Schwerpunkteinsatz des Ordnungsamtes in der Oranienstraße

Schwerpunkteinsatz des Ordnungsamtes in der Oranienstraße

Freitagabend, 18 Uhr, Oranienstraße in Kreuzberg: Es ist einer der ersten Frühlingabende in Berlin. Obwohl es noch nicht so richtig warm ist, zieht es die Menschen nach draußen. Viele sind auf dem Weg zum Abendessen oder sitzen in oder vor einem der vielen Lokale.

Das Ordnungsamt sorgt für Spektakel vor den Fenstern der Restaurants und Kneipen. Während die meisten ihr Feierabendbier genießen, beginnt für den Außendienst des Ordnungsamtes am Heinrichplatz der Schwerpunkteinsatz mit einem Abschleppunternehmen.

Zweimal die Woche bestellt das Ordnungsamt für zwei Stunden einen Abschleppwagen mit Fahrer*in vor, um so falschparkende Autos schneller umsetzen zu können. Heute Abend haben sich die drei Kolleg*innen die Oranienstraße zwischen Heinrichplatz und Adalbertstraße vorgenommen. In der Mariannenstraße wartet bereits der Abschlepper auf seinen Einsatz. Gleich am Treffpunkt steht an jeder Straßenecke mindestens ein Fahrzeug ordnungswidrig auf dem Fahrradstreifen.

Doch bevor der Abschlepper eines der Autos aufladen und wegbringen darf, müssen die Außendienstmitarbeiter*innen erstmal den*die Halter*in ermitteln. Denn: Wenn der*die Besitzer*in um die Ecke wohnt, müssen sie erstmal dort klingeln und darum bitten, das Auto selbst umzusetzen.

Es vergehen also ein paar Minuten, bis der Abschleppwagen zum Einsatz kommt. Genau in dem Moment, in dem das erste Fahrzeug in der Mariannenstraße vom Radweg angehoben werden soll, kommt der Fahrer – mit einem in Alufolie gewickelten Döner in der Hand. Das wird ein teures Abendessen. Denn auch eine begonnene Umsetzung kostet den Falschparkenden, mindestens 130 Euro.

Beim Mercedes ein paar Meter weiter das gleiche Spiel. Kaum ist das Abschleppfahrzeug vorgefahren, taucht der Besitzer des Autos auf – und ist wenig amüsiert. Er findet, das Abschleppen seines Wagens sei unverhältnismäßig, schließlich würden hier doch ständig Leute in der zweiten Reihe parken. Das habe er immerhin nicht gemacht. Verständnis für die Gefährdung der Radfahrer*innen hat er nicht.

Auf der anderen Straßenseite geht es weiter. Endlich hat der Abschleppwagen das erste Auto am Haken. Dieses muss jetzt erstmal weggebracht werden. Parkplätze, auf denen abgeschleppte Fahrzeuge abgestellt werden, gibt es in der Innenstadt nicht. Stattdessen sucht der Fahrer des Abschleppwagens auf gut Glück nach einem freien Parkplatz in der Gitschiner Straße. Es dauert eine Weile, bis er zurückkommt.

Währenddessen machen die Ordnungsamtsmitarbeiter*innen mit den Halterabfragen der anderen falsch geparkten Fahrzeuge weiter. Davon gibt es einige: Es stehen Autos auf Radsteifen, in Kreuzungsbereichen, im Halteverbot und im Haltebereich fast jeder Bushaltestelle. Immer wieder tauchen die Halter*innen plötzlich an ihren Autos auf, wenn das Ordnungsamt zu sehen ist.

Ein Autobesitzer wohnt direkt in der Adalbertstraße, in der er sein Auto im Halteverbot abgestellt hat. Daher darf das Auto nicht gleich abgeschleppt werden. Stattdessen muss die Mitarbeiterin des Ordnungsamtes bei ihm klingeln, ihn darauf hinweisen, dass sein Auto ordnungswidrig abgestellt ist und ihn bitten, dies wegzufahren. All das kostet Zeit. Zeit, in der sie sich nicht um die anderen ordnungswidrig abgestellten Fahrzeuge kümmern kann.

Obwohl die Oranienstraße einer der Kontrollschwerpunkte im Bezirk ist, ist für das Ordnungsamt kein Lerneffekt der Autofahrer*innen zu erkennen. Dabei schlägt eine Umsetzung für den*die Halter*in mit knapp 200 Euro zu Buche. Das sollte eigentlich einen abschreckenden Effekt haben.

An diesem Abend werden bis 19.45 Uhr fünf Fahrzeuge umgesetzt. Sechs Falschparker*innen kommen zu ihrem Wagen, bevor diese abgeschleppt werden. Außerdem werden sechs Ordnungswidrigkeiten im ruhenden Verkehr festgestellt. Der Einsatz wird eine halbe Stunde früher als geplant beendet. Aufgrund einer Demo am Kottbusser Tor staut sich der Verkehr. Der Abschleppwagen kommt nicht mehr weg, um die umgesetzten Fahrzeuge abzuladen.

Nächste Woche kommen die Kolleg*innen und der Abschleppwagen wieder – an falsch geparkten Autos wird es nicht mangeln.