Drucksache - DS/0559/V  

 
 
Betreff: Friedrichshain-Kreuzberg unterstützt den Wiederaufbau der Synagoge am Fraenkelufer
Status:öffentlich  
 Ursprungaktuell
Initiator:CDUVorsteherin
Verfasser:Husein, TimurJaath, Kristine
Drucksache-Art:AntragBeschluss
   Beteiligt:FDP
   B'90 Die Grünen/DIE LINKE/SPD
Beratungsfolge:
BVV Friedrichshain-Kreuzberg von Berlin Vorberatung
13.12.2017 
Öffentliche Sitzung der BVV Friedrichshain-Kreuzberg ohne Änderungen in der BVV beschlossen   
BVV Friedrichshain-Kreuzberg von Berlin Vorberatung
26.08.2020 
Öffentliche Sitzung der BVV Friedrichshain-Kreuzberg (BVV) - keine Gästeplätze! - Übertragung im Livestream -      

Beschlussvorschlag
Anlagen:
Antrag_Synagoge Fraenkelufer  
VzK_Synagoge Fraenkelufer  

Die Bezirksverordnetenversammlung möge beschließen:

 

Das Bezirksamt wird beauftragt, sich zusammen mit der Synagogen-Gemeinde Fraenkelufer bei anderen Stellen (Senat, Abgeordnetenhaus, Bundestag, Bundesregierung etc.) dafür einzusetzen, dass die alte Synagoge auf dem Gelände der Gemeinde am Fraenkelufer wiederaufgebaut wird.

Weiterhin wird das Bezirksamt beauftragt, durch alle geeigneten Maßnahmen in der Zuständigkeit des Bezirksamts (Baurecht etc.) den Wiederaufbau zu fördern und sicherzustellen.

Begründung:

Die jüdische Gemeinde kaufte das betreffende Grundstück am Fraenkelufer 10-16 (damals Kottbusser Ufer 48-50), um eine Synagoge zu errichten. Am 17. September 1916 wurde die Synagoge am Fraenkelufer eingeweiht.

In der Reichspogromnacht am 9. November 1938 wurde das Hauptgebäude der Synagoge durch die Nationalsozialisten schwer beschädigt und konnte nicht mehr als Synagoge genutzt werden. Stattdessen nutzte die Gestapo das Hauptgebäude ab 1942 als Lagerraum für das geraubte Eigentum von Juden. Die jüdische Gemeinde konnte noch eine Zeit lang ihre Gottesdienste in der von der Zerstörung verschonten Jugendsynagoge abhalten.

Aufgrund kriegsbedingter Zerstörungen wurde das Hauptgebäude schließlich im Jahr 1959 abgerissen. Die Jugendsynagoge wurde von der jüdischen Gemeinde unmittelbar nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs im Mai 1945 wieder für Gottesdienste genutzt und am 22. April 1959 nach einem erfolgten Umbau erneut geweiht. Das denkmalgeschützte Gebäude der ehemaligen Jugendsynagoge dient der jüdischen Gemeinde bis heute als Synagoge.

Glücklicherweise wächst die jüdische Gemeinde in Berlin seit der Wiedervereinigung Deutschlands im Jahr 1990 stark an. Nach Angaben des American Jewish Committee (AJC) war Berlin zwischen 1990 und 2010 die am schnellsten wachsende jüdische Gemeinde weltweit. Dies war bedingt durch die Zuwanderung von russischen Juden und später von israelischen Bürgern.

Mittlerweile ist die jüdische Gemeinde zu Berlin mit ca. 10.000 Mitgliedern die größte jüdische Gemeinde in Deutschland. Zudem leben derzeit geschätzt zusätzliche 10.000 jüdische Bürger und ca. 15.000 Israelis in Berlin. Berlin ist der Schwerpunkt jüdischen Lebens in Deutschland mit z. B. dem Sitz des Zentralrats der Juden in Deutschland seit 1999, der Austragung der europäischen Makkabiade im Jahr 2015 oder der Gründung der Jüdischen Studierendenunion Deutschlands 2016.

Diese Entwicklung hat unter anderem zur Folge, dass die Räumlichkeiten der Jugendsynagoge nicht mehr für die Religionsausübung der Gemeindemitglieder am Fraenkelufer ausreichen. Die Synagoge am Fraenkelufer ist, neben dem Jüdischen Museum Berlin, welches eher für die nicht-jüdische Öffentlichkeit von Interesse ist, die einzige jüdische Institution in Kreuzberg. Die Raumnot wird aufgrund der wahrscheinlich weiterhin wachsenden jüdischen Gemeinschaft in Berlin und Kreuzberg noch zunehmen. Neben regelmäßigen Gebetsveranstaltungen, zeichnet sich gerade diese Synagoge durch ihr soziales und interkulturelles Engagement aus. Auch hierfür bieten die aktuellen Räumlichkeiten nicht ausreichend Platz. Deshalb bemüht sich der Synagogenvorstand bereits seit einiger Zeit um den Ausbau zu einem Gemeindezentrum mit vielfältigen religiösen und sozialen Angeboten für Gemeindemitglieder und auch nicht-jüdische Berliner jeder Altersstufe. Der Wiederaufbau der Synagoge am Fraenkelufer am historischen Standort würde das sicht- und greifbare Judentum stärken. Die meisten der heute aktiven Berliner Synagogen befinden sich in abgeschirmten und gesicherten Hinterhöfen. Auch an der Fraenkelufer Synagoge müssten die notwendigen Sicherheitsvorkehrungen getroffen werden, um die Unversehrtheit der Beter und Besucher zu gewährleisten, jedoch wäre sie eine der wenigen aktiven Synagogen, die auch im Berliner Stadtbild als solches erkennbar wäre.

Aus geschichtlicher Verantwortung heraus und angesichts eines erstarkten Antisemitismus in Berlin, ist es ein positives und wegweisendes Zeichen für unsere jüdischen Berliner, dass der Staat den Wiederaufbau einer Synagoge unterstützt. Nicht zuletzt unterstützt der deutsche Staat die Religionsausübung seiner Bürger und zeigt, dass das Judentum ein Teil Deutschlands war, ist und bleibt.

 

 

BVV 13.12.2017

Die Bezirksverordnetenversammlung beschließt:

 

Das Bezirksamt wird beauftragt, sich zusammen mit der Synagogen-Gemeinde Fraenkelufer bei anderen Stellen (Senat, Abgeordnetenhaus, Bundestag, Bundesregierung etc.) dafür einzusetzen, dass die alte Synagoge auf dem Gelände der Gemeinde am Fraenkelufer wiederaufgebaut wird.

Weiterhin wird das Bezirksamt beauftragt, durch alle geeigneten Maßnahmen in der Zuständigkeit des Bezirksamts (Baurecht etc.) den Wiederaufbau zu fördern und sicherzustellen.

 

Die Bezirksverordnetenversammlung möge beschließen:

 

Die Vorlage wird zur Kenntnis genommen.

 

 

BVV 26.08.2020

Die Bezirksverordnetenversammlung beschließt:

 

Die Vorlage wird zur Kenntnis genommen.

 

 
 

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