Drucksache - DS/0192/IV  

 
 
Betreff: Suchtmittelhilfe
Status:öffentlich  
 Ursprungaktuell
Initiator:SPDSPD
Verfasser:Leese, AnitaLeese-Hehmke, Anita
Drucksache-Art:Mündliche AnfrageMündliche Anfrage
Beratungsfolge:
BVV Friedrichshain-Kreuzberg von Berlin Vorberatung
25.04.2012 
Öffentliche Sitzung der BVV Friedrichshain-Kreuzberg beantwortet   

Beschlussvorschlag

Ich frage das Bezirksamt:

Ich frage das Bezirksamt:
 

1                     Wie beurteilt das Bezirksamt das Suchtmittelhilfesystem in Friedrichshain-Kreuzberg,
              auch im Hinblick auf
              - Quantität,
              - niedrigschwelliger Zugang und
              - Angebotslücken?
 

2                     Welche Klienten-Gruppen haben nach Einschätzung des Bezirksamtes schwerer             
              Zugang zum Hilfesystem?
 

3                     Welche Angebote gibt es für sog. "riskante Konsumenten" (noch keine diagnostizierte
              Abhängigkeit)?

 

 

Beantwortung: Frau Herrmann

 

Zu Frage 1: Wir schätzen ein, dass die Quantität des Suchhilfesystems in Friedrichshain-Kreuzberg eine solide Basis hat. Wir haben allerdings ein wenig Probleme mit der Passgenauigkeit zu arbeiten, weil wir keine eigenen Statistiken führen und die Senatsstatistiken, um die Quantität tatsächlich dem Bedarf nach entsprechender planen zu können, nicht bezirksgenau genug sind. Nichtsdestotrotz ist aus der Erfahrung des entsprechenden Fachbereichs …, sagen sie okay, das, was wir haben ist erst mal ausreichend, allerdings sehen sie einen sehr großen Bedarf, was die Präventionsangebote bei uns im Bezirk …, nicht nur bei uns im Bezirk, berlinweit, aber auch bei uns im Bezirk betrifft. Im Hinblick auf die Niedrigschwelligkeit, also was den niedrigschwelligen Zugang betrifft, kann die Situation zumindest im Hinblick auf die Träger, die der bezirklichen Suchthilfe …, der bezirklichen Suchthilfekoordination als Partner zur Verfügung stehen, können wir sagen, die Niedrigschwelligkeit wird als gut eingeschätzt. Und in diesem Zusammenhang sind auch qualitativ hochwertige Suchtselbsthilfeangebote zu begrüßen und sollten nach Möglichkeit auch weiter unterstützt werden, was wir zum Beispiel im Bezirk auch mit dem Blauen Kreuz tun.

 

Schriftliche Ergänzung der Träger:

 

Kontakt und Beratungsangebote bei (potenziellem) Alkohol-, Medikamenten- und Drogenmissbrauch in Friedrichshain-Kreuzberg

1. Ambulanz für Integrierte Drogenhilfe Berlin

A.I.D. Kreuzberg
Kochstraße 64, 10969 Berlin
Tel. 23555328
 

A.I.D. Friedrichshain

Frankfurter Allee 100, 10247 Berlin
Tel. 339887851

 

2. Blaues Kreuz in Deutschland e. V. – Landesverband Berlin-Brandenburg

Blaukreuz Zentrum

Kontakt- und Beratungsstelle für Suchtkranke, Suchtgefährdete und deren Angehörige

Wrangelstr. 31, 109097 Berlin

Tel.: 3638287

(Zuwendungsempfänger Psychiatrie-Entwicklungsprogramm)

 

3. Diakonisches Werk Berlin Stadtmitte

              Suchtberatungsstelle (Alkohol und Medikamente)

Segitzdamm 46, 10969 Berlin

Tel. 6143056

(Zuwendungsempfänger Psychiatrie-Entwicklungsprogramm)

 

4. Fixpunkt e. V.

              SKA - Kontaktstelle mit Drogenkonsumraum

Reichenberger Str. 131, 10999 Berlin

Tel. 6146099

 

5. Karuna e. V. (Projekt „Drugstop“)

Seumestr. 15, 10245 Berlin

Tel.: 57796163 (Streetwork)

(Spezielle Angebote und aufsuchende Sozialarbeit für drogengefährdete und suchtkranke Jugendliche, deren Lebensmittelpunkte die Straße ist)

             

6. Misfit – Drogen- und Suchtberatung Friedrichshain-Kreuzberg

Cuvrystr. 1, 10997 Berlin,

Tel. 6981400, www. vistaberlin.de

 

7. Suchtberatung Friedrichshain / Stiftung SPI

Finowstr. 39, 10247 Berlin

Tel. 2911692, suchtberatung-frdh@stiftung-spi.de

(Zuwendungsempfänger Psychiatrie-Entwicklungsprogramm)

 

8. Teen challenge Berlin e. V

              Café Sehnsucht – Christliche Lebens- und Suchtkrankenhilfe             

Skalitzer Str. 133, 10999 Berlin

Tel. 30607641

 

 

Kontakt- und Beratungsangebote für andere Suchtgefährdungen in Friedrichshain-Kreuzberg

 

1. Aktionszentrum Forum rauchfrei (insbes. Beratung zum Nichtraucherschutzgesetz und zur Rauchentwöhnung)

Müllenhoffstr. 17, 10967 Berlin

Tel.: 7455922

 

2. Café Beispiellos & Ambulante Therapie für pathologische Glücksspieler

Beratungsstelle für Glücksspielabhängige und deren Angehörige

Caritasverband für das Erzbistum Berlin e. V.

Wartenburgstr. 8, 10963 Berlin

Tel.: 66633955

 

3. Lost in Space

Beratung für Computerspiel- und Internetsüchtige und deren Angehörige

Caritasverband für das Erzbistum Berlin e. V.

Wartenburgstr. 8, 10963 Berlin

Tel.: 66633955

 

4. Präventionsprojekt Glücksspiel

Angegliedert an die Fachstelle für Suchtprävention im Land Berlin pad e. V.

Mainzer Str. 23, 10247 Berlin

Tel.: 24537240

 

 

Die Beurteilung im Hinblick der Angebotslücken, angesichts der hohen gesundheitlichen Bedeutung der sogenannten großen Bevölkerungsdroge Alkohol, Tabak und Opiumgebrauch erweist sich die inhaltliche Ausrichtung der Suchthilfe im Bezirk als passgenau. Also für diese drei Bereiche als passgenau. Insbesondere im Hinblick auf Suchtprävention sollte jedoch ergänzend dazu künftig weitere Handlungsfelder und Zielgruppen, sollten stärker in den Blick genommen werden, wobei wir hier neben dem Bezirk auch die Senatsgesundheitsverwaltung in der Verantwortung sehen.

Handlungsfelder, Handlungsschwerpunkte sind nicht exzessiver, scheinbar normaler Alkoholkonsum von Bevölkerungsgruppen, die nicht zur klassischen Suchthilfeklientel gezählt werden. Auch wenn mir jetzt vielleicht unterstellt wird, ich möchte gerne wieder das amerikanische System der Jahrhundertwende einführen, nichtsdestotrotz, ich bin deswegen sehr kritisch, was die Biermeile in Friedrichshain betrifft. Das wissen einige von Ihnen. Wir können nicht einerseits über Präventionsangebote, besonders was auch Jugendliche betrifft, viel Geld ausgeben, auf der Landesebene auch viel Geld ausgeben, hier auch immer wieder im Gesundheits- und im Jugendbereich darüber diskutieren. Also dran teilnehmen z. B. nüchtern bleiben etc., riesen Werbekampagnen machen und dann, das ist meine ganz persönliche Meinung, und dann fröhlich das größte Bierfest, ich glaube Deutschlands, Europas, keine Ahnung, hier jedes Jahr wirklich feiern und vielleicht sogar noch als Bezirksamt eröffnen. Also es tut mir leid, ich habe damit ein Problem.

Weitere Handlungsfelder sind Medikamentenkonsum, insbesondere vor dem Hintergrund der in den letzten zehn Jahren deutlich gestiegenen Prävalenz mit einem besonderen Fokus auf Frauen. Es ist nicht unbekannt, was den Medikamentenmissbrauch betrifft, dass hier die Zielgruppe Frauen im besonderen Maße betroffen ist. Nichtsdestotrotz steigen die Zahlen. Das müssen wir also noch mehr in den Fokus nehmen.

Risiken des Cannabiskonsums, insbesondere im Hinblick auf den erhöhten TAC-Gehalt und die in Berlin gestiegene Prävalenz. Auch dieses sollte man nicht zu locker nehmen, mal einen Joint rauchen, auch dieses …, ich persönlich habe dazu eine etwas kritischere Haltung, nämlich auch hier sollten wir stärker in die Aufklärung gehen.

Psychoaktive Substanzen, auch hier haben wir eine erhöhte Risikoeinschätzung. Mischkonsum psychoaktiver Substanzen, auch hier steigt das Risiko. Tabakprävention, insbesondere vor dem Hintergrund, dass Berlin trotz gesunkener Prävalenz bundesweit immer noch den höchsten Raucherin-Anteil hat und ich gehöre dazu, ich weiß das. Jetzt hört auf zu Grinsen. Nein Schocki, Du darfst weiterrauchen. Wir reden ja hier von Aufklärung. Und wenn Du weißt, was es mit Dir tut, nämlich dass Rauchen tödlich sein kann, dann zumindest tust Du es ja auch bewusst.

Grundsätzlich sollten Defizite in der öffentlichen Risikowahrnehmung und der Risikokommunikation bzgl. sogenannter weicher Drogen und Partydrogen stärker angegangen werden.

 

Zu Frage 2: Als Klientengruppen, die grundsätzlich schwerer durch das öffentliche Hilfesystem erreicht werden, schätzen wir folgende Gruppen ein: Menschen mit Migrationshintergrund sowohl türkischer und arabischer als auch osteuropäischer Abstammung aufgrund besonders von Sprachbarrieren. Menschen aus den neuen EU-Ländern, Südeuropa, Südosteuropa mit Aufenthaltsrechte wenn und insoweit nicht in ihren Herkunftsländern krankenversichert sind bzw. mit unsicherem Versicherungsstatuts. Erwerbsfähige Jugendliche ohne Ausbildung bzw. ohne Arbeit, potenziell perspektivlos mit starker Anbindung an peer-groups und eventuell subkulturellen Orientierungen. Junge Männer mit türkischen und arabischen Migrationshintergrund im Spannungsverhältnis zwischen starker familiärer Prägung und Integrationsdruck. Junge Frauen islamischen Glaubens und starker Orientierung an der Herkunftskultur. Mädchen und junge Frauen, die aufgrund von Geschlechtsstereotypen stärker als Jungen und Männer verdeckt und unauffällig konsumieren. Hier auch Abhängigkeitsproblematiken in der Partnerschaft. Menschen ohne ständigen Wohnsitz, Menschen ohne Krankenversicherung, insbesondere auch Prostituierte.

Suchtbelastete Familien, hier stark noch mal Hilfsangebote für Kinder und Eltern. Dieses wird bereits zwischen dem Gesundheitsamt und dem Jugendamt mit Trägern zusammen, da gibt es Arbeitsgruppen, die sich genau hier sehr stark mit dem Thema auseinandersetzen.

 

Zu Frage 3: Suchtprävention im Land Berlin ist eingebettet in die Drogenstrategie der Europäischen Union und den von Bund und Ländern gemeinsam getragenen Aktionsplan Drogen und Sucht. Grundlage der Arbeit sind die vom Berliner Senat verabschiedeten Leitlinien für die Suchtprävention im Land Berlin. Die Leitlinien stellen für alle, die im Land Berlin für Suchtprävention Verantwortung tragen oder die in der Suchtprävention tätig sind, eine Handlung, eine Orientierung für ihre Handlung dar. Und bezogen auf die verschiedenen Zielgruppen verfolgt die Suchtprävention in Berlin folgende Ziele: Bei Kindern die Abstinenz im Hinblick auf jegliche Suchtmittel. Bei Jugendlichen die Abstinenz von illegalen Drogen und die Entwicklung einer kritischen Reflexion, reflektierten Haltung gegenüber anderen Suchtmitteln. Bei Jugendlichen oder Erwachsenen mit bereits riskantem Suchtmittelkonsum rechtzeitige Intervention, um die Verfestigung dieses Verhaltens zu verhindern, ihr Suchtmittelkonsum zu reduzieren und Suchtkarrieren zu versuchen, noch zu stoppen. Als Kontaktmöglichkeit für Menschen mit akuten Suchtproblemen haben sich berlinweit anonyme Telefonhotlines bewährt und hier können Menschen im Ernstfall schnell und kompetent weitervermittelt werden. In Bezug auf weitergehende Beratung und Unterstützung bei riskantem Suchtmittelkonsum und ggf. Weitervermittlung im Fall von Suchterkrankungen greifen im Sinne eines abgestuften Suchthilfesystems dann Kontakt- und Beratungsstellen.

Ich würde Ihnen die Liste der Stellen auch noch mal dann praktisch als Anlage an die Beantwortung geben. Das will ich jetzt nicht alles aufführen.

Bei der Gesamtbewertung kommen wir zu dem Schluss mit den genannten Angeboten und über diese hinausgehend, gibt es in Friedrichshain-Kreuzberg derzeit etwa 70 verschiedene Angebote der Suchtselbsthilfe und Suchtprävention. Neben den genannten Beratungsstellen, Beratungsangeboten finden sich u. a. die aufsuchende Straßen- und Sozialarbeit von Fixpunkt-Mobile. Der Drogenkonsumraum mit integrierter Kontaktstelle ist da in der Reichenberger Straße. Ambulante und stationäre Entgiftungs- und Therapieangebote, spezielle Suchtkrankenhilfeangebot für Frauen, offene Suchtselbsthilfe, betreutes Wohnen, Arbeits- und Beschäftigungsangebote für Suchtkranke sowie psychosoziale Betreuung und betreutes Wohnen sowie Arbeits- und Beschäftigungsangebote für Subsituierte. Darüber hinaus werden auch die Angebote der Suchtberatung anderer Bezirke von Friedrichshain-Kreuzberger Bürgerinnen wahrgenommen.

In Ergänzung den Angeboten freier Träger steht das bezirkliche Engagement der Suchtprävention. Beispielhaft ist die Mitwirkung an landesweiten Kampagnen zu nennen, etwa im Landesprogramm „Berlin qualmfrei“. Die Durchführung von Alkoholpräventionskampagnen wie „Nüchtern betrachtet - bewusst erleben“ habe ich eben schon erwähnt und die Finanzierung von Beratungsstellen für alkohol- und medikamentenabhängige Menschen.

Über die Bezirksgrenzen hinweg sind zudem die Informationsangebote, Veranstaltungen und Präventionskampagnen der Fachstelle für Suchtprävention im Land Berlin pad e.V. und der Landesstelle für Suchtfragen e.V. noch abschließend zu erwähnen.

Sehr herzlichen Dank.

 

Frau Leese: Ja, vielen Dank Frau Herrmann für die ausführliche Beantwortung. Mich würde gerne noch interessieren, Sie haben eben gesagt, es gibt kein ganz konkretes Zahlenmaterial für Friedrichshain-Kreuzberg. Aber dennoch meine Frage: Wie schätzt das Bezirksamt den Zusammenhang ein zwischen Arbeitslosigkeit und Suchtmittelkonsum, insbesondere für Menschen im Bezirk und gibt es daraus folgend Handlungsableitungen, Handlungserfordernisse für das Bezirksamt?

 

Zu Nachfrage 1: Arbeitslosigkeit und Suchtmittelmissbrauch gehört zu einem der wesentlichen Risikofaktoren im Bereich des Kinderschutzes. Wir haben hier …, also schlichtweg die beste Prävention ist, dass die Leute Arbeit haben. So. Es gibt keine genauen Zahlen und ich sage da auch deswegen noch mal Risikofaktor, weil es nicht so sein muss. Das heißt also, wir haben keine tatsächliche fundierte Datengrundlage und wir haben vor allen Dingen, Datengrundlage nutzt auch nichts anhand von Zahlen, sondern wir haben auch tatsächlich keine wissenschaftliche Untersuchung oder eine fundierte Untersuchung für den Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg. Nichtsdestotrotz und genau diese beiden Bereiche oder diese beiden Faktoren, die Sie genannt haben, eine der höchsten Risikofaktoren, Arbeitslosigkeit und dann Suchtmittelmissbrauch. Ich nehme dann auch Alkohol zum Beispiel dazu. Und ehe ich jetzt hier anfange herumzuschwafeln würde ich ganz gerne dieses dann noch mal mit meinem Gesundheitsamt und meiner UPK noch mal rückkoppeln, dass wir das ein bisschen genauer uns angucken, weil ich nicht genau weiß, ob wir da speziell was mit dem Jobcenter zum Beispiel entwickelt haben.

Im Bereich von dem Jugendamt kann ich Ihnen sagen, dass wir auch dort mit Trägern im Gespräch sind, was sozusagen aufgrund des Kinderschutzes, was wir da tun können, um präventiv zu wirken. Allerdings ist das ein noch nicht besonders gut beackertes Feld.

 

 

 

 
 

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