Tier des Monats Juni: Die Erdkröte

Erdkröte

Im Frühling, als die Temperaturen nachts konstant über fünf Grad Celsius lagen, traf ich in der Dämmerung am großen Wasserfall im Viktoriapark, die Erdkröte, die, wie zur Laichzeit üblich, nicht allein unterwegs war. Auf ihrem Rücken trug sie ihren Mann, der sich mit seinen rauen Polstern, den Brunftschwielen auf ihrem Rücken festhielt.

„Der Klammerreflex der Erdkrötenmännchen ist legendär. Er beruht auf einem Instinktverhalten, das nur einen geringen Auslösereiz benötigt“, erklärt Tom Kirschey vom NABU-Bundesfachausschuss Feldherpetologie. Anders ausgedrückt: Wenn erwachsene Männchen einen gewissen Hormonstatus erreicht haben, wird alles geklammert, was nicht bei drei auf den Bäumen ist. So kann es auch schon mal zu amüsanten Irrläufern kommen: „Ich konnte mal beobachten, wie ein Erdkrötenmännchen ein großes Hechtweibchen besteigen wollte und seine Daumen in die Augengruben gedrückt hat. Dass der Hecht wild um sich schlug, hat das heißgewordene Erdkrötenmännchen kaum beeindruckt“, schildert Kirschey.

Diese „Goldaugen“ haben in Kreuzberg ihre Heimat und lieben ihren Park schon deshalb, weil er für die Laichzeit und ihre Larven (=Kaulquappen) mit dem Wasserbecken gut geeignet ist. Beide fühlen sich in dem teilweise waldigen und mit Wiesen bedeckten Park sehr wohl und finden in alten Mauern und Steinen genug sichere Verstecke. Gerne graben sich die Tiere auch Erdlöcher.

Sie haben eine stark warzige Haut. Ihre Grundfarbe ist meist bräunlich, manchmal ins rötliche, bräunliche, olivfarbene oder gräuliche gehend. Erdkröten haben unregelmäßige, verwaschene, dunkelbraune bis rötliche Flecken. Die Bauchseite ist hell mit verschieden starker Fleckung. Erdkröten haben im Gegensatz zu Fröschen keine Schallblase.

Erdkröten kommen zwar in ganz Europa vor, sind aber sehr ortstreue Amphibien, werden auch ihre Kinder echte Kreuzberger bleiben. Sie selbst wurden in diesem Gewässer nahe der Bergmannstraße im März oder April geboren. Das bedeutet, die Laichschnüre hingen um Wasserpflanzen oder Stöcken gewickelt im Wasser und sanken mit der Zeit auf den Grund, womit sie auch für den Menschen schlecht zu erkennen sind. Die Larven der Kröten, die Kaulquappen sind etwa 26 Milimeter lang und sehr dunkel in der Färbung, schwimmen dann im großen Schwarm an der Wasseroberfläche.

Die Parkbesucher*innen können dann die Krötenkinder dabei beobachten, wie sie sich von der Kiemenatmung unter Wasser zu echten Amphibien mit Lungenatmung und Beinen entwickeln. Diese Metamorphose dauert etwa zwei bis drei Monate. Zu sehen ist in der Nähe des Laichgewässers am Wasserfall der berühmten „Froschregen“ (Massenlandgang). Überall wimmeln rund um das Gewässer Jungkröten (Metamorphlinge) herum, die zu Beginn höchstens zwölf Milimeter groß sind. Die meiste Zeit des Lebens verbringen die Kröten dann an Land.

Und wie schützt sich die Kröten denn vor Feinden?

Es gibt kaum Fressfeinde unter den wilden Stadttieren, da die Haut der Kröten ein giftiges Sekret absondert. Doch Waschbären haben gelernt, die Erdkröten zu häuten und nur das Innere zu fressen. So verlieren wir gerade zu unseren Wanderungszeiten viele unserer Art. Die Kröten bewegen sich sehr langsam und haben einen großen Aktionsradius, so dass sie vor allem den Straßentod fürchten. Auch Fahrradfahrer*innen und Hunden fallen sie oft zum Opfer.

Also sollten die Menschen auch in der Stadt zu den Wanderungszeiten besondere Vorsicht walten lassen: im März/April (Paarung), im Mai: Rückwanderung der Eltern in Landlebensraum und von Juni bis August Landgang der sehr kleinen Metamorphlinge.

Vorkommen im Bezirk: Regenrückhaltebecken und Viktoriapark sowie in Kleingärten

Kennen Sie noch mehr Habitate von Erdkröten oder anderen Amphibien in Friedrichshain-Kreuzberg? Dann bitte melden an ranger-fk@stiftung-naturschutz.de oder unter diesem link: https://www.stiftung-naturschutz.de/unsere-projekte/stadtnatur-ranger/aktionen

Hier gibt es eine gute Bestimmungshilfe für Amphibien:

https://www.stiftung-naturschutz.de/fileadmin/user_upload/pdf/Faunenschutz/Amphibien_Bestimmungshilfe_2019.pdf

Text: Katja Frenz/Fachinformationen: Janet Huber

Mehr Informationen aus dem Bereich Umweltbildung finden Sie hier.

Das Tier des Monats im Mai war die Wildbiene.