Mehr Hinweise zur Barrierefreiheit bekommen Sie über folgende Datenbanken:
Drucksache - DS/1748/III
Sehr geehrter Herr Diener, Ihre oben genannte Mündliche Anfrage beantworte ich wie
folgt: Zu 1.: Wie wertet das Bezirksamt die unter
anderem im Nachbarbezirk Mitte eingeführten
Deutsch-Garantie-Klassen? In mehreren Grundschulen des Bezirkes Mitte sollen künftig
Klassen mit sog. Deutsch-Garantie eingerichtet werden. In diesen Klassen sollen
nur Kinder mit sehr guten Deutschkenntnissen aufgenommen werden. Der
Deutsch-Test „Bärenstark“ muss mit mindestens 80% bestanden werden. Herkunft
und Nationalität spielen keine Rolle. Dem Bezirksamt liegt bisher keine Konzeption aus Mitte vor.
Es war jedoch diversen Veröffentlichungen zu entnehmen, dass die SchülerInnen
dieser sog. Deutsch-Garantie-Klassen eine besondere fachpädagogische
Unterstützung erhalten sollen und zu dem diese Klassen auch noch mit einer
geringeren Klassenfrequenz eingerichtet werden. Das Bezirksamt wertet diese Einführung kritisch und als
Offenbarungseid der Berliner Schulpolitik. In ihrer Hilflosigkeit wissen
Schulen und Eltern sich inzwischen nicht mehr zu helfen und agieren zunehmend
mit Abgrenzungstendenzen. Auch der landläufige Name dieser Klassen verrät die
Berliner Bildungsmisere: Deutsch-Garantie-Klassen – es kann doch wohl vom
Grundsatz her erwartet werden, dass „Deutsch-Garantie“ für alle Klassen und
Schulen in dieser Stadt zu gelten hat! Was bedeutet denn der Umkehrschluss? Die einen SchülerInnen
lernen garantiert Deutsch und die anderen eben nicht? Wie werden jedoch genau die Kinder unterstützt, die nicht
„deutschgarantiert“ sind? Warum werden nicht genau für diese Kinder die
Klassenfrequenzen zusätzlich abgesenkt und der Unterstützungsbedarf erhöht? Wo führt dieser Weg die Kinder hin? Es ist absehbar, dass
sich dadurch die schlechteren Bedingungen und Zukunftschancen jener
SchülerInnen noch mehr verschärfen. Zu 2.: Welche positiven Aspekte hätte nach Ansicht des Bezirksamtes die Einführung von
Deutsch-Garantie-Klassen für den Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg? Positive Aspekte sind bisher nicht erkennbar. Zu 3.: Welche negativen Aspekte hätte die Einführung von Deutsch- Garantie-Klassen für den Bezirk
Friedrichshain-Kreuzberg? Für den Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg würde sich die
Ausgangssituation eher verschärfen. Der Schwerpunkt liegt vielmehr darin, die
Sprachförderung von Kindern zu begünstigen, die diesen Test nicht bestehen.
Bezirke mit einem hohen Migrantenanteil in den Grundschulen (80% – 95%)
brauchen spezielle Förderungen, wie zum Beispiel durch mehr Lehrer/innen und
mehr Deutschstunden. Um dieses Basisproblem zu lösen, ist die Einrichtung von
sog. Deutsch-Klassen sicher nicht das geeignete Instrument. Noch stärkere Ausgrenzungs- und Angrenzungstendenzen sind
daher eine eindeutige Folge. Mittelfristig bis langfristig werden mehr
SchülerInnen nicht mehr erfolgreich ihre Schulzeit durchlaufen können, weil sie
nicht mehr angemessen genug gefördert werden. Hier werden bereits im
Grundschulalter die Mauern gezogen, die noch stärker verhindern werden, dass der
Ansatz „gleiche Chancen für Alle“ realisiert werden kann. Die soziale Schere in
unserer Gesellschaft wird durch solche Aktionen noch weiter auseinandergehen. Zu 4.: Hält das Bezirksamt die Deutsch-Garantie-Klassen für ein geeignetes Instrument die Abwanderung
von Eltern aus dem Bezirk auszubremsen? Die Abwanderung hält sich in den Jahren 2009 und 2010
zwischen den beiden Ortsteilen die Waage – würde die in der Frage gestellte
Annahme stimmen, müsste folglich eine wesentlich höhere Abwanderungstendenz im
Ortsteil Kreuzberg zu verzeichnen sein. Bei der Anmeldung in der gewünschten Grundschule spielen die
Schul-profile und Schulprogramme zwar eine wesentliche Rolle, wichtig ist aber
auch weiterhin eine wohnortnahe Beschulung (5 ½ jährige Kinder). Ich denke auch nicht, dass die Einrichtung von
Deutsch-Klassen ein geeignetes Instrument ist, die Abwanderung in andere
Bezirke zu reduzieren. Hierbei handelt es sich hauptsächlich um angrenzende
Grundschulen in anderen Bezirken, Privatschulen oder Europa-Schulen. Mit freundlichem Gruß Monika Herrmann |
|||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Legende
Ausschuss | Tagesordnung | Drucksache | |||
Stadtbezirk | Aktenmappe | Drucksachenlebenslauf | |||
Fraktion | Niederschrift | Beschlüsse | |||
Kommunalpolitiker | Auszug | Realisierung | |||
Anwesenheit | Kleine Anfragen |
Bezirksamt Friedrichshain-Kreuzberg von Berlin
- Tel.: (030) 90298-0
Postanschrift
Bezirksamt Friedrichshain-Kreuzberg von Berlin
Postfach 35 07 01
10216 Berlin