Roma* Day 2025
Am 8. April wird der internationale Roma* Day begangen – ein Tag des Gedenkens und der Sichtbarkeit. Dieser Tag erinnert an den ersten Welt-Roma*-Kongress, der am 8. April 1971 in London stattfand und ein bedeutender Meilenstein für die politische und kulturelle Selbstbestimmung der Roma* war. Delegierte verschiedener Communities beschlossen damals zusammenzuarbeiten und wesentliche Symbole wie die Roma*-Flagge und die Hymne “Gelem, Gelem” zu etablieren.
Trotz starker Widerstände erzielten Roma*-Organisationen und Aktivist*innen entscheidende rechtliche, soziale und kulturelle Fortschritte. Dazu gehören u.a. im Jahr 1982 die juristische Anerkennung des nationalsozialistischen Völkermords an Sinti* und Roma* und ihre Bestätigung auf EU-Ebene in 2016, die Institutionalisierung von Selbstvertretungsorganisationen, etwa durch die Gründung und Etablierung des Zentralrats Deutscher Sinti* und Roma*, die politische und rechtliche Anerkennung der deutschen Sinti* und Roma* als nationale Minderheit in 1997, die Durchsetzung der Eigenbezeichnungen „Sinti“ und „Roma“ und die Schaffung von Gedenkorten und Gedenktagen.
Das langjährige, beharrliche Engagement der Selbstvertretungsorganisationen trägt auch heute entscheidend dazu bei, dass geflüchtete Roma* zunehmend Aufmerksamkeit, mehr Unterstützung und bedarfsgerechte Beratung erhalten. Zeitgleich setzen sich Roma*-Communities fortwährend gegen Stereotype, Racial Profiling und diskriminierende mediale Berichterstattung ein.
Die Einrichtung von Beauftragtenstellen, Kommissionen oder Denkmälern sind wichtige Errungenschaften, die weiterhin Teil unserer Politik bleiben müssen, um Roma* aktiv und nachhaltig in gesellschaftliche Entscheidungsprozesse einzubinden und bestehende institutionelle Diskriminierungen und Ungleichheiten abzubauen.
Der Roma* Day 2025 ruft dazu auf, Haltung zu zeigen: Für Respekt, Chancengerechtigkeit und eine Gesellschaft, in der alle in ihrer Unterschiedlichkeit gehört und gesehen werden.
Auch auf lokaler Ebene setzen wir ein klares Zeichen. Mit der Öffnung bezirklicher Gremien für Selbstorganisationen, der expliziten Ansprache für Vertretungen besonders marginalisierter Communities, der Förderung von Peer-to-Peer-Angeboten sowie der kontinuierlichen Fürsprache stärkt der Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg mit dem Partizipationsbüro gezielt benachteiligte Communities und ihre strukturelle Teilhabe – darunter auch Roma* und Sinti*.
Aus dem Partizipationsbüro zum internationalen Tag gegen Rassismus
Der Kampf gegen Rassismus ist kein einmaliges symbolisches Ereignis, kein einmaliger Aktionstag – er ist eine alltägliche Aufgabe. Es geht nicht um bloße Sichtbarmachung, sondern um tiefgehende, strukturelle Veränderungen. Statt oberflächlicher Maßnahmen brauchen wir konsequente, intersektionale Strategien gegen Rassismus und Diskriminierung, soziale Ungerechtigkeit und demokratiefeindliche Entwicklungen.
Und doch nutzen auch wir den unentbehrlichen Internationalen Tag gegen Rassismus, um eine brandgefährliche Entwicklung beim Namen zu nennen:
Unsere Gesellschaft befindet sich in einem massiv regressiven Rückschritt. Zurzeit erleben wir eine systematische Einschränkung demokratischer und sozialer Errungenschaften. Die Migrationsgesellschaft an sich wird als Problem verhandelt. Rassismus und intersektionale Diskriminierungen wirken in alle gesellschaftlichen und politischen Bereiche hinein und verhindern Demokratie und (echte) Teilhabe. Während viele entmenschlichend über statt mit migrantisierten Menschen sprechen, werden die eigentlichen Krisen in den Hintergrund gedrängt: die sozialen Probleme, die Ungleichheit, der Abbau des Sozialstaats und dessen Folgen, die Klimakatastrophe, geopolitische Kriege und die erneute globale Aufrüstung.
Diese Entwicklung geht Hand in Hand mit einer zunehmenden Demokratiefeindlichkeit. Demokratische Strukturen werden vor unseren Augen systematisch abgebaut – der Schutz von Minderheiten, der Kampf gegen Diskriminierung, die Förderung einer pluralen, gerechten Gesellschaft.
Auch die Lage in Friedrichshain-Kreuzberg spitzt sich zu. Dabei ist Friedrichshain-Kreuzberg ein Ort, der seit langem für Vielfalt, Widerstand und eine kämpferische Zivilgesellschaft steht – diese Tradition gilt es weiterhin zu verteidigen.
Unsere Gesellschaft ist vielfältig und das ist ihre Stärke. Es liegt an uns allen, für eine Gesellschaft einzutreten, in der die Partizipation kein Privileg, sondern ein grundlegendes Recht aller ist. Ein gerechtes Zusammenleben ist nur möglich, wenn alle Menschen unabhängig von Herkunft, Status, Religion, Geschlecht, Sexualität, körperlicher, geistiger oder mentaler Situation angstfrei leben können und gleiche Rechte und Chancen haben. Demokratie lebt von unserer Unterschiedlichkeit, von Konfliktfähigkeit, davon, dass wir sie lebendig halten und sie gemeinsam verteidigen.
Rassismus zu bekämpfen heißt, eine gerechte Zukunft zu kreieren. Jeden Tag.
Zum internationalen Frauentag aus dem Partizipationsbüro: intersektionaler Feminismus bleibt Zukunftsaufgabe!
Die Geschichte feministischer Bewegungen in Berlin zeigt: Geschlechtergerechtigkeit ist untrennbar mit Fragen von Migration, Flucht, sozialer Herkunft und Queerness verbunden. Das Berliner Partizipations- und Migrationsgesetz verpflichtet Politik und Verwaltung, diese Perspektiven nicht nur zu berücksichtigen, sondern strukturell zu verankern.
Migrantische, Refugee, queere und feministische Bewegungen haben Berlin über Jahrzehnte mitgestaltet. Migrantische Feminist*innen und Selbstorganisationen haben Schutzräume aufgebaut, für rechtliche, soziale und politische Teilhabe gestritten und Stadtentwicklung aktiv geprägt. Besetzungen von Häusern am Kottbusser Tor oder des Oranienplatzes zeigen eindrücklich: Die Kämpfe für Wohnraum, Bleiberecht, gesellschaftliche Teilhabe und Anerkennung sind auch feministische Kämpfe.
Doch was über lange Jahre erkämpft wurde, steht heute wieder auf dem Spiel. Migrationsfeindliche und antifeministische Strömungen gewinnen an Einfluss und stellen Errungenschaften infrage, die als selbstverständlich galten. Während klassenübergreifende feministische Bewegungen in den 1990er und frühen 2000er Jahren bereits weitreichende Debatten über Intersektionalität, reproduktive Rechte und geschlechtliche Vielfalt führten, erleben wir heute einen Backlash: Verschärfung im Asyl- und Sozialrecht, zunehmende geschlechtsspezifische Gewalt und Angriffe auf feministische und antirassistische Strukturen. Insbesondere Frauen und queere Personen, die Mehrfachdiskriminierungen ausgesetzt sind, sind davon betroffen. Diese Entwicklungen zeigen: gesellschaftliche Fortschritte sind nicht unumkehrbar.
Auch Institutionen sind kein unveränderliches Naturgesetz, sie sind das Ergebnis von Aushandlungsprozessen. Was heute als Recht oder selbstverständlich gilt, kann morgen wieder eingeschränkt oder abgeschafft werden. Es reicht nicht, sich auf bestehende Strukturen zu verlassen – Demokratie muss aktiv verteidigt, weiterentwickelt und geschützt werden.
Die Pluralität der Stimmen im Bezirk, die gelebte Solidarität, die erkämpften Strukturen der Antidiskriminierungsarbeit und die migrantischen Selbstorganisationen zeigen, wie eine gerechte und vielfältige Gesellschaft aussehen kann. Der Bezirk ist ein Ort, der wichtige Impulse für eine gleichberechtigte, demokratische Zukunft gibt. Eine Zukunft, in der wir nicht nur gegen Ausschlüsse kämpfen, sondern Räume schaffen, in denen die Grund- und Menschenrechte aller Menschen unabhängig von Herkunft, Geschlecht oder aktuellem Aufenthaltsstatus nicht nur anerkannt, sondern selbstverständlich geachtet und gelebt werden.
Wir bleiben dran! Gemeinsam anders machen wir einen Unterschied – mit Ihnen treten wir in Friedrichshain-Kreuzberg für eine Zukunft ein, in der intersektionaler Feminismus nicht nur eine Forderung, sondern gelebter Alltag ist.