Kompetenzfeststellung im Berliner Justizvollzug

  • Wie funktioniert das KFV im geschlossenen Männervollzug?

    Das KFV erfasst die Berufs- und Bildungsbiographie der Teilnehmer, um einen passenden Arbeits- bzw. Beschäftigungseinsatz in den Maßnahmen der Anstalten zu erzielen. Es wird in Kursen mit jeweils maximal 12 Teilnehmern durchgeführt und dauert vier Wochen (20 Tage).

    Dazu werden mit den Teilnehmern folgende Maßnahmen durchgeführt:

    1. Erhebung der Bildungs- und Berufsbiographie
    2. Entdeckung der eigenen Fähigkeiten und Wünsche mithilfe des Selbsteinschätzungsverfahrens EXPLORIX®
    3. Leistungsbezogene Tests in Lesen, Schreiben und Rechnen und
    4. ein handlungsorientiertes Testverfahren zur handwerklich-motorischen Eignung und zu berufsbezogenen sozialen Kompetenzen (sogenanntes Hamet2-Verfahren).
  • Wann finden die Kurse statt?

    In der JVA Moabit finden ganzjährig maximal drei Kurse parallel statt, die wöchentlich zeitversetzt starten, um immer einen zeitnahen Einstieg zu ermöglichen. Sie werden während der regulären Arbeitszeit durchgeführt und die Teilnehmer erhalten eine Vergütung der Lohnstufe II. Der tägliche Unterrichtsumfang (Montag – Freitag) pro Kurs beträgt bis zu fünf Unterrichtsstunden.

  • Nehmen alle Gefangenen an dem Verfahren teil?

    Nein, die Teilnehmer müssen bestimmte Anforderungen erfüllen, um am KFV teilnehmen zu können. Es ist verpflichtend für alle Inhaftierten mit einer Restfreiheitsstrafe von mindestens 12 Monaten ab Rechtskraft des Urteils, aber auch bei kürzeren Reststrafen kann eine Teilnahme ermöglicht werden. Weiterhin sind zumindest Grundkenntnisse der deutschen oder englischen Sprache erforderlich. Im Falle nicht ausreichender Sprachkenntnisse ist zunächst der Besuch von Sprachkursen vorgesehen, die in allen Anstalten angeboten werden.

  • Was passiert nach Abschluss des KFV?

    Nach Abschluss des Verfahrens und der Entscheidung durch die Einweisungsabteilung werden die Teilnehmer in ihre Anstalten verlegt. Dort kann der Bereich Beschäftigung und Qualifizierung dann sofort auf die Ergebnisse und Empfehlungen für den Gefangenen aus dem KFV zugreifen – und in Zusammenarbeit mit dem Sozialdienst – einen am festgestellten Bedarf des Gefangenen orientierten Arbeits- bzw. Ausbildungsplatz zuweisen. Auch die Nachholung eines Schulabschlusses oder die Teilnahme an einem Arbeitstraining könnte begonnen werden.

  • Wer führt das Verfahren durch?
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    Das KFV wird durch die Akademie für Berufsförderung und Umschulung gGmbH (ABU gGmbH) durchführt.

  • Werden Kompetenzen von Jugendlichen, Frauen und Inhaftierte im Offenen Vollzug ebenfalls ermittelt?

    Ja, aber nicht in der JVA Moabit. Wegen der Besonderheiten dieser Zielgruppen wird die Kompetenzfeststellung dezentral in den jeweiligen Anstalten von beauftragten, externen Trägern durchgeführt. Inhaltlich und methodisch werden aber vergleichbare Anforderungen an die Gefangenen gestellt.