Vorstellung des Kinder- und Jugend-Beteiligungsbüros

Vorstellung des Kinder- und Jugend-Beteiligungsbüros

Kinder haben ein Recht auf Beteiligung. So steht es in der UN-Kinderrechtskonvention von 1989, die in Deutschland seit 1992 gilt. Da Kinder allerdings kein Wahlrecht haben, müssen andere Instrumente und Mittel zur Partizipation von Kindern und Jugendlichen gefunden werden, damit sie sich bei Entscheidungen und Projekten, die sie betreffen, äußern und ihre Ideen einbringen können. In Berlin gibt es in allen Bezirken entsprechende Stellen, die über Kinderrechte aufklären und Partizipation vor Ort mithilfe unterschiedlicher Projekte und Programme sicherstellen. In Friedrichshain-Kreuzberg ist hierfür seit 2007 das Kinder- und Jugend-Beteiligungsbüro (KJBb) zuständig.

Ähnliche Stellen gibt es in allen zwölf Berliner Bezirken. Die Größe und die organisatorische Ausgestaltung variieren jedoch von Bezirk zu Bezirk. Das Kinder- und Jugend-Beteiligungsbüro in Friedrichshain-Kreuzberg ist eine Einrichtung in freier Trägerschaft der GSJ gGmbH, die bei der Jugendförderung des bezirklichen Jugendamtes angesiedelt ist und von dieser gefördert wird. Das Büro erhält zudem projektbezogene Förderungen unter anderem durch die Jugend- und Familienstiftung Berlin. Aktuell arbeiten vier Kolleginnen gemeinsam mit der Leitung des KJBb.

Die Diplom-Pädagogin Ulrike Jacobi ist von Teammitgliedern am längsten dabei. Durch ihre langjährige Arbeit im Team war sie schon in alle Projekte des Büros involviert. Besonders gefällt ihr die Zusammenarbeit mit Grundschüler*innen. Das KJBb hat in den vergangenen Jahren regelmäßige Treffen der Schülervertreter*innen der Grundschulen im Bezirk etabliert. „Das freut mich total. Denn die jungen Schüler*innen haben ein großes Austauschbedürfnis und Lust zu erfahren, wie sie die Schülervertretungsarbeit noch besser gestalten können.“ Neben den Treffen der Schülervertreter*innen der Grundschulen begleitet das KJBb auf Wunsch auch den Bezirksschüler*innenausschuss der weiterführenden Schulen. Dieser wird von Marta Skrzypczak unterstützt.
Marta Skrzypczak arbeitet seit Oktober 2021 beim KJBb. Sie hat in Dublin frühkindliche Bildung studiert und im Anschluss in Potsdam einen Master in „Childhood Studies and Children’s Rights“ absolviert. Den gleichen Masterstudiengang beendet gerade auch die Kollegin Laura Schmude, die seit anderthalb Jahren beim KJBb arbeitet. Wenn man Marta Skrzypczak nach ihrem Lieblingsprojekt des KJBb fragt, muss sie lange nachdenken: „Eigentlich würde ich am liebsten an allen unseren Programmen mitarbeiten, weil ich sie alle sehr mag. Aber wir müssen uns unsere Arbeit natürlich aufteilen.“ Im Allgemeinen begeistert sie die Perspektive der Kinder auf die Welt: „Wir können als Erwachsene so viel von ihnen lernen. Sie sind so motiviert und breit interessiert und unglaublich enthusiastisch. Dadurch haben sie extrem viele Ideen!“ Ulrike Jacobi ergänzt: „Tatsächlich sind Kinder bei vielen Themen schon viel weiter als die Erwachsenen, gerade was den Bereich Nachhaltigkeit und Klimagerechtigkeit anbelangt. Das liegt vielleicht auch daran, dass sie hier im Bezirk mitten in der dicht bebauten Innenstadt mit wenig Natur und extrem viel Autoverkehr aufwachsen. Das prägt den Alltag der Kinder und auch ihre Wahrnehmung der Umwelt.“

Vorstellung des Kinder- und Jugend-Beteiligungsbüros

Kinder- und Jugendjury

Laura Schmude betreut hauptsächlich die Kinder- und Jugendjury, bei der aktuell Fördervorschläge eingereicht werden können sowie das BarCamp in Kooperation mit der Partnerschaft für Demokratie. Das KJBb bereitet die Kinder- und Jugendjurysitzungen vor und führt sie durch. Bereits seit 14 Jahren können Kinder und Jugendlich so bis zu 1000 Euro Förderung für ihre Ideen erhalten. Gefördert werden zum Beispiel Projekte in Sportvereinen, Projekte gegen Diskriminierung und Rassismus, Sport- und Kreativprojekte, Verschönerungsaktionen, Projekte für politische Bildung, Naturschutzprojekte, Hilfs- und Unterstützungsprojekte. Die Kinder- und Jugendjury sei für das Team in den letzten zwei Jahren eine sehr gute Möglichkeit gewesen, trotz der Pandemie den Kontakt zu den Jugendlichen aufrechtzuerhalten. In der Zusammenarbeit mit den Kindern und Jugendlichen bei den Jurysitzungen bekomme man einen guten Einblick darüber, wie die jungen Menschen ihre Kieze und ihre Umwelt wahrnehmen. „Sie haben sehr gute Verbesserungsvorschläge für ihren eigenen Mikrokosmos und sehen auch das große Ganze. Als Team sind wir immer stolz auf die kreativen Projektideen, die von den Teams kommen“, erklärt Laura Schmude.

Normalerweise findet im Anschluss an die Jurysitzungen eine große öffentliche Projektvorstellung statt, zu der kommunale Politiker*innen und interessierte Bürger*innen kommen. Diese musste in den vergangenen Jahren coronabedingt ausfallen. „Das ist natürlich sehr schade. Denn das ist auch eine wichtige Wertschätzung für das Engagement der Jugendlichen.“

Digitale Zeitung

Seit dem ersten Pandemiejahr 2020 bringt das KJBb außerdem die digitale Kinderzeitung des Bezirks heraus. Annika Fratini betreut neben den bezirklichen Treffen der Schüler*innenvertretungen im Grundschulbereich auch die Digitale Zeitung des KJBb. Sie ist Diplom-Sozialpädagogin und hat ebenfalls einen Masterabschluss in „Childhood Studies and Children’s Rights“. Gerade ist die zweite Ausgabe erschienen, deren Schwerpunktthema Wahlen sind. Kinder zwischen vier und zwölf Jahren waren dem Aufruf gefolgt, ihre Meinungen zu den Themen Wahlen und Politik in Bildern oder kurzen Texten einzureichen und zu erklären, was Politiker*innen noch mehr für Kinder und Jugendliche tun könnten. „Die Zeitung werden wir auf jeden Fall fortführen. Wir haben dazu sehr viel positives Feedback bekommen“, erklärt Annika Fratini. Die digitale Zeitung wird nach Fertigstellung immer an alle Bezirksamtsmitglieder und die Bezirksverordnetenversammlung geschickt, damit sich die im Bezirk aktiven Politiker*innen ein Bild davon machen können, was den Friedrichshain-Kreuzberger Kindern am Herzen liegt.

Vorstellung des Kinder- und Jugend-Beteiligungsbüros

Beteiligung im Bereich Stadtentwicklung

Für die Kinder-und Jugendbeteiligung im Bereich der Stadtentwicklung ist die Leitung des KJBb und dem berlinweit tätigen PROjekt Erlebnisräume, Angelika Staudinger, Landschaftsplanerin, zuständig. Sie sitzt in der Spielplatzkommission und bringt dort Fragen und Anliegen von Kindern und Jugendlichen ein.

Das KJBb wirkt bei der Beteiligung von jungen Menschen mit dem PROjekt Erlebnisräume bei vielen Neugestaltungen von Spielplätzen, Grünflächen oder Verkehrsplanungen mit. Durch Planwerkstätten, interaktiven Begehungen und Umfragen werden Wünsche und Gestaltungsideen von Kindern und Jugendlichen ermittelt. So war das Kinder- und Jugend-Beteiligungsbüro beispielsweise beim Umbau der Oranienstraße oder Gestaltung des Spielplatzes im Theodor-Wolf-Park eingebunden. Aktuell beteiligt sich Angelika Staudinger bei der Erstellung der bezirklichen Leitlinien für Bürger*innenbeteiligung und setzt sich hier für die Einbindung von Kindern und Jugendlichen in die Planung ein.
Das Kinder- und Jugend-Beteiligungsbüro ist im Bezirk die Koordinierungsstelle für die U18-Wahlen. Im vorigen Jahr war dies eines der dominierenden Themen und wurde von Ulrike Jacobi und Laura Schmude koordiniert. „Durch die parallelen Wahlen von Bundestag und Abgeordnetenhaus haben wir einen Großteil unserer Ressourcen im Vorjahr in das Thema gesteckt. Weil wir für die U18 Wahl keine weiteren Mittel erhalten, müssen wir dann immer schauen, welche anderen Projekte wir in der Zeit ein bisschen runterfahren“, erklärt sie. Ulrike Jacobi pausiert 2022 ihre Arbeit beim KJBb und wird in dieser Zeit von Diplom-Sozialarbeiterin Daniela Arnold vertreten.

Für 2022 hat sich das Team vorgenommen, noch mehr vor Ort zu sein. Unter dem Titel „KJBb vor Ort“ sind sie seit 2020 bereits in den Kiezen unterwegs. Dieses Angebot möchten sie in diesem Frühjahr weiter ausbauen und in den warmen Monaten auf öffentlichen Plätzen und in kommunalen Einrichtungen und Schulen unterwegs sein, mit Befragungen und Spielen.