Vorstellung Jugendfreizeiteinrichtung Wasserturm

Wasserturm in der Rosegger-Schule

Ein sonniger Dienstag im September: Um 14 Uhr stürmt eine vierte Klasse der Lenau-Grundschule auf den Hof der ehemaligen Rosegger-Schule. Hakan Aslan trägt die Pedalo-Teamspiel-Box aus dem Haus und erklärt den Mädchen und Jungen, was zu tun ist. Die Kinder stehen mit den bunten Schnüren im Kreis und müssen gemeinsam durch Koordination und gute Absprache mit ihrem Netz mehrere Holzelemente aufheben und einen Turm daraus bauen. Nach ein paar Minuten haben die Schüler*innen raus, wie sie sich in der Gruppe absprechen und zusammenarbeiten müssen, damit es funktioniert. Solche Kooperationen mit umliegenden Grundschulen sind wichtig. So lernen die Schüler*innen den „Wasserturm“ im Rahmen von Ausflügen im Klassenverband kennen.

Sabine Blankenheim schaut ihrem Kollegen und der Schulklasse von der Bank unter einem Baum aus zu und freut sich, dass sie den Hof hier zumindest für einige Aktivitäten nutzen können, auch wenn es immer ein mühseliges treppauf, treppab aus dem ersten Stock für alle bedeutet. Die Leiterin des Jugend-, Kultur und Kommunikationszentrums Wasserturm hadert noch etwas mit dem Ausweichstandort, an dem sie für die Dauer der Sanierung ihrer Einrichtung untergebracht sind. „Wir bespielen hier einen Lost Place. Das ist nicht immer so einfach!“

Wasserturm Leiterin Blankenheim

Einrichtungsleiterin Sabine Blankenheim

Seit Anfang des Jahres können sie für die offene Kinder- und Jugendarbeit im Bergmannkiez drei große Räume im alten Schulgebäude nutzen. In ihrem eigentlichen Haus, dem Wasserturm in der Kopischstraße, sind es zwölf. „Im Wasserturm ist es ein bisschen offener. Dadurch dass wir dort auch das Erdgeschoss und die Außenfläche viel nutzen, ist es viel einladender. Da kommt eher mal jemand im Vorbeigehen kurz rein, um hallo zu sagen.“ Aber so langsam sind das Team und die Jugendlichen in der Bergmannstraße angekommen, wo sie voraussichtlich bis Frühjahr 2023 sitzen werden. „Vor ein paar Wochen haben wir ein Nachbarschaftsfest im Hof veranstaltet, zu dem 130 Familien aus dem Kiez kamen“, erzählt Sabine Blankenheim. Erstaunlich sei, wie viele neue Menschen sie am Standort hier kennenlernen würden. „Dabei sind wir nur 300 Meter vom Wasserturm entfernt. Aber trotzdem erreichen wir nun eine andere Zielgruppe.“

Die gelernte Erzieherin Sabine Blankenheim arbeitet seit 1999 im Wasserturm. Als 2018 ihr langjähriger Kollege in den Ruhestand ging, bewarb sie sich auf die Leitung. „Ich dachte mir, bevor mir jemand vor die Nase gesetzt wird, mache ich das doch lieber selbst.“ In den 22 Jahren, in denen sie hier im Kiez arbeitet, habe sich dieser extrem verändert. „Durch die Sanierungen der Altbauten sind die Mieten gestiegen. Viele Familien von früher sind weggezogen, Richtung Gropiusstadt und Rudow. Junge Erwachsene, die hier aufgewachsen sind, finden hier in der Gegend keine Wohnung mehr. Die Mischung hat sich verändert.“

Wasserturm Schulhof

Den Wasserturm gibt es als Freizeiteinrichtung seit 1984. Er wurde damals als Verein von Bürger*innen des Kiezes gegründet, die die Notwendigkeit eines Jugendfreizeitangebots in ihrer Region erkannt hatten. Das DTK Wasserturm ist in der heutigen Form 2002 entstanden, als zwei Einrichtungen zusammengeführt wurden – die Kinderfreizeiteinrichtung des freien Trägers Sportjugend Berlin und die bezirkliche Jugendfreizeiteinrichtung Wasserturm. „Das war damals eher eine Zwangsheirat“, erinnert sich Sabine Blankenheim. „Aber inzwischen ist doch eine Liebesbeziehung daraus geworden.“ Die Kooperationseinrichtung hat eine gemeinsame Zielvereinbarung und mit Sabine Blankenheim und Hakan Aslan zwei Leitungen, die zusammen auf Augenhöhe führen. Insgesamt sind sie vier Kolleg*innen und acht Honorarkräfte, die Angebote für Kinder ab zehn Jahren bieten. Die Kernzielgruppe ist zwischen zwölf und 18. Sie können zwischen vielfältigen Kursen und Projekten wählen: Akrobatik, Gitarrenkurs, Robotik, Siebdruck, Nähgruppe, Graffiti, freies Schreiben, Holzwerkstatt, eine Streetdance- und eine Theatergruppe. Die Besucher*innen können sich ausprobieren und selbst herausfinden, welche Aktivitäten ihnen Spaß machen.

Das Stammpublikum umfasst etwa 200 Kinder und Jugendliche. „Es ist ein ständiges Kommen und Gehen, da wir ja eine Einrichtung mit offenen Angeboten sind.“ Vor der Pandemie kamen täglich etwa 50 Kinder und Jugendliche. Durch den Umzug und die Corona-Einschränkungen sind es aktuell weniger, rund 30. „Durch Corona ging lange Zeit einfach nichts. Jetzt kehren wir langsam wieder zurück. Die Jugendlichen müssen erstmal alle wissen, dass wir wieder da sind. Ab Herbst, wenn die Tage wieder kürzer werden, werden es sicher wieder mehr.“ Aufgrund der Infektionsschutzbestimmungen funktionieren viele Angebote aktuell nur mit Voranmeldung. „Dadurch haben wir aktuell mehr Mädchen im Haus als früher. Die sind einfach besser im Termine machen und einhalten“, erzählt Sabine Blankenheim.

Die Einbeziehung der Nachbarschaft, auch der Erwachsenen, ist dem Team des Wasserturms seit jeher ein großes Anliegen. „Wir schließen den Kiez nicht aus. Wir haben nichts dagegen, dass sich auch Eltern mal kurz anschauen, wo und mit wem ihre Kinder die Freizeit verbringen.Und auch Initiativen und Vereine aus der Umgebung sind bei uns immer willkommen. Diese Vernetzung ist uns sehr wichtig.“ Daher sei es schade, dass sie aufgrund der Sanierung aktuell keine Räumlichkeiten hätten, die sie anderen zur Verfügung stellen könnten, für Theaterproben oder Klavierabende. „Wenn hier zwei Rentner vorbeikommen möchten und bei uns Tischtennis spielen oder eine Mutter und ihr kleines Kind mal kickern wollen, dann sollen sie das machen. Das steigert doch die Akzeptanz im Kiez.“

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Die Vorstellung der Kinderfreizeiteinrichtung “Känguruh” finden Sie hier.