Pflanze des Monats: Mistel

Pflanze des Monats

Zauberpflanze im Huckepack und Küsse zum Fest der Liebe

Die gelbgrüne Mistel mit den länglichen, immergrünen Blättern und den runden weißen Beeren fällt vor allem jetzt im Winter auf. Denn Misteln leben als (Halb-)Schmarotzer auf Bäumen und ihre Zweige bilden dort typische, auf den winternackten Bäumen gut sichtbare Kugeln.
Die Weißbeerige Mistel (Viscum album), meist Mistel genannt, mit ihren drei Unterarten, der Laubholz-, Tannen- und Föhren-Rasse, ist eine Pflanzenart in der Familie der Sandelholzgewächse. Die Laubholz-Mistel (Viscum album) ist über ganz Süd- und Mitteleuropa, Nordafrika und Asien bis zum Himalaya verbreitet. Auch in Deutschland kommt die Laubholz-Mistel fast flächendeckend vor. In Berlin wächst neben der Laubholzmistel in den zahlreichen Kiefern auch die Viscum laxum. Ihre Wirtsbäume sind unter anderem Weiden, Pappeln, Birken, Apfelbäumen, Linden, Robinien oder Ahorn. Buchen dagegen werden ebenso gemieden wie Eichen.

Trickreiche Vermehrung durch Vögel und Namensgebung durch deren „Mist“

Die Natur hat sich zur Vermehrung der Mistel einen ganz besonderen Trick ausgedacht: Ihre weißen Früchte sind so klebrig, dass ein Teil davon an Vogelschnäbeln haften bleibt. Früher wurden sogar Vögel gefangen, indem man Ruten mit aus Misteln gewonnenem „Vogelleim“ bestrich.

Viele Vogelarten, darunter Misteldrosseln, Amseln und Seidenschwänze, die manchmal als Wintergäste nach Berlin kommen, naschen gern von den Beeren. Wetzen sie ihren Schnabel an einem Zweig oder Ast oder hinterlassen dort ihren Kot, kleben die Mistelsamen an der Rinde des künftigen Wirtsbaumes fest. Treibt dann der Samen aus, bildet sich zunächst eine Haftscheibe, um der Jungpflanze Halt zu garantieren. Der Spross ändert dann seine Wuchsrichtung und bohrt sich in die Rinde des Wirtsbaumes ein. Die Mistel dockt dann an die Leitungsbahnen als Halbschmarotzer an und nährt sich von Wasser und Mineralstoffen, die der Baum aus der Erde zieht.
Die Mistel wächst langsam. Ein ganzes Jahr braucht die Jungpflanze, bis sie ihren Durst stillen kann. Erst im zweiten Jahr etwa bilden sich der erste verzweigte Spross mit ledrigen Laubblättern und bis die Pflanze ihre typische kugelige Form erreicht, vergehen viele weitere Jahre. So können die rund einen halben Meter im Durchmesser großen Mistelbüsche, die man jetzt auf dem Markt als Weihnachtsdekoration kaufen kann, leicht 20 oder 30 Jahre alt sein.

Ihren Wirtsbäumen fügt die Mistel durch den Wasser- und Mineralienentzug in der Regel keinen dauerhaften Schaden zu. Allerdings kann besonders dichter Mistelbefall zu verminderter Wuchsleistung des Baumes führen, insbesondere auf Streuobstwiesen kann das zum Problem werden.

Pflanze des Monats: Mistel

Alte Zauberpflanze mit Heilwirkung – mehr als Weihnachtsdeko

Bevor der heutige Tannenbaum in Mode kam, wurden Haus und Hof zu Weihnachten mit wintergrünen Mistelzweigen geschmückt. Nach Jahren der Vergessenheit ist ein Mistelzweig über der Tür wieder eine beliebte Weihnachtsdekoration. Das sieht nicht nur schön aus, dahinter verbirgt sich auch der Glaube an die Zauberkraft der Mistel-Pflanze.
Unsere Vorfahren hängten Mistelzweige zum Schutz vor Feuer und bösen Geistern an die Hauswand.

Faszination Mistelzweig – Sagen und Legenden

Die Mistel hat die Menschheit auf der Welt seit jeher fasziniert. Ihr wurden lange Zeit geheimnisvolle Kräfte zugesprochen. Die Pflanze soll Gesundheit, Fruchtbarkeit, Mut und Glück mit sich bringen. Die alten Griechen sahen in ihr ein Mittel gegen Gift. Andere Völker waren der Ansicht, dass sie die Menschen beschütze. Es wurden Armbänder getragen oder Mistelzweige über den Türen zum Schutz gegen Hexen oder Geister, Feuer oder Blitzschlag angebracht.

Von den Germanen weiß man, dass sie zur Wintersonnenwende Mistelzweige als Glücksbringer abschnitten. Vielleicht übernahmen die Christen einfach diesen Brauch und schmückten an Weihnachten Haus und Hof mit den immergrünen Zweigen.

Der Weihnachtsbrauch aus England ist auch bei uns bekannt: Treffen sich ein Junge und ein Mädchen unter dem Zweig, dürfen sie sich küssen. Die weißen Mistelbeeren galten dabei früher als “Kusskugeln”: Der Junge dürfte sein Mädchen so lange küssen, wie Beeren am Zweig waren. Bei jedem Kuss wurde eine Beere runtergenommen und wenn die Beeren aus waren, musste er mit dem Küssen aufhören.

Pflanze des Monats: Mistel

Freier Winterblick in die Baumkronen – Mistelmonitoring

Unsere Laubgehölze stehen jetzt nackt in der Landschaft und gewähren ohne störendes Blattwerk freien Blick in Äste und Kronen. Die immergrünen Misteln mit ihren reifen Beeren können wir nun bei Spaziergängen durch die Grünanlagen im Bezirk gut erkennen!
Um herauszufinden, ob sich die Misteln weiter ausbreiten und ob es regionale Unterschiede gibt, haben der NABU und naturgucker.de ein Monitoring gestartet. Bis einschließlich Februar sollen Misteln gezählt und online gemeldet werden. Mitmachen kann jeder, das Monitoring soll nun jedes Jahr jeweils ab November durchführt werden. Mehr Informationen auf den Webseite des NABU.

Text: Katja Frenz, Umweltbildung

Unsere Pflanze des Monats November war das Mausohrhabichtskraut.