Auszug - Schwerpunktthema: Umbenennung des Gröbenufers in May-Ayim-Ufer hier: Anhörung zu folgenden Fragestellungen a) Nach wem ist das Gröbenufer benannt? - Vorstellung des Ergebnisses der Archivrecherche, die Dr. Kundler im Auftrag der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen durchgeführt hat Kurzvortrag von Dr. Joachim Kundler, Historiker b) Wer war Otto von der Gröben?Kurzvortrag von Christian Kopp, Historikerc) Wer war May Ayim?Kurzvortrag von Joshua Aikins, Politikwissenschaftler  

 
 
Öffentliche Sitzung des Ausschusses für Kultur und Bildung
TOP: Ö 3
Gremium: Kultur und Bildung Beschlussart: vertagt
Datum: Mi, 22.04.2009 Status: öffentlich
Zeit: 18:30 - 20:00 Anlass: ordentliche Sitzung
Raum: Sitzungssaal 1053
Ort: Yorckstr. 4-11
DS/0464/III Straßenumbenennung Gröbenufer
   
 
Status:öffentlich  
 Ursprungaktuell
Initiator:B'90 Die GrünenVorsteherin
  Burkert-Eulitz, Marianne
Drucksache-Art:AntragBeschluss
 
Wortprotokoll

Zu Frage a) Nach wem ist das Gröbenufer benannt

Zu Frage a) Nach wem ist das Gröbenufer benannt?
Dr. Joachim Kundler vom „Institut für Kommunikationsgeschichte und historische Forschungen“ recherchierte im Auftrag der BVV - Fraktion Bündnis 90/Die Grünen, nach wem das Gröbenufer benannt worden ist. Er erläuterte dem Ausschuss die Ergebnisses seine Archivrecherche.

 

Fazit:
Die angeführten Quellen weisen zweifelsfrei nach, dass die Kreuzberger Straße „Gröbenufer“ nach Otto Friedrich von der Gröben (1656-1728) benannt worden ist.

Die Quellen belegen eindeutig, dass Wilhelm II. im Jahre 1895 mit der Uferbenennung Otto Friedrich von der Gröben explizit in seiner Eigenschaft als „dem ersten Brandenburgischen Colonial-Gouverneur“ und als  „Erbauer der Feste Gross-Friedrichsburg an der Küste von Guinea“  geehrt hat.

Zu Frage b) Wer war Otto von der Gröben?
Es folgte ein Kurzvortrag von dem Historiker Christian Kopp zum Thema „Wer war Otto Friedrich von der Gröben?“ [Siehe Anlage 1a und 1b]

 

Fazit:
Otto Friedrich von der Gröben war
- brandenburgisch-preußischer Offizier und Söldner
- erster brandenburgischer  Kolonialgouverneur und Sklavenhändler im kurfürstlichen Auftrag, vermutlich auch privat
- Begründer „Großfriedrichsburgs“, dem brandenburgischen Stützpunkt für den Sklavenhandel in Afrika.
Dem brandenburgischen Sklavenhandel fielen bis zu 30.000 Menschen zum Opfer.

Zu Frage c) Wer war May Ayim?

Es folgte ein power-point-Vortrag des Politikwissenschaftlers Joshua Aikins „Wer war May Ayim(1960-1996)?“

Fazit:
May Ayim war

-          deutsche Dichterin, Pädagogin und Aktivistin der afrodeutschen Bewegung

-          lebte ab 1984 in Berlin, wo sie eine Ausbildung als Logopädin machte und als Lehrbeauftragte an der Alice-Salomon Fachhochschule arbeitete

-          Diplomarbeit (1986) über die Geschichte Afrodeutscher

-          Pionierin der Weißseinsforschung in Deutschland.

 

Verständnis- und Sachfragen wurden gestellt und so weit es ging beantwortet.
Es soll insbesondere recherchiert werden:
- von welchem Hochhaus sich May Ayim 1996 zu Tode stürzte,
- genaue Adresse ihres Kreuzberger Wohnsitzes
- in welchem Zeitraum sie in Kreuzberg gelebt hat
- ob sie ihre Diplomprüfung tatsächlich abgelegt hat (ihr Professor hatte sich geweigert ihre Diplomarbeit über Rassismus in Deutschland anzuerkennen mit der Begründung, in Deutschland gebe es keinen Rassismus.)

 

Folgende Tischvorlagen wurden verteilt:

-          Für jede Fraktion eine Kopie des Schreibens des Ministeriums für öffentliche Arbeiten vom 14.02.1895 an Wilhelm II. mit der Liste der Namensvorschläge für Straßenbenennungen - in Punkt 4 wird Otto F. von der Gröben für die Uferstraße vorgeschlagen - und eine Kopie der Ernennungsurkunde des Polizeipräsidiums;

-          Kopien der Expertise „Benennung des Gröbenufers in Berlin-Kreuzberg“ vom 20.04.09 von Dr. Joachim Kundler

-          Schreiben der Stadträtin vom 22.4.09, das die Beratungsfolge der Gedenktafelkommission darstellt.
Die Ausschussvorsitzende, die zugleich Mitglied der Gedanktafelkommission ist, merkt an, dass in diesem Schreiben die beschlossene Empfehlung der Gedenktafelkommission zum Gröbenufer vom 17.02.09  nicht bzw. nicht korrekt wiedergegeben ist.
Sie zitiert aus dem Protokoll  der Sitzung der Gedenktafelkommission vom 17.02.09:
Unter TOP 7  „Straßenumbenennung Gröbenufer (BVV-DS-Nr. 464/III) heißt es dort: „abschließende Diskussion anhand der Besprechungsunterlage, Empfehlung an den Kubi: Gedenktafelkommission stimmt der Straßenumbenennung mehrheitlich nicht zu. Das Thema Gröbenufer und die Familie Gröben werden Thema einer Wechselausstellung in der Doppelkaianlage.“

 

Es folgte eine lange Verfahrensdebatte darüber, ob die DS 464/III erneut in die Gedenktafelkommission überwiesen werden soll, die erst durch Abstimmung beendet wurde.

Beschluss: Der Antrag auf Rücküberweisung der DS 464/III in die Gedenktafelkommission wurde abgelehnt (5/5/1).

 

Durch Gäste wurden neue Vorschläge zur Benennung des Gröbenufers eingebracht. [Siehe Anlage 2]

 

 
 

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