Drucksache - DS/1748/III  

 
 
Betreff: Deutsch-Garantie-Klassen
Status:öffentlich  
 Ursprungaktuell
Initiator:FDPFDP
Verfasser:Diener, Thomas 
Drucksache-Art:Mündliche AnfrageMündliche Anfrage
Beratungsfolge:
BVV Friedrichshain-Kreuzberg von Berlin Vorberatung
28.04.2010 
Öffentliche Sitzung der BVV Friedrichshain-Kreuzberg schriftlich beantwortet     

Beschlussvorschlag
Anlagen:
1. Version vom 11.05.2010 PDF-Dokument

Ich frage das Bezirksamt:

Sehr geehrter Herr Diener,

 

Ihre oben genannte Mündliche Anfrage beantworte ich wie folgt:

 

Zu 1.: Wie wertet das Bezirksamt die unter anderem im Nachbarbezirk

              Mitte eingeführten Deutsch-Garantie-Klassen?

 

In mehreren Grundschulen des Bezirkes Mitte sollen künftig Klassen mit sog. Deutsch-Garantie eingerichtet werden. In diesen Klassen sollen nur Kinder mit sehr guten Deutschkenntnissen aufgenommen werden. Der Deutsch-Test „Bärenstark“ muss mit mindestens 80% bestanden werden. Herkunft und Nationalität spielen keine Rolle.

 

Dem Bezirksamt liegt bisher keine Konzeption aus Mitte vor. Es war jedoch diversen Veröffentlichungen zu entnehmen, dass die SchülerInnen dieser sog. Deutsch-Garantie-Klassen eine besondere fachpädagogische Unterstützung erhalten sollen und zu dem diese Klassen auch noch mit einer geringeren Klassenfrequenz eingerichtet werden.

 

Das Bezirksamt wertet diese Einführung kritisch und als Offenbarungseid der Berliner Schulpolitik. In ihrer Hilflosigkeit wissen Schulen und Eltern sich inzwischen nicht mehr zu helfen und agieren zunehmend mit Abgrenzungstendenzen. Auch der landläufige Name dieser Klassen verrät die Berliner Bildungsmisere: Deutsch-Garantie-Klassen – es kann doch wohl vom Grundsatz her erwartet werden, dass „Deutsch-Garantie“ für alle Klassen und Schulen in dieser Stadt zu gelten hat!

 

Was bedeutet denn der Umkehrschluss? Die einen SchülerInnen lernen garantiert Deutsch und die anderen eben nicht?

 

Wie werden jedoch genau die Kinder unterstützt, die nicht „deutschgarantiert“ sind? Warum werden nicht genau für diese Kinder die Klassenfrequenzen zusätzlich abgesenkt und der Unterstützungsbedarf erhöht?

 

Wo führt dieser Weg die Kinder hin? Es ist absehbar, dass sich dadurch die schlechteren Bedingungen und Zukunftschancen jener SchülerInnen noch mehr verschärfen.

 

 

 

Zu 2.: Welche positiven Aspekte hätte nach Ansicht des Bezirksamtes

              die Einführung von Deutsch-Garantie-Klassen für den Bezirk

              Friedrichshain-Kreuzberg?

 

 

Positive Aspekte sind bisher nicht erkennbar.

 

 

 

Zu 3.: Welche negativen Aspekte hätte die Einführung von Deutsch-

             Garantie-Klassen für den Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg?

 

Für den Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg würde sich die Ausgangssituation eher verschärfen. Der Schwerpunkt liegt vielmehr darin, die Sprachförderung von Kindern zu begünstigen, die diesen Test nicht bestehen. Bezirke mit einem hohen Migrantenanteil in den Grundschulen (80% – 95%) brauchen spezielle Förderungen, wie zum Beispiel durch mehr Lehrer/innen und mehr Deutschstunden. Um dieses Basisproblem zu lösen, ist die Einrichtung von sog. Deutsch-Klassen sicher nicht das geeignete Instrument.

 

Noch stärkere Ausgrenzungs- und Angrenzungstendenzen sind daher eine eindeutige Folge. Mittelfristig bis langfristig werden mehr SchülerInnen nicht mehr erfolgreich ihre Schulzeit durchlaufen können, weil sie nicht mehr angemessen genug gefördert werden. Hier werden bereits im Grundschulalter die Mauern gezogen, die noch stärker verhindern werden, dass der Ansatz „gleiche Chancen für Alle“ realisiert werden kann. Die soziale Schere in unserer Gesellschaft wird durch solche Aktionen noch weiter auseinandergehen.

 

 

Zu 4.: Hält das Bezirksamt die Deutsch-Garantie-Klassen für ein

             geeignetes Instrument die Abwanderung von Eltern aus dem

             Bezirk auszubremsen?

 

Die Abwanderung hält sich in den Jahren 2009 und 2010 zwischen den beiden Ortsteilen die Waage – würde die in der Frage gestellte Annahme stimmen, müsste folglich eine wesentlich höhere Abwanderungstendenz im Ortsteil Kreuzberg zu verzeichnen sein.

 

Bei der Anmeldung in der gewünschten Grundschule spielen die Schul-profile und Schulprogramme zwar eine wesentliche Rolle, wichtig ist aber auch weiterhin eine wohnortnahe Beschulung (5 ½ jährige Kinder).

 

Ich denke auch nicht, dass die Einrichtung von Deutsch-Klassen ein geeignetes Instrument ist, die Abwanderung in andere Bezirke zu reduzieren. Hierbei handelt es sich hauptsächlich um angrenzende Grundschulen in anderen Bezirken, Privatschulen oder Europa-Schulen.

 

 

 

Mit freundlichem Gruß

 

 

 

 

Monika Herrmann

 

                                               

 

 
 

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