die Auseinandersetzung mit dem Thema Sexarbeit ist häufig mit verschiedenen, individuell sehr unterschiedlichen Emotionen behaftet. Aus diesem Grund strebt der Runde Tisch Sexarbeit eine sachliche und wissensbasierte Debatte an. Unabdingbar hierfür ist ein respektvoller und wertschätzender Umgang miteinander, dem sich alle Mitglieder des Runden Tisches verpflichtet fühlen. Dazu gehört auch, dass die Diskussionen in einem geschützten Raum stattfinden können. Das bedeutet, dass Einzelheiten über z.B. den namentlichen Verlauf einer Diskussion nicht an die Öffentlichkeit gelangen, sondern vertraulich behandelt werden.

Über jede Sitzung wird ein Ergebnisprotokoll gefertigt, welches sowohl den Mitgliedern zur Verfügung gestellt als auch veröffentlicht wird.

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    PDF-Dokument (158.7 kB) - Stand: Dezember 2018