Drucksache - DS/1636/IV  

 
 
Betreff: Frühe Hilfen im Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg
Status:öffentlich  
 Ursprungaktuell
Initiator:SPDSPD
Verfasser:Vollmert, FrankVollmert, Frank
Drucksache-Art:Mündliche AnfrageMündliche Anfrage
Beratungsfolge:
BVV Friedrichshain-Kreuzberg von Berlin Vorberatung
25.03.2015 
Öffentliche Sitzung der BVV Friedrichshain-Kreuzberg schriftlich beantwortet     

Beschlussvorschlag

Ich frage das Bezirksamt:

Ich frage das Bezirksamt:

 

  1. Nach welchen Indikatoren erfassen die im Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg eingesetzten Familienhebammen die Bedarfe von Hilfe und Rat suchenden Familien und inwieweit spielen dabei belastende Lebenslagen von Schwangeren und jungen Müttern und Vätern eine Rolle?
  2. Was hat das Bezirksamt bislang unternommen, um die Frühen Hilfen bei den im Bezirk niedergelassenen Gynäkologinnen und Gynäkologen sowie Kinderärztinnen und -ärzte bekannt zu machen sowie einen systematischen Austausch zwischen Jugendamt und Gesundheitswesen zu erzielen?
  3. Welche Hürden sind dem Bezirksamt bekannt, die die Vernetzung der Frühen Hilfen mit den im Gesundheitswesen tätigen Berufsgruppen erschweren und wie versucht das Bezirksamt, diese Hürden abzubauen?

Nachfragen:

 

  1. Welche Erkenntnisse liegen dem Bezirksamt über schwieriger durch Frühe Hilfen zu erreichende Familien vor und wie versucht das Bezirksamt, gerade diese Familien gezielt anzusprechen?
     
  2. Welche qualitativen Unterschiede liegen in den Gruppenangeboten der Familienhebammen für Frauen und Familien in besonderen Lebenslagen bzw. wie viele Personen nehmen aus dieser Gruppe an den Gruppenangeboten teil?

 

 

Bezirksamt Friedrichshain-Kreuzberg                                                                   31. März 2015

Abt. Familie, Gesundheit und Personal

 

 

Ihre Anfrage beantworte ich wie folgt:

 

Frage 1

Nach welchen Indikatoren erfassen die im Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg eingesetzten Familienhebammen die Bedarfe von Hilfe und Rat suchenden Familien und inwieweit spielen dabei belastende Lebenslagen von Schwangeren und jungen Müttern und Vätern eine Rolle?

 

Die Familienhebammen erstellen im Erstgespräch mit den Familien einen Anamnesebogen. Dieser Bogen ist Inhalt einer Dokumentationsmappe des Nationalen Zentrums für Frühe Hilfen. Im weiteren Kontakt mit den Familien wird in dieser Mappe die Betreuung fortlaufend dokumentiert.

 

Besondere Belastungen zeigen sich häufig bei Müttern mit frühgeborenen Kindern, bei sozial benachteiligten Schwangeren, Müttern und Vätern, bei Müttern mit ausgeprägter Unsicherheit gegenüber dem Kind, bei Müttern mit Zeichen der Überforderung, bei psychisch kranken Schwangeren und Müttern, bei minderjährigen Schwangeren und Müttern.

 

In der gemeinsam mit den Familien entwickelten Zielsetzung für die Zeit der Betreuung werden diese Belastungsfaktoren berücksichtigt.

 

Frage 2

Was hat das Bezirksamt bislang unternommen, um die Frühen Hilfen bei den im Bezirk niedergelassenen Gynäkologinnen und Gynäkologen sowie Kinderärztinnen und -ärzte bekannt zu machen sowie einen systematischen Austausch zwischen Jugendamt und Gesundheitswesen zu erzielen?

 

Die bezirklichen Netzwerkkoordinatorinnen haben alle niedergelassenen Gynäkologinnen und Gynäkologen angeschrieben, um sich vorzustellen und auf die Angebote im Bereich der Frühen Hilfen aufmerksam zu machen. Es wurde insbesondere die Broschüre "Fahrplan - was ist wichtig in der Zeit rund um die Geburt" vorgestellt und ein Ansichtsexemplar verschickt. Die Broschüre kann von den Praxen bei den Netzwerkkoordinatorinnen kostenlos bestellt werden. Außerdem wurde das Angebot der Familienhebammen näher beschrieben und ein Flyer beigelegt. Von den angeschriebenen 32 Frauenarztpraxen haben sich bislang zwei zurück gemeldet und die Broschüre für ihre Praxis bestellt. Weitere Nachfragen zu den Angeboten der Frühen Hilfen gab es nicht.

 

Die Netzwerkkoordinatorinnen sind derzeit dabei, die Kinderarztpraxen persönlich aufzusuchen, um sich hier vorzustellen und die Angebote der Frühen Hilfen bekannt zu machen. Hier geht es insbesondere um die Vorstellung der Willkommensveranstaltungen und die Information über das Angebot der Familienhebammen. Ziel ist es, dass die Kinderärztinnen und Kinderärzte die von ihnen behandelten Familien auf die Angebote aufmerksam machen können.

 

Darüber hinaus gibt es über das Zentrum für sexuelle Gesundheit und Familienplanung, das in der bezirklichen Steuerungsgruppe Frühe Hilfen vertreten ist, Kontakte zum Stammtisch der Gynäkologinnen und Gynäkologen in Kreuzberg. Eine Kontaktaufnahme mit dem Stammtisch im Ortsteil Friedrichshain ist geplant. (Die Stammtische sind nicht unbedingt stadtbezirksweise organisiert und oft langfristig thematisch verplant. Dies erschwert die Kontaktaufnahme zu den Stammtischen.)

 

Der systematische Austausch zwischen den Bereichen Jugend und Gesundheit erfolgt derzeit vor allem in der Steuerungsgruppe Frühe Hilfen, in der sowohl Fachleitungen des Jugendamtes, als auch der KJGD, das Zentrum für sexuelle Gesundheit und Familienplanung und die Planungs- und Koordinierungsstelle Gesundheit vertreten sind.

 

Frage 3

Welche Hürden sind dem Bezirksamt bekannt, die die Vernetzung der Frühen Hilfen mit den im Gesundheitswesen tätigen Berufsgruppen erschweren und wie versucht das Bezirksamt, diese Hürden abzubauen?

 

Es ist bekannt, dass es niedergelassenen Ärztinnen und Ärzten kaum möglich ist, an den gängigen Netzwerkarbeitskreisen teilzunehmen, da diese in der Regel während der Öffnungszeiten der Praxen stattfinden.

 

Als hauptsächliche Hürde ist bekannt, dass Ärztinnen und Ärzten sowie anderen Berufsgruppen des Gesundheitswesens eine Teilnahme an diesen Gremien nicht vergütet wird. Diese Hürde abzubauen liegt nicht im Rahmen der Möglichkeiten des Bezirksamtes.

 

Intention der Vernetzungsbemühungen im Bereich der Frühen Hilfen ist es daher vor allem, die im Gesundheitswesen tätigen Berufsgruppen über die Angebote im Bezirk zu informieren und die Netzwerkkoordinatorinnen als Ansprechpartnerinnen bekannt zu machen.

 

Mit Interesse verfolgt das Bezirksamt die Erfahrungen, die in einem Modellprojekt in Baden-Württemberg mit der Einrichtung interprofessioneller Qualitätszirkel gemacht wurden. Um ein solches Modell auch in Berlin zu etablieren, bedarf es einer Initiative auf Landesebene. Durch die Landeskoordinierungs-stelle organisiert wird es im April ein erstes Fachgespräch zu diesem Thema geben.

 

Nachfragen:

 

Nachfrage 1

Welche Erkenntnisse liegen dem Bezirksamt über schwieriger durch Frühe Hilfen zu erreichende Familien vor und wie versucht das Bezirksamt, gerade diese Familien gezielt anzusprechen?

 

Das Thema der Zugänge zu den Angeboten der Frühen Hilfen wurde und wird im Verlauf der Bundesinitiative kontinuierlich von den Netzwerkakteurinnen und Netzwerkakteuren reflektiert.

 

Durch die Einladung zu den Willkommensveranstaltungen in den Familienzentren durch die Kolleginnen des KJGD beim Ersthausbesuch bzw. im Begrüßungsbrief wird eine Information aller Eltern mit neugeborenen Kindern über dieses Angebot in den Frühen Hilfen sichergestellt. Familien, die die Willkommensveranstaltungen besuchen, können in den Familienzentren die verschiedenen Angebote im Bereich der Frühen Hilfen kennenlernen und sich hierzu beraten lassen.

 

Eine engere Kooperation mit den niedergelassenen Gynäkologinnen und Gynäkologen und Kinderärztinnen und Kinderärzten würde die gezielte Ansprache von Familien, die sich in belasteten Lebenslagen befinden, ermöglichen.

 

Die Schwangerschaftsberatungsstellen und Antragsstellen für die Stiftung "Hilfen für Familien - Schwangere in Not" sind im Netzwerk der Frühen Hilfen aktiv und können ebenfalls direkt Familien ansprechen und auf die Inanspruchnahme von Angeboten hinwirken.

 

Im Team der Familienhebammen gibt es inzwischen verschiedene Sprachkompetenzen (englisch, französisch, russisch, polnisch, spanisch und arabisch), so dass auch Familien nichtdeutscher Herkunftssprache erreicht werden können.

 

Nachfrage 2

Welche qualitativen Unterschiede liegen in den Gruppenangeboten der Familienhebammen für Frauen und Familien in besonderen Lebenslagen bzw. wie viele Personen nehmen aus dieser Gruppe an den Gruppenangeboten teil?

 

Die Gruppenangebote der Familienhebammen in den Familienzentren sind offen für alle Frauen und Familien. Es bedarf keiner besonderen Problemlage, um an diesen Angeboten teilzunehmen. Es wird nicht erfasst, wer sich von den Teilnehmerinnen und Teilnehmern in einer "besonderen Lebenslage" befindet.

 

Intention dieser Angebote ist vielmehr, dass die Familienhebammen zum einen den von ihnen betreuten Familien einen Zugang zu den Angeboten im Familienzentrum erleichtern, da diese hier auf eine ihnen vertraute Ansprechpartnerin treffen. Familienhebammen verabreden sich auch mit ihren Familien direkt im Familienzentrum. Die Familienhebammen kennen sowohl "ihr" Familienzentrum als auch die anderen Einrichtungen im Bezirk, so dass sie den Familien auch Informationen über Einrichtungen in ihrem "Kinderwagenradius" geben können.

 

 

Familien und Frauen, die ein Gruppenangebot einer Familienhebamme im FZ besuchen, haben die Möglichkeit, sich anschließend von der Familienhebamme beraten zu lassen. Der Zugang zu dieser Beratung ist besonders niedrigschwellig und nicht stigmatisierend, weil nicht extra eine Beratungsstelle aufgesucht werden muss.

 

Eine Familienhebamme kann durch ihre sowohl medizinische als auch sozialpädagogische Ausbildung den Familien eine umfassend Beratung anbieten und deren Fragen zu den Angeboten in den frühen Hilfen im Bezirk kompetent beantworten.

 

 

 

Monika Herrmann

 

 
 

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