Drucksache - 2067/XX  

 
 
Betreff: Charlotte Wolff im öffentlichen Raum sichtbar machen und einen Platz nach ihr benennen
Status:öffentlich  
 Ursprungaktuell
Initiator:Die Fraktion GRÜNEDie Fraktion GRÜNE
Verfasser:Herr von Boxberg, BertramPenk, Rainer
Drucksache-Art:AntragAntrag
Beratungsfolge:
Bezirksverordnetenversammlung Tempelhof-Schöneberg von Berlin Entscheidung
17.02.2021 
49. öffentliche Sitzung der Bezirksverordnetenversammlung Tempelhof-Schöneberg von Berlin - Besucher bitten wir um vorherige Anmeldung per E-Mail im BVV-Büro! (siehe Teilnehmer_innen-Anlage zur Einladung) zurückgezogen   

Sachverhalt
Anlagen:
Antrag

Die Bezirksverordnetenversammlung ge beschließen:

 

Die Bezirksverordnetenversammlung ersucht das Bezirksamt, den im Zuge der Baumaßnahmen entstehenden Platz am Tempelhofer Weg (Ella-Barowsky-Straße) Ecke Gotenstraße nach Charlotte Wolff zu benennen.

 

Ergänzend dazu soll auf einer Tafel über Leben und Wirken der Sexualwissenschaftlerin erinnert werden.

 

Begründung:

 

Charlotte Wolff (1897-1986) war eine bedeutende Ärztin, Sexualwissenschaftlerin und Schriftstellerin. Ihre Veröffentlichungen zur weiblichen Homosexualität gelten heute als grundlegende Werke.

 

Charlotte Wolff war nicht nur als emigrierte Jüdin eine Außenseiterin, sondern auch als Wissenschaftlerin, die den Mut besaß, ungewohnte Wege unabhängig vom Urteil der Fachkolleg*innen zu gehen. Auf die deutsche Lesbenbewegung der siebziger Jahre übte sie einen nachhaltigen Einfluss aus.

 

Wolff studierte in Berlin Philosophie und Medizin und arbeitete dann an einer Klinik für Familienplanung in einem Berliner Arbeiter*innenviertel, bis ihre Tätigkeit von den Nazis unterbunden wurde. Zur Emigration gezwungen, floh sie nach Frankreich.

 

Neben ihrer Tätigkeit als Psychotherapeutin schuf sie sich durch ihre Studien über die lesbische Liebe einen internationalen Ruf. 1971 erschien „Love between Women“ (dt. „Die Psychologie der lesbischen Liebe“), 1977 eine Untersuchung über Bisexualität die erste umfassende zu diesem Thema überhaupt. Ihre Überzeugung, dass alle Formen von Sexualität eine Berechtigung haben, wenn sie auf Liebe gegründet sind, vertrat sie bis an ihr Lebensende.

 

Ihr wohl wichtigstes Werk ist ein Porträt des Berliner Sexualreformers Magnus Hirschfeld, das sie kurz vor ihrem Tod fertigstellte.

 

1978 betrat sie zum ersten Mal seit ihrer Vertreibung deutschen Boden. Sie hatte Vorbehalte, dies zu tun. 2015 wurde auf dem Alten St.-Matthäus-Kirchhof an der Großrschenstraße ein Gedenkstein für sie gesetzt.

 

An dem Platz, der nach ihr benannt werden soll, entsteht gerade das Wohnprojekt „Lebensort Vielfalt am Südkreuz“ der Schwulenberatung Berlin.

 
 

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