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Inhaltsspalte
Historie - Zeitreihe zur Geschichte des Gefängnisses Tegel

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Januar 1894
Erste Beratungen über das Errichten einer Anstalt der Justizverwaltung im Tegler Forst
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26.07.1896
Baubeginn
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01.10.1898
Königliches Strafgefängnis Tegel.
Bau in der Hauptsache abgeschlossen, erste Belegung erfolgt -
1902
Endgültige Fertigstellung des Baues innerhalb der Umwehrungsmauer
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1906
Fertigstellung aller Dienstwohnungen außerhalb der Umwehrungsmauer
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1908
Neubau eines Setzerei-Gebäudes
Königliches Strafgefängnis Berlin-Tegel 1913 und Justizvollzugsanstalt Tegel 2013 - ein statistischer Vergleich

Auszug - Statistik über die Gefängnisse der Justizverwaltung in Preußen für das Rechnungsjahr 1913
PDF-Dokument Dokument: jva tegel
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- Belegungsfähigkeit der JVA Tegel
im Jahr 1913 = 1628 Gefangene
im Jahr 2013 = 1151 Gefangene -
- Durchschnittsbelegung der JVA Tegel
im Jahr 1913 = 1565 Gefangene
im Jahr 2013 = 1055 Gefangene
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1916
Verwahrhaus I wird Militärgefängnis. Dafür gelten die Vorschriften der Gefängnis-Ordnung. Das Aufsichtspersonal wird vom Militär gestellt.
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1918
Bezeichnung: Strafgefängnis Tegel
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1920
Bezeichnung: Strafgefängnis Berlin-Tegel
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1927
Bau eines Geräte-und Altpapierschuppens auf dem Anstaltsgelände
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1930
Neue Fernsprechanlage (1933/34 erweitert) mit vier Postanschlüssen, 20 Außen- und 42 Haussprechstellen
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1931
Einbau von Spülklosetts in den Verwahrhäusern II und III
Felix Brucks
Der Strafanstaltsoberdirektor Felix Brucks (01. 08.1874 – 08. 06.1938) leitete das Strafgefängnis Tegel von 1916 bs 1938.
Der Schriftsteller Alfred Polgar zeichnete 1932 anlässlich der Inhaftierung von Karl von Ossietzky das positive Porträt Brucks:
„Tegel-Erfahrene berichten, der Oberstrafanstaltsdirektor … fasse sein Amt nicht als das eines irdischen Racheengels auf.”
Brucks wurde durch mehrere mysteriöse Todesfälle im Zusammenhang mit den Ermittlungen zum Reichstagsbrand von 1933 bekannt. Sein Tod blieb ebenfalls ungeklärt.
Wehrmachtsuntersuchungsgefängnis im Strafgefängnis Berlin-Tegel
“Am 17. Februar 1940 musste die Tegeler Anstalt das Verwahrhaus III räumen und dem Militär als Wehrmachtsuntersuchungsgefängnis (W.U.G.) zur Verfügung stellen. Die Gefangenen saßen ein für Kriegsgerichte und auch den Volksgerichtshof, darunter u. a. Dietrich Bonhoeffer, Alfred Delp und Hanns Lilje. … Nach mündlicher Überlieferung hat das Militär bei seinem Abzug sämtliche Akten verbrannt. … Dem Justizpersonal war der Zugang zum W.U.G. untersagt. Lediglich Pfarrer Poelchau durfte die Einrichtung betreten.”
(aus der Broschüre “100 Jahre Justizvollzugsanstalt Tegel”)
Pfarrer Harald Poelchau
Harald Poelchau – Gefängnispfarrer in der Strafanstalt Tegel von 1933 bis 1945 – war Mitglied des Kreisauer Kreises. Er begleitete als Seelsorger nicht nur die Inhaftierten, die zu einer Freiheitsstrafe verurteilt wurden, sondern auch diejenigen, gegen die ein Todesurteil verhängt wurde. Unter enormem persönlichen Risiko verhalf er einigen Inhaftierten zu heimlichem Briefwechsel, darunter zwischen Helmuth James Graf von Moltke und seiner Ehefrau Freya.
Inhaftiert im Wehrmachtsuntersuchungsgefängnis Berlin-Tegel in 1944-1945 - ein Zeitzeuge berichtet
Gerhard Zeidler erinnert sich
“Zunächst brachte man mich zum Gestapo-Hauptquartier in die Prinz-Albrecht-Straße. Wer diesen Namen hörte, den überlief es eiskalt. Denn die meisten Gefangenen kamen dort nicht mehr lebend heraus. Deshalb war ich froh, daß man den Wehrmachtstransport zuständigkeitshalber nach Moabit überwies, von wo ich ins Wehrmachtsuntersuchungsgefängnis Tegel kam. Unterbringung und hygienische Verhältnisse waren entsetzlich und sind fast nicht zu beschreiben. Wir vegetierten zu dritt in einer stinkenden Zelle von sechs Quadratmetern, und bereits in der ersten Nacht fielen mir vom Oberbett Wanzen in den Mund. Ich habe mich furchtbar geekelt, ganz zu schweigen davon, wie uns diese Blutsauger quälten. Es gab nur winzige Verpflegungsrationen, die unausweichlich zu starkem Gewichtsverlust und Kräfteverfall führten. Außerdem bekamen wir zu dritt jeden Tag nur zwei Liter Wasser. Deshalb durfte sich nur einer am Tage von oben bis unten waschen. Mit demselben Wasser wurde dann auch der Zellenfußboden aufgewischt. Wer sich beim Wachpersonal unbeliebt machte, kam in den „Bunker“. Das war eine Zelle im Erdgeschoß, hinten und vorne eine Tür aus Gitterstäben, wie ein großer Vogelkäfig, ohne Pritsche oder Stuhl, kalter Zementfußboden, kein Kübel für die Notdurft. Jeden Morgen wurde der Bunker mit einem scharfen Strahl Wasser ausgespritzt, und oft bekam dabei auch der Gefangene eine Dusche ab. Im Winter endete das mit einer Lungenentzündung oder mit dem Tod.
Wie barbarisch man mit Kranken umging, habe ich erlebt, als nach einiger Zeit mein Oberkiefer vereiterte. Ich hatte unerträgliche Schmerzen und mußte trotzdem viele Tage warten, ehe ich zum Zahnarzt gebracht wurde. Seine Praxis befand sich in einer Zelle. Zuerst mußte man sagen, weshalb man inhaftiert war. Als ich meldete: „Vorbereitung zum Hochverrat“, meinte der Arzt: „Ach, da ist die Kohlrübe ja sowieso bald ab!“ Dann mußte ich mich auf den OP-Stuhl setzen, und der Kerl riß mir ohne Betäubung vier Zähne heraus. Offenbar bin ich ohnmächtig vom Stuhl gekippt. Als ich wach wurde, lag ich in einer Wasserlache und bekam gerade noch einen Schwapp Wasser über den Kopf. Danach wurde ich wieder in meine Zelle geschafft.”Das Strafgefängnis Berlin-Tegel löst sich zum Kriegsende auf
“Am 25. April 1945 kämpfte die Sowjetarmee bereits in der Nähe unseres Gefängnisses. Deshalb wurden wir Gefangenen durch den Tegeler Forst ins Zuchthaus Spandau überführt. Unterwegs informierten uns Kilger und Linke darüber, daß man dort Kampfgruppen zusammenstelle und gegen die Rote Armee einsetze. Wir sollten keinesfalls den wahren Grund unserer Inhaftierung, sondern leichtere Delikte wie „unerlaubte Entfernung von der Truppe“ angeben. Damit könnten wir der Erschießung entgehen. Nach einer furchtbaren Nacht – das Zuchthaus lag unter ständigem Beschuß – wurden wir aus den Zellen herausgeholt. Ein SS-Major verkündete uns, daß wir nun gutmachen könnten, was wir verbockt hätten. Gemeinsam mit den aus dem Westen anrückenden Amerikanern würden wir die Bolschewiken wieder aus Deutschland hinausjagen. Im gleichen Moment wurde der Hof des Zuchthauses unter Artilleriebeschuß genommen. Wir flüchteten sicherheitshalber zurück in
die Zellen, und der Major lag in Deckung hinter einer Eisentreppe. Als es wieder still wurde, rannte er zu seinem Motorrad – und weg war er. Zunächst waren wir ziemlich verdutzt. Aber da offenbar auch die Wachmannschaft bereits getürmt war, verließen wir truppweise das Zuchthaus.”
Aus Erinnerungen von Gerhard Zeidler Gerhard Zeidler
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1955
Belegung des Verwahrhauses III mit den Zuchthausgefangenen des Zellengefängnisses Lehrter Straße. Name: Strafanstalt Tegel
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1957
Bau von fünf Wachttürmen auf der Ringmauer
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1958
Neubau von Werkstattgebäuden
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1964
Neubau eines Werkstattgebäudes an der Druckerei
Wilhelm Glaubrecht
Am 1. Januar 1968 hat Leitender Regierungsdirektor Wilhelm Glaubrecht die Leitung der Strafanstalt Tegel übernommen, die er bis zum 6.1.1982 geleitet hat.
Auszüge aus dem Jahresbericht 1968 der Strafanstalt Tegel
- Im Berichtsjahr wurden für die französische Verwaltung drei Häftlinge untergebracht.
- Im Oktober 1968 bildete sich ein ausschließlich aus Insassen des Verwahrhauses III bestehender Redaktionsstab, der im gleichen Monat die erste unabhängig gestaltete Gefangenenzeitschrift unter dem Namen “Lichtblick” herausbrachte. Sie erscheint seither monatlich und hat weitgehend Zuspruch erhalten.
Link zur Webseite der Gefangenenzeitung
- In der Nacht zum 9.11.1968 verübten 6 Gefangene einen Ausbruch aus ihrer unter dem Dach gelegenen Zelle, nachdem sie die Decke durchstemmt hatten. Sämtliche Ausbrecher konnten kurze Zeit später wieder ergriffen werden.
- Das neu errichtete und im Laufe des Jahres 1968 endgültig fertiggestellte Verwahrhaus IV wurde erstmalig am 4.3.1968 bezogen. Zunächst wurde der Einzelzellentrakt, im Mai der Schlafzellentrakt und im August der Gemeinschaftszellentrakt belegt.
- Zum 1.1.1968 wurde die Krankenabteilung der Strafanstalt Tegel als “Krankenhaus der Berliner Vollzugsanstalten – Psychiatrisch-Neurologische-Abteilung” anerkannt.
- Im Rahmen der Öffentlichkeitsarbeit wurden im Jahre 1968 Vorträge vor Gefangenen durch den Verein Unihelp vermittelt bzw. finanziert, u. a. mit Gastrednern wie dem Regierenden Bürgermeister Klaus Schütz und dem legendären Boxer Gustav Scholz Link zum Wikipedia-Eintrag Gustav (Bubi) Scholz
Befreiung von Andreas Baader am 14. Mai 1970
Bezeichnung Justizvollzugsanstalt Tegel
Seit dem 01.04.1977 führt die Anstalt die Bezeichnung “Justizvollzugsanstalt Tegel”
Artikel in der Süddeutschen Zeitung über den Alltag in der Teilanstalt II im Jahre 1979
PDF-Dokument Dokument: jva tegel
Mitteilungsblatt für Angehörige des Justizvollzuges Nr. 4 Juni 1984
PDF-Dokument (7.5 MB) Dokument: jva tegel
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21.04.1997
Die JVA Tegel wird Dienstbehörde.
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02.07.1997
Premiere der ersten Inszenierung “Stein und Fleisch” im Kultursaal der JVA Tegel in Zusammenarbeit mit dem Theaterprojekt aufBruch KUNST GEFÄNGNIS STADT
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26.10.1998
Jubiläumsveranstaltung zum 100-jährigen Bestehen der Anstalt
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02.01.2002
Neue Organisationsstruktur nach dem Verwaltungsreformgrundsätzegesetz (VGG): Behördenleitung, Leistungs- und Verantwortungszentrum,
Fachaufgabenbereich Vollzug, Servicebereich mit den Serviceeinheiten Finanzen, Personal, Gebäudemanagement und Informationstechnik und dem Steuerungsdienst -
seit 19.04.2002
Fernstudium für Gefangene an der Fernuniversität Hagen – europaweites Pilotprojekt
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April 2004
Abschluss eines Energiespar-Garantievertrages mit einem privaten Energiedienstleistungsunternehmen, der durch Investitionen in die energietechnischen Anlagen zu einer erheblichen Reduzierung der Energiekosten führt.
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April 2005
Eröffnung der forensisch-therapeutischen Ambulanz der Charité im Haus 38
Mai 2000 - Dieter Kunzelmann wird entlassen
Pressemitteilung der Senatsverwaltung für Justiz vom 30.03.2007
PDF-Dokument Dokument: jva tegel
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Herbst 2012
Wegen nicht verfassungskonformer Unterbringung von Gefangenen ist beschlossen worden, dass die Teilanstalt I bis auf die Drogenabschirmstation leergeräumt wird.
Entscheidung noch offen, ob ein Ersatzbau geschaffen wird.
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Juli 2015
Der Abriss der Teilanstalt I ist beschlossen und die Teilanstalt wird vollständig leergezogen.
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Juli 2016
Vorbereitungen für den Abriss der Teilanstalt I laufen.
Der Abriss soll bis Ende 2017 erledigt sein.
Gleichzeitig Planung eines Ersatzbaus mit 216 Haftplätzen aufgrund der äußerst angespannten Belegung im geschlossenen Männervollzug und die mit dem Verlust von Haftplätzen einhergehenden Sanierungen alter Hafthäuser. -
Juli 2018
Die Abrissarbeiten an der Teilanstalt I der JVA Tegel wurden am 27.07.2018 vollständig abgeschlossen.
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Justizvollzugsanstalt Tegel
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- Fax:
- (030) 90147-1809
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U Holzhauser Str.