Frauentag: Fünf Mitarbeiterinnen des Bezirksamtes im Porträt

Mehr als 2.100 Beschäftigte hat das Bezirksamt Friedrichshain-Kreuzberg. 65,4 Prozent davon sind weiblich. Anlässlich des internationalen Frauentags am 8. März wollen wir fünf Mitarbeiterinnen und ihre Tätigkeit für den Bezirk vorstellen:

Dillenberger an Arbeitsplatz

Abwechslung, Dankbarkeit und ein gutes Gefühl

Sina Dillenberger (25) arbeitet seit November 2020 in der Pandemiekoordination für Friedrichshain-Kreuzberg. Mit ihrem Studium in Gesundheitsmanagement und ihrer offenen, kommunikativen Art erfüllt sie die wichtigsten Voraussetzungen für diese Tätigkeit. „Zu Friedrichshain-Kreuzberg habe ich eine starke Bindung, weil hier mein Berlin-Werdegang begonnen hat. Ich finde es deshalb sehr spannend, hier mitwirken zu können und dabei beteiligt zu sein, die Pandemie einzudämmen. Das gibt mir ein gutes Gefühl.“

Zu ihren Aufgaben zählt vorwiegend die Betreuung von Kitas und Schulen. Das heißt, sie entwickelt Pandemiepläne mit Einrichtungen, in denen Coronainfektionen auftreten und steht bei Fragen laufend als Ansprechpartnerin zur Seite.

Außerdem arbeitet Sina Dillenberger in der Corona-Hotline und in der Kontaktnachverfolgung. „Ich habe das Gefühl, dass viele Menschen sehr gut informiert sind. In der Hotline landen deshalb nur vereinzelt allgemeine Anfragen, es kommen aktuell vor allem Fragen von Reiserückkehrer*innen, von Menschen die beruflich reisen. Die Erfahrung, die ich in den letzten Monaten machen konnte ist, dass unsere Arbeit sehr wertgeschätzt wird. Ich bin positiv überrascht, wieviel Dankbarkeit uns entgegengebracht wird.“

Sina Dillenberger schätzt den starken Zusammenhalt im Team. Zwei mal pro Tag findet eine Besprechung statt, in der Aktuelles sowie wichtige Änderungen von Vorschriften besprochen werden. Auch die Abwechslung in ihrem Beruf gefällt ihr: „So dynamisch wie die Pandemie ist, so dynamisch sind auch unsere Prozesse. Das ist aber auch das Spannende daran, denn jeder Tag ist anders und wir haben gelernt, unsere Arbeit daran anzupassen. In der kurzen Zeit, in der ich hier bin, konnten wir Prozesse stark optimieren und wir sind digitaler geworden.“

Ob es nicht sehr anstrengend ist, sich nicht nur privat, sondern auch beruflich mit der Pandemie zu beschäftigen? „Am Ende eines Tages hat man sehr viele Gespräche geführt und der Kopf ist manchmal voll. Um einen Ausgleich zu haben, sind mir dann Gespräche mit Freunden oder Familie und mein Sport sehr wichtig. Ich gehe dann Laufen oder fahre eine extra Runde mit dem Fahrrad, um einen Ausgleich zu haben.“

Carola Jungfer an ihrem Arbeitsplatz in der Schlesischen Straße

Vom Kindergarten ins Ausbildungsbürgeramt

Carola Jungfer (56) ist stellvertretende Leiterin des Ausbildungsbürgeramtes in der Schlesischen Straße. Nicht alle, die im Bezirksamt arbeiten, haben automatisch einen Verwaltungshintergrund und eine Ausbildung im öffentlichen Dienst absolviert. In der Behörde sind zunehmend Quereinsteiger*innen im Einsatz.

Zu ihnen gehört auch Carola Jungfer. Sie hat 25 Jahre im Kindergarten als Erzieherin gearbeitet, bevor sie aus gesundheitlichen Gründen eine Umschulung zur Bürokauffrau machte. Im Anschluss an die Umschulung machte sie ein Praktikum im Bürgeramt in der Frankfurter Allee und blieb. Seit 2016 arbeitet sie im Ausbildungsbürgeramt, das damals ganz neu war. Vier Kolleg*innen leiten dort bis zu zehn Auszubildende gleichzeitig an, die dort alle Dienstleistungen des Bürgeramtes kennenlernen und bearbeiten dürfen. Von Kitakindern zu Auszubildenden – Carola Jungfer freut sich, dass sie weiterhin mit jungen Menschen zusammenarbeitet: „Sie sind zwar etwas größer als früher, dafür begleite ich sie immer nur ein halbes Jahr. Auf jeden Fall macht es Spaß, Wissen zu vermitteln jungen Menschen etwas beizubringen.“

Zweimal im Jahr wechselt die Azubi-Belegschaft, im Februar und im September. Gerade vorige Woche hat Carola Jungfer sieben neue Auszubildende aus dem ersten Lehrjahr begrüßt, die in den nächsten sechs Monaten drei Tage die Woche von ihr lernen, was zur Arbeit im Bürgeramt dazu gehört. „Das Tolle für die Jugendlichen ist: Sie dürfen quasi alles selbst machen. Deshalb sind sie sehr motiviert. Nur wenn ein neuer Datensatz im System angelegt werden muss, weil jemand neu nach Berlin zieht, dann übernehme ich“, erklärt Carola Jungfer. Ein großer Vorteil sei es, dass im Bürgeramt für alle Dienstleistungen die gleiche Software verwendet würde, die deutschlandweit im Einsatz ist.

Die Arbeit mit den Auszubildenden mache ihre Tätigkeit abwechslungsreich. Hinzu kommt, dass sich auch an den Dienstleistungen immer mal etwas verändert, aktuell etwa die Gültigkeitsdauer von Kinderreisepässen. „Es ändert sich immer mal etwas. Auch ich lerne nie aus. Ich muss auf dem neuesten Stand sein und das Wissen weitergeben. So wird es nicht eintönig.“

Besonders gefällt ihr an der Tätigkeit, dass sie täglich die Erfolge ihrer Arbeit sehen könne, wenn sie die Auszubildenden bei der Arbeit sieht. Mit dem Ausbildungsbürgeramt könne man die jungen Menschen wunderbar für die Arbeit im Bürgeramt begeistern. „Die Azubis kommen sehr gern für eine Station zu uns, weil sie so viel selbst machen dürfen“, erklärt Carola Jungfer. Viele kehren nach der abgeschlossenen Ausbildung gern in den Bereich Bürgeramt zurück. Auf Anhieb fallen ihr neun junge Kolleg*innen ein, die nach erfolgreicher Ausbildung feste Stellen im Bürgeramt angenommen haben.

Damit die Auszubildenden auch Einblicke in die Arbeit anderer relevanter Behörden bekommen, organisiert Carola Jungfer fürs Ausbildungsbürgeramt regelmäßig Exkursionen, wie beispielsweise zur Bundesdruckerei. „So bekommen die jungen Kolleg*innen weitere Einblicke und können vor Ort Fragen stellen.“

Die Bürger*innen, die ins Ausbildungsbürgeramt kommen, wüssten zu 90 Prozent, dass sie in einem besonderen Bürgeramt sind und hätten viel Verständnis. Stolz ist sie auch auf die Bewertungen. „Auf Google schneiden wir besser ab als andere Bürgerämter“, sagt Carola Jungfer.

Und ihre Lieblingsdienstleistung? „Ich mag Reisepässe und Personalausweise“, sagt Carola Jungfer und lacht. „Bei denen muss man genau aufpassen und alles ordentlich erklären. Darum gibt sie den Auszubildenden für ihre Lieblingsdienstleistung auch selbst die große Schulung.

Koller in der Mittelpunktbibliothek Adalbertstraße

Bibliothek mit Robotern und Escape-Spielen

Elisabeth Koller (29) ist seit fünf Jahren Kinderbibliothekarin an der Mittelpunktbibliothek in der Adalbertstraße. Als studierte Bibliotheks- und Informationsmanagerin arbeitet sie neben der Beratung und Betreuung auch an der Entwicklung und Umsetzung zahlreicher Konzepte und Projekte, um Kindern Spaß am Lesen und Lernen zu vermitteln. Und das mit Begeisterung, wie im Gespräch mit ihr schnell klar wird.

Da Kinder derzeit nicht oder nur sehr kurz für einen Leihvorgang in die Bibliothek kommen können, hat Elisabeth Koller mit ihren Kolleg*innen ein Online-Escape-Spiel entwickelt. „Ich wollte das schon sehr lange ausprobieren, weil ich selbst Escape-Spiele mag. Da wir einige Wochen geschlossen hatten, konnten wir uns solchen Projekten widmen. Auch wenn Kinder aktuell nicht zu uns kommen können, wollen wir Angebote für sie schaffen und für sie da sein.“ So wie auch für geflüchtete Kinder, für die ein Online-Leseklub angeboten wird.

Elisabeth Koller arbeitet viel gemeinsam mit Kitas und Schulen. So bringt sie Schüler*innen auch Technik oder Programmiersprachen näher: „Wir wollen ein Gefühl dafür vermitteln, wie das Programmieren funktioniert. Dafür haben wir zum Beispiel Roboter, die mit Farbcodes so programmiert werden können, dass sie sich im Kreis drehen oder schneller beziehungsweise langsamer fahren. Wir hatten einmal ein Nachmittagsangebot für Kinder der 5. und 6. Klasse, mit denen wir mit Scratch programmiert haben, einer Sprache, die für Kinder entwickelt wurde und mit denen kleine Spiele erstellt werden können.“

Für einen spielerischen Zugang zu Büchern gibt es zahlreiche Angebote, wie zum Beispiel Tablet-Ralleys für die 4. bis 6. Klasse. „Dabei verteilen wir Bücher in der Bibliothek. Mit einem Tablet müssen Bücher gesucht werden, auf denen ein QR-Code klebt. Der muss eingescannt und eine Frage zum Buch beantwortet werden. Für die Jüngeren ist unser Standardprogramm das Bilderbuchkino. Dabei lesen wir eine Geschichte vor, während mit einem Beamer Bilder an die Wand projiziert werden. Anschließend gibt es immer eine Aktion dazu.“

Auch zahlreiche freie Angebote, die nicht in Kooperation mit Kitas und Schulen stattfinden, bietet die Mittelpunktbibliothek Adalbertstraße an. Nachmittags wird eine Hausaufgabenbetreuung angeboten, derzeit Online. Normalerweise gibt es einmal pro Woche ein Vorleseangebot, was derzeit pandemiebedingt nicht möglich ist. Dafür kann der Lesegarten hinter der Bibliothek an warmen Tagen bald wieder genutzt werden. „Hier verbringe ich auch gern mal meine Mittagspause“, verrät uns Elisabeth Koller.

Laser mit Baum

Leidenschaft für Bäume

Marlies Laser (43) ist eine der vier Baumingenieur*innen im Straßen- und Grünflächenamt. Bevor sie am Bezirksamt Friedrichshain-Kreuzberg gelandet ist, hat sie als Fachagrarwirtin in der Baumpflege gearbeitet, war fünf Jahre in der Baumabteilung in Neuseelands Hauptstadt Wellington tätig und hat einen Bacherlor in Landschaftsnutzung und Umweltschutz.

Ein vielseitiger Hintergrund, über den sich die 40.000 Bäume in Friedrichshain-Kreuzberg glücklich schätzen können, denn sie werden von Marlies Laser betreut. Hauptsächlich geht es bei ihrer Arbeit darum, die Verkehrssicherheit und den Bestandserhalt der Bäume zu koordinieren. Weitere wichtige Aufgabe ist die Organisation von Neupflanzungen. Daneben gibt es immer wieder Sonderprojekte, wie beispielsweise die Ausgabe von Gießsäcken zur Bewässerung von Bäumen im letzten Sommer.

Die Leidenschaft für Bäume führt Marlies Laser auf ihren Berliner Hintergrund zurück: „Ich glaube, als Berlinerin spürt man den Kontrast zwischen den urbanen Räumen und den Grünflächen sehr stark. Ich habe schon immer gerne Zeit in der Natur und mit Bäumen verbracht.“ Beruflich verbringt sie den Großteil ihrer Zeit im Büro. „Aber wir sind mehrmals pro Woche draußen und es gibt immer wieder Termine vor Ort.“

Ob man bei diesem Beruf in der Freizeit im Bezirk unterwegs sein kann, ohne die Bäume im Fokus zu haben? „Die Berufskrankheit habe ich tatsächlich, dass ich Bäume immer mit zwei verschiedenen Augen betrachte. Einerseits genieße ich, dass sie schön sind und andererseits habe ich einen kritischen Blick darauf, ob etwas verbessert werden könnte, ob alles verkehrssicher ist.“

Besonders am Herzen liegen Marlies Laser die alten Bäume sowie die Neuanlage von nachhaltigen Baumstandorten, die dem Nutzungsdruck des dicht besiedelten Bezirks standhalten und klimaangepasst sind. Denn Bäume haben es in einer Stadt nicht ganz leicht, wie sie erklärt: „Der Nutzungsdruck in Berlin hat sich über die letzten Jahrzehnte deutlich verschärft. In Friedrichshain-Kreuzberg wird jedes Fleckchen an Freifläche stark genutzt. Auch der Klimawandel spielt eine Rolle, da sich Niederschlag nicht mehr so gleichmäßig über das Jahr verteilt, was sich in Starkregenereignisse äußert, sodass die Bäume das Wasser gar nicht mehr aufnehmen können. Außerdem werden die Winter immer wärmer und die Sommer immer heißer.“

Solfrian am Arbeitsplatz

Innovationen für die Stadt von morgen

Rebecca Solfrian (46) hat Raumplanung in Dortmund studiert und ist seit Herbst 2019 im Fachbereich Stadtplanung des Stadtentwicklungsamts tätig. Davor hat sie viel Projektwissen und Berufserfahrung in den Bereichen Stadtsanierung und partizipative Stadtentwicklung gesammelt.

Einen großen Teil ihrer Arbeit widmet sie dem Projekt „Sanierungsgebiet Rathausblock“, einem 13,5 Hektar großem Areal, auf dem sich auch das ehemalige Rathaus Kreuzberg befindet. Rebecca Solfrian begleitet dabei vor allem die Themenfelder Freiraum und Ökologie. Hier steht in einem nächsten Schritt die Ausschreibung eines Freiflächen- und Entwässerungskonzepts an und die Begleitung des energetischen Quartierskonzeptes. Darüber hinaus ist sie im Gebiet der südlichen Friedrichstadt in die Entwicklung und Betreuung des Schulstandortes der Kurt-Schumacher Schule eingebunden.

Als Besonderheit bei der Entwicklung des Rathausblocks sieht Rebecca Solfrian den dafür geschaffenen Zukunftsrat: „Die Entscheidung der Entwicklungsschritte treffen wir gemeinsam nach Konsensprinzip im Zukunftsrat. Darin werden Vertreter*innen der Zivilgesellschaft, der BIM, dem Bezirk, dem Senat und der WBM als Wohnungsbaugesellschaft entsendet. Das macht das Projekt einerseits sehr innovativ und spannend, andererseits manchmal sehr aufwendig und fordernd, da Abstimmungen viel Zeit brauchen.“

Die Arbeit als Stadtplanerin in Berlin ist sehr vielschichtig. Das führt sie auf die Dynamik in der städtischen Entwicklung zurück: „Wenn wir die Entwicklung in Berlin der letzten 20 Jahren rückwirkend betrachten, sehen wir, dass viel an Infrastruktur verkauft wurde. Deshalb fehlen uns heute leider auch Flächen. Auch Corona wird Auswirkungen haben. Vielleicht könnten Bürostandorte durch vermehrtes Home Office neu genutzt werden.“

Rebecca Solfrian ist froh, dass sie am Bezirksamt Friedrichshain-Kreuzberg gelandet ist: „Ich lebe schon lange in Berlin, wohne in Friedrichshain und arbeite in Kreuzberg. Ich mag es auch, mit dem Fahrrad zur Arbeit fahren zu können und keinen weiten Arbeitsweg zu haben.“ Am wohlsten fühlt sie sich in ihrem unmittelbaren Wohnumfeld, im Boxhagener Kiez: „Wir haben eine ruhige, schöne Straße mitten im wilden Gewühl. Ich bin ungefähr 2000 nach Berlin gekommen, auch damals schon nach Friedrichshain. Ich bin zwar ein bisschen umhergewandert, aber Friedrichshain gefällt mir schon sehr gut.“

Woran Rebecca Solfrian im Sanierungsbiet Rathausblock arbeitet, wünscht sie sich auch für den gesamten Bezirk: „Dass wir noch nachhaltiger werden. Ich finde den Umbau hin zu mehr und sichereren Radwegen sehr gut, obwohl ich selbst auch manchmal mit dem Auto unterwegs bin. Außerdem liegt mir als Kleingärtnerin am Herzen, dass Bäume und das Stadtgrün mehr Aufmerksamkeit bekommen.“